Für die Wittgensteiner mit Schweinefleisch
Auf dem Literaturpflaster bereitete eine Feudinger Filipina zweimal das Nationalgericht „Adobo“ zu
Bad Berleburg. Neulich fand auf dem Berleburger Literaturpflaster Joscha Remus‘ Lesung aus seinem Buch „Gebrauchsanweisung für die Philippinen“ statt. Im schmackhaften Kapitel über „Filipino Food“ steht: „Adobo ist ein marinierter Fleischeintopf, das wahrscheinlich beliebteste philippinische Gericht.“ Im Weiteren geht der Reiseautor auf einen Fächer von Zubereitungsarten ein. So esse man Versionen mit Hühner- oder Kalb- oder Ziegenfleisch. Im Inselreich gebe es Adobo auch mit Garnelen oder Tintenfisch, vegane Varianten mit Bananenblüten oder Bambussprossen oder Wasserspinat.
Das wahrscheinlich beliebteste philippinische Gericht stand jetzt auch bei beiden Literaturpflaster-Kochkursen der Volkshochschule (VHS) Siegen-Wittgenstein auf dem Speiseplan. Zubereitet von Josephine Saßmannshausen, einer Filipina aus Feudingen. Seit mehr als 40 Jahren lebt sie in Wittgenstein, inzwischen verbringt sie aber auch immer wieder längere Zeit in ihrer alten Heimat. Bei den zwei VHS-Terminen wurde sie von Marianne Hanke, ebenfalls Feudingerin, unterstützt.
Insgesamt nutzten knapp zwei Dutzend Menschen aus Wittgenstein das Angebot. Mussten sich die beiden Anleiterinnen beim ersten Termin in der Realschule auf dem Berleburger Stöppel noch mit der Lehrküche und ihren Möglichkeiten vertraut machen, liefen die Dinge beim zweiten Mal rund und unkompliziert. Die Gruppen waren sehr gemischt, da war ein verschworenes Team aus Berleburger Ehepaaren genauso wie eine Freundin der beiden Köchinnen aus Feudingen oder eine Bekannte von Jenny Henk, die sich perfekt mit den Gegebenheiten der Schulküche auskannte. Jenny Henk gehört zum Vorbereitungs-Team des Literaturpflasters, als Leiterin der Berleburger Zweigstelle der Kreis-Volkshochschule verantwortet sie die VHS-Veranstaltungen.
Das Adobo à la Wittgenstein gab es an beiden Abenden mit Hühnchen- und mit Schweinefleisch - und reichlich Gemüse: Brokkoli und Blumenkohl genau wie Paprika und Möhren. Bei der Zubereitung mit viel Schälen und Schnippeln, Braten und Kochen sowie mit jeder Menge Spaß und Gesprächen über Gott und die Welt, damit auch über die Philippinen, verging die Zeit wie im Flug. Und das Endergebnis konnte sich sehen und essen und schmecken lassen. Jedes Mal wurde zum Abschluss in großer Runde geschmaust. Mit Mango-Saft im Glas und Mango-Häppchen zum Nachtisch, ist doch die philippinische Carabao-Mango - oder auch Manila-Mango - besonders süß. All das fand bei bester Stimmung statt, weil das Gericht lecker war, man sich das Fleisch auf der Zunge zergehen lassen konnte und die meisten Gäste auf diese Art ein neues Land kennen- und vielleicht sogar schätzen gelernt hatten: Liebe geht eben durch den Magen. Bleibt die Frage nach der Sättigungsbeilage an diesem Abend. Natürlich gab es Reis zum Adobo à la Wittgenstein. Oder wie schreibt Joscha Remus in seiner Gebrauchsanleitung? „Dennoch dreht sich auf den Philippinen, was das Essen angeht, zunächst einmal alles um Reis. Trotz deutlich gestiegener Preise gilt er als Grundnahrungsmittel schlechthin. Wenn ich keine Lust darauf habe, sagt man mir, eine Mahlzeit ohne Reis sei eigentlich gar keine Mahlzeit, und gibt mir lächelnd den obligatorischen kleinen weißen Berg auf den Teller.“
Text und Fotos: Jens Gesper