"Die Erpressung" sorgt für Zündstoff

Der Schriftsteller Javier Cercas präsentiert seinen aktuellen Roman in Bad Berleburg

Lesung im Amtsgericht Bad Berleburg: Wo normalerweise Amtsrichter und Schöffen Platz nehmen, stellt der spanische Schriftsteller Javier Cercas mit Kultur-Abteilungsleiterin Rikarde Riedesel und Sprecherin Bettina Born sein Werk 'Die Erpressung' vor. (Foto: Jens Gesper)

Bad Berleburg. Der preisgekrönte spanische Schriftsteller Javier Cercas hat am Donnerstagabend seinen neuen Bestseller „Die Erpressung“ im gut besuchten Berleburger Amtsgericht vorgestellt. Der aktuell erschienene Roman ist der zweite Teil seiner „Terra Alta“ Trilogie und taucht tief in die politischen Hinterzimmer der Macht ein. Im Zuge des spanischen Programms auf der Frankfurter Buchmesse ermöglichte das Bad Berleburger Literaturpflaster nun eine Lesung mit dem international bekannten Autoren.

Erfolgreiche Bestsellerkarriere

Schon im Jahr 2001 schaffte Cercas seinen persönlichen Durchbruch mit der Veröffentlichung des Romans „Soldaten von Salamis“. In der Folge blieb der Spanier erfolgreich und gewann unter anderem im Jahr 2016 den „Prix du livre européen“ für seinen Roman „El impostor“. Auch sein aktuellstes Werk „Terra Alta“ ist bereits mit dem wichtigsten spanischsprachigen Literaturpreis, dem Planeta-Preis ausgezeichnet worden.

Im ersten Teil der Trilogie geht es um den Protagonisten „Melchor Marín“, der mit vielen persönlichen Problemen zu kämpfen hat, aber während seines Gefängnisaufenthalts realisiert, sein Leben ändern zu müssen. Melchor beschließt daraufhin, Polizist zu werden und die Schatten seiner Vergangenheit abzulegen. In einer packenden Geschichte versucht der inzwischen erfahrene Melchor einen grausamen Mord aufzuklären.

Das Publikum im Saal 1 des Amtsgerichts hört gespannt den Lesungen und Ausführungen der Vortragenden zu. (Foto: Jens Gesper)

„Die Erpressung“ knüpft an die Ausgangserzählung an. Polizist Melchor Marín, der in der Prärie in Abgeschiedenheit arbeitete, wird mit einer völlig neuen Welt konfrontiert. Als die Bürgermeisterin der Stadt Barcelona erpresst wird, droht ein Skandal. Der besonnene Melchor wird in der Folge damit beauftragt, den kniffligen Fall in der Metropole zu lösen. Nach zähen Ermittlungen führt der Weg des Protagonisten mitten ins Herz der Wortführer der katalanischen Unabhängigkeit. In einer Welt voller Skrupel und Zynismus versucht Melchor, die richtigen Schlüsse zu ziehen und den oder die Täter ausfindig zu machen.

Die Lesung war gespickt mit drei packenden Textabschnitten, die bei den Zuschauern großes Interesse weckten. Cercas offene Art erzeugte eine spannende Diskussionskultur. Dazu sorgte die Sprecherin Bettina Born mit ihrem Vortrag für eine angenehme Atmosphäre. Vor allem die letzten beiden Lesepassagen führten zu offenen Fragen und emotionsgeladenen Diskussionen.

Cercas, der ein Verfechter der Demokratie und entschiedener Gegner der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung ist, ergriff das Wort und stellte fest, dass es in der Realität nur ein Gegenmittel gegen toxische Eliten wie die in Katalonien gebe – und dies sei die Demokratie.

Aus seiner Sicht kann die Literatur aktuelle Zustände aufzeigen und offener damit umgehen, als es etwa andere Bereiche könnten. Nach einer kurzen Diskussion folgte ein leidenschaftlicher Appell des berühmten Schriftstellers, in dem er die Intention des Werkes verdeutlichte. „Das Buch ist nicht allein über Katalonien, sondern generell für den Kampf gegen Populismus und Nationalismus, der sich überall entwickelt.“

Ironie und Humor sieht der Roman-Schreiber dabei als unabdingbaren Bestandteil zur Bekämpfung solcher Tendenzen an. Er könne auch gut über sich selbst lachen – und Humor sei ein grundlegender Faktor in all seinen Werken. Die Passion fürs literarische Schreiben ist dabei beim temperamentvollen Spanier immer noch deutlich spürbar. „Literatur ist für mich Spaß wie Sex“, so der Bestseller-Autor.

Von Daniel Engeland


WESTFALENPOST (22.10.2022)
Internet: www.wp.de/staedte/wittgenstein/
Bildquelle: Fotos (2) von Jens Gesper

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