Viel Information über preisgekrönten Autor Baltasar Porcel gilt als der "gran senyor" katalanischer Literatur

Lesung im Autohaus Kroh: Das Bad Berleburger Literaturpflaster präsentierte 'Galopp in die Finsternis' von Baltasar Porcel. Im Bild Übersetzerin Ulrike Thoß und der Vorsitzende der Kulturgemeinde, Otto Marburger. WP-Foto: Christiane Weinhold

Bad Berleburg. (cw) Der Verband der katalanisch schreibenden Autoren (AELC) forderte bereits bei den Planungen für die 59. Frankfurter Buchmesse ausschließlich in der Landessprache schreibende Autoren als Repräsentanten des Gastlandes Katalonien. Unter den 130 eingeladenen Schriftstellern weilte in der vergangenen Woche auch der 70-jährige Mallorquiner Baltasar Porcel in Frankfurt. Der "gran senyor" der katalanischen Literatur, für sein umfangreiches Romanoeuvre bekannt, übergab am Sonntag zum feierlichen Abschluss der Buchmesse den Generalstab des Gastlandes 2008 an die Vertreter der Türkei.

Im Anschluss daran war eine Lesung seines Romans "Galopp in die Finsternis" (Cavalls cap a la fosca) im Bad Berleburger Autohaus Kroh vorgesehen. Der Autor sah sich jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, die 150 Kilometer lange Fahrt zu unternehmen. Kurzerhand wurde diplomatisch von der Veranstaltergemeinschaft des Literaturpflasters umdisponiert.

Die deutsche Übersetzerin des Romans, Ulrike Thoß vom Elfenbein-Verlag, die diesen Abend ohnehin mitgestalten sollte, übernahm die ehrenvolle Aufgabe der deutschen Lesung, allerdings ohne die katalanische Originalvorlage.

Ulrike Thoß klärte die literaturinteressierten Zuhörer zunächst über die Biografie Baltasar Porcels intensiv auf. Ihre Betonung lag dabei auf dem hohen literarischen Stellenwert, den der im kleinen Örtchen Andratx (das Dorf ist übrigens sehr bekannt als Wohnort der High Society mit Luxusimmobilien) geborene Autor in seiner mallorquinischen Heimat genießt.

Porcel war schon als Kind ein begeisterter Leser unterschiedlichster Bücher. Aus dieser Passion heraus entwickelte er die Liebe zum Schreiben. Neben Essays, Theaterstücken und journalistischen Arbeiten avancierte Porcel mit seinen sieben Romanen, darunter "Solnegre" (1961), "Els argonautes" (1968), "Les primaveres i les tardors" (1987), "Ulisses a alta mar" (1997), "L´Emperador o L´ull del vent" (2001) zum meist gelesenen katalanischen Autor. Er übersetzt seine Werke selbst in die spanische Landessprache (castellano).

Speziell für seinen Roman "Galopp in die Finsternis" erhielt Baltasar Porcell eine große Anzahl von Literaturpreisen unter anderem den "Premi Prudenci Bertrana". Der düstere Roman voller Gewalt, Blutrünstigkeit und Dramatik spiegelt eine Familienchronik über vier Jahrhunderte in Kapiteln zusammengefügt wie ein Flickenteppich.

Ein junger Mallorquiner entdeckt in einem Antiquariat in Paris eine lang gesuchte alte Chronik, die ihm Einblick in völlig neue Aspekte seiner Herkunft gibt. Er begibt sich nun auf eine Reise in die Geschichte seiner Vorfahren. Auf der Suche nach seiner eigenen Identität, will er wissen, welchen Einfluss die Vergangenheit auf ihn ausgeübt hat, wie viel von ihr in ihm weiterlebt. Die Zeitreise auf den Spuren der Familie beginnt im Jahre 1678, als Jaume Vadell das Landgut Son Capovara für seine Sippe erobert, und reicht bis in die ersten Jahre des spanischen Bürgerkrieges. Wie auf einem mittelalterlichen Gemälde wechseln sich Personen und Ereignisse ab, ohne chronologische Reihenfolge, voller Grausamkeit und Unerbittlichkeit: Der Leser wird Zeuge von Überfällen maurischer Piraten, Autodafés, Todesfällen, tragischen Liebesgeschichten, Inzest, Rache, Mord und Ehebruch.

Ulrike Thoß gab zu verstehen, dass es für sie keine leichte Aufgabe war, den Roman im Sinne Porcels zu übersetzen, da jede Übertragung aus einer Fremdsprache gleichzeitig auch eine Interpretation des Werkes beinhaltet. Die Schwierigkeit speziell bei diesem Roman lag daran, die typisch katalanische Sprachmelodie zu transkribieren.


WESTFALENPOST (16.10.2007)

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