von Pfarrer Martin Bräuer
Im Spätsommer 2015 wurde von Roms Bürgermeister Ignazio Marino der Piazza Martin Lutero auf dem Colle-Oppio-Hügel gegenüber vom Kolosseum eingeweiht – gut 500 Jahre nach Luthers Romreise. Ob der spätere Reformator im Herbst 1510 oder 1511 jedoch nach Rom wanderte und ob er das tatsächlich tat, um im Vatikan eine Protestnote seines Ordens, der Augustiner, zu überbringen, ist heute in der Forschung umstritten. Wenn diese Reise jedoch stattgefunden hat – und dafür spricht einiges – dann konnte Luther nach langer beschwerlicher Anreise noch nicht vor der monumentalen Barockfassade des Petersdoms stehen, sondern vor einer Riesenbaustelle. Dort konnte Luther mit eigenen Augen sehen, wie das Geld aus dem später von ihm angeprangerten Ablasshandel verbaut wurde.
Das prunkvolle Rom, dessen Päpste die Kunst ebenso förderten wie die eigenen Genüsse, sollte der Reformator in der Folge als „Hure Babylon“ beschimpfen. Im Konflikt mit der Kirchenspitze gelangte er zu der drastisch geäußerten Auffassung: „Gibt es eine Hölle, so steht Rom darauf.“
Heute hat sich das Verhältnis zwischen dem Vatikan und den Nachfahren Luthers wesentlich entspannt. Für Pfarrer Dr. Jens Martin Kruse, der 2015 Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rom war, war dagegen klar: die Piazza Martin Lutero ist „Ausdruck einer lebendigen und vielfältigen Ökumene. Rom ist heute eine weltoffene Stadt, zu deren Reichtum es gehört, dass in ihr auch evangelische Römer leben und arbeiten”. Er muss es wissen, denn die Päpste Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus haben der lutherischen Gemeinde Besuche abgestattet und dort gepredigt.
Ausgehend von Luthers Romreise will der Vortrag dazu beitragen zu zeigen, wie der Vatikan heute arbeitet und man dort lebt. Er will einen Einblick in die ökumenischen Beziehungen zwischen Evangelischen Christen und Katholiken geben. Heute kann man wahrlich nicht mehr sagen: „Gibt es die Hölle, so steht Rom darauf“.
Eine Kooperation mit der Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein (Regionalstelle Ev. Erwachsenen- und Familienbildung Westfalen und Lippe e.V.) und der Ev. Kirchengemeinde Raumland.
Ort:
Evangelische Bonifatius Kirche Raumland, Bonifatiusstraße 5
Donnerstag, 31. Oktober 2024
Beginn:
19.30 Uhr
Der Eintritt ist frei!