Auf der Suche nach Gerechtigkeit

Maria Barbal stellte ihr Buch 'Wie ein Stein im Geröll' im Rahmen des Bad Berleburger Literaturpflasters vor. (WR-Bild: sk)

Bestsellerautorin Maria Barbal beim Berleburger Literaturpflaster

Bad Berleburg. (sk) "Ich fühle mich wie ein Stein im Geröll. Wenn irgendjemand oder irgendetwas mich anstößt, werde ich mit den anderen fallen und herunterrollen. Wenn mir aber niemand einen Stoß versetzt, werde ich hier bleiben, ohne mich zu rühren, tagaus tagein."

Das sind die zentralen Sätze aus Maria Barbals Roman "Wie ein Stein im Geröll" (Pedra de tartera), den die Autorin im Rahmen des Bad Berleburger Literaturpflasters in der Odebornklinik vorstellte.

Zehn Wochen in der Bestsellerliste des Spiegels, begeisterte Kritiken. "Wie ein Stein im Geröll" ist der katalanische Literaturexportschlager in Deutschland. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Autorin, die 58-jährige Maria Barbal, am Eröffnungsabend der Frankfurter Buchmesse zu einer Lesung in Bad Berleburg zugegen war. Mit beeindruckenden sprachlichen Bildern malt Barbal die raue Landschaft ihrer Heimatregion Katalonien.

Vor dem Hintergrund der faschistischen Franco-Diktatur wird die (Lebens-) Geschichte von Conxa, einem 13-jährigen Mädchen, erzählt, die von ihren Eltern wegen der finanziellen Lage der Familie zur kinderlosen Tante in ein anderes Dorf gebracht wird. Dort lernt sie den politisch engagierten Jaume kennen, den sie später zum Manne nimmt. Als dieser nach der Geburt ihres dritten Kindes von den Schergen Francos verhaftet und schließlich ohne Verfahren exekutiert wird, folgt sie ihrem ältesten Sohn nach Barcelona. Sie verlässt bereits zum zweiten Mal ihre Heimat und wird nie wieder zurückkehren.

Das Anfang des Jahres erschienene Buch wurde nach seinem großem Erfolg in Katalonien (1985 geschrieben) auch in Deutschland ein Bestseller. Allein auf Katalanisch sind bereits 50 Auflagen erschienen, Barbal erhielt unzählige Auszeichnungen und Preise für ihre schnörkellose und lebensnahe Zeichnung des Schicksals der Katalanin Conxa, das stellvertretend für das hunderter Katalanen steht.

Nur im übrigen Spanien hält sich der Erfolg in Grenzen. Erst 1995, 10 Jahre nach Erscheinen auf Katalanisch, wurde eine spanische Ausgabe gedruckt. Noch immer ist die Diskrepanz zwischen Katalonien mit Barcelona als Hauptstadt und dem Rest des Landes sehr groß. Vor allem kulturell, erklärten Prof. Pere Joan Tous, Experte für katalanische Literatur (Universität Konstanz), und die Autorin. Nach und nach verschwinde die Identität der Einwohner und gehe im urbanen Spanien immer mehr verloren. Geschrieben habe sie den Roman, so Barbal, weil sie für alle jene, denen ein ähnliches Schicksal wie ihrer Hauptfigur Conxa während des spanischen Bürgerkrieges widerfuhr, Gerechtigkeit fordere.

In der Tat rücken katalanisch und die kulturelle Identität erst langsam wieder nach dem Verbot unter dem Franco-Regime in das Bewusstsein der Menschen. Ein neuer Roman, den die ehemalige Studienrätin für katalanische und spanische Sprache vor zwei Jahren verfasste, knüpft an die Ereignisse aus dem Buch in indirekter Weise an: Die Enkelin Conxas schildert aus ihrer Sicht die Beziehung zu ihrer Mutter und steht auch dort zwischen ihrer (kulturellen) Herkunft und der allgegenwärtigen Moderne. Eine Fortsetzung, so Barbal, sei dies aber nicht. Es handele sich lediglich um das Aufgreifen der Figuren.

Von Stefan Kascherus


Westfälische Rundschau (11.10.2007)
WR-Bild: Stefan Kascherus (sk)

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