„Die Erpressung“ knüpft an die Ausgangserzählung an. Polizist Melchor Marín, der in der Prärie in Abgeschiedenheit arbeitete, wird mit einer völlig neuen Welt konfrontiert. Als die Bürgermeisterin der Stadt Barcelona erpresst wird, droht ein Skandal. Der besonnene Melchor wird in der Folge damit beauftragt, den kniffligen Fall in der Metropole zu lösen. Nach zähen Ermittlungen führt der Weg des Protagonisten mitten ins Herz der Wortführer der katalanischen Unabhängigkeit. In einer Welt voller Skrupel und Zynismus versucht Melchor, die richtigen Schlüsse zu ziehen und den oder die Täter ausfindig zu machen.
Die Lesung war gespickt mit drei packenden Textabschnitten, die bei den Zuschauern großes Interesse weckten. Cercas offene Art erzeugte eine spannende Diskussionskultur. Dazu sorgte die Sprecherin Bettina Born mit ihrem Vortrag für eine angenehme Atmosphäre. Vor allem die letzten beiden Lesepassagen führten zu offenen Fragen und emotionsgeladenen Diskussionen.
Cercas, der ein Verfechter der Demokratie und entschiedener Gegner der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung ist, ergriff das Wort und stellte fest, dass es in der Realität nur ein Gegenmittel gegen toxische Eliten wie die in Katalonien gebe – und dies sei die Demokratie.
Aus seiner Sicht kann die Literatur aktuelle Zustände aufzeigen und offener damit umgehen, als es etwa andere Bereiche könnten. Nach einer kurzen Diskussion folgte ein leidenschaftlicher Appell des berühmten Schriftstellers, in dem er die Intention des Werkes verdeutlichte. „Das Buch ist nicht allein über Katalonien, sondern generell für den Kampf gegen Populismus und Nationalismus, der sich überall entwickelt.“
Ironie und Humor sieht der Roman-Schreiber dabei als unabdingbaren Bestandteil zur Bekämpfung solcher Tendenzen an. Er könne auch gut über sich selbst lachen – und Humor sei ein grundlegender Faktor in all seinen Werken. Die Passion fürs literarische Schreiben ist dabei beim temperamentvollen Spanier immer noch deutlich spürbar. „Literatur ist für mich Spaß wie Sex“, so der Bestseller-Autor.
Von Daniel Engeland