Der Schriftsteller Lloyd Jones wurde 1955 in Lower Hutt nahe der neuseeländischen Hauptstadt Wellington geboren. Er gilt es einer der fulminantesten zeitgenössischen Autoren seines Landes und machte sich des Weiteren als Essayist, Herausgeber und Journalist einen Namen.
Nach dem Studium der Politikwissenschaften an der Victoria University in Wellington, arbeitete Jones zunächst als Journalist. Als Reporter und Korrespondent bereiste er die unterschiedlichsten Länder Asiens, Europas und der USA. Seine Erfahrungen und Erlebnisse verarbeitete er später in einigen seiner Romane. Jedoch findet auch sein Heimatland Neuseeland immer wieder Platz in seinen Werken. So schildert sein Erstlingswerk „Gilmore’s Diary“ (dt. Gilmores Milchladen), das 1985 erschien, mit viel schwarzem Humor vor dem Hintergrund des Alltagslebens einer kleinen neuseeländischen Gemeinde, das Leben eines jungen Mannes, welcher in Konflikt mit den Traditionen seines Heimatortes gerät.
Jones besonderes Interesse gilt dem Ungewöhnlichen, Absurden und Fantastischen, das sich entschieden verändernd, stürzend oder kontrovers auf die Realität auswirkt. Den Absurditäten seiner Heimat widmete Jones sich beispielsweise ausführlich in dem Erzählband „Swimming to Australia“ (dt. Nach Australien schwimmen, 1991). Der erste Roman, der auch ins Deutsche übersetzt wurde, erschien 1993 unter dem Titel „Biografi: An Albanian Quest“ („Der Mann, der Enver Hodscha war“, 1994). Hier verarbeitet Jones die Erlebnisse seiner Reise nach Albanien, in deren Rahmen er nach dem Doppelgänger des gestürzten Diktators Enver Hodscha recherchierte.
Weitere realistisch angehauchte Romane erschienen, jedoch der große internationale Durchbruch gelang Jones erst 2006 mit der Veröffentlichung von „Mister Pip“ („Mister Pip“, 2008). Der Roman spielt vor dem Hintergrund des Bürgerkrieges von Papua-Neuguinea, den Jones als Journalist miterlebte und schildert aus der Perspektive der 13-jährigen Matilda die Bemühungen des Lehrers Mr. Watts inmitten der Kriegswirren die Macht der Fantasie, die durch Literatur transportiert wird, zu vermitteln. Für diesen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie den Commonwealth Writers‘ Prize (2007), die Montana Medal for Fiction (2007) und war in der engeren Wahl des Man Booker Prize (2007). Ab August desselben Jahres war Jones ein Jahr zu Gast in Berlin im Rahmen des Programms Creative New Zealand Berlin Writers’ Residency. Im August 2012 erschien in Deutschland sein neustes Werk „Die Frau im blauen Mantel“ (eng. Hand Me Down World, 2010), dessen Übersetzung durch den Gastauftritt Neuseelands für die Frankfurter Buchmesse initiiert wurde. Es ist die Geschichte einer Frau, die für eine Prostituierte gehalten wird, unter falschem Namen nach Europa reist, einen alten Mann ausraubt und doch eigentlich nur auf der Suche nach ihrem Kind ist.