Geschichten mit Fantasie

Berleburger Literaturpflaster beschäftigt sich mit Märchen Kanadas

Rikarde Riedesel (r.) bedankte sich bei Katja Heinzelmann, die sich im Rahmen des Bad Berleburger Literaturpflasters mit Märchen aus Kanada beschäftigte. (SZ-Foto: Guido Schneider)

Bad Berleburg. (schn) Das Literaturpflaster in Bad Berleburg hat in diesem Jahr ein kurzes Programm. Nachdem die Volkshochschule die erste Online-Buchbesprechung absagen musste, übernahm Katja Heinzelmann in diesem Jahr in der Stadtbücherei den Auftakt zur Veranstaltungsreihe. Sie wird sich gleich zweimal mit dem Thema Märchen aus Kanada beschäftigen. Im kommenden Jahr wird das Gastland erneut Kanada heißen.

Das Land im hohen Norden Amerikas hat eine bunte Mischung an Märchen zu bieten, mit Einflüssen aus unterschiedlichen Kulturen und Sprachräumen. Franzosen und Briten haben hier ihre Spuren hinterlassen. Kanada gehört bis heute zum britischen Commonwealth, in Québec ist Französisch die Amtssprache und rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung bezeichnen sich als Frankokanadier.

Kanada bietet also viel Platz für Märchen und fantastische Geschichten. Katja Heinzelmann hatte für die Zuhörer unterschiedliche Märchen mitgebracht. Die Märchen aus dem indigenen Kulturkreis haben viele Lebensweisheiten zu bieten, sie berichten davon, wie Dinge geworden sind, wie sie heute sind. Aufgeschrieben wurden sie wahrscheinlich im 19. Jahrhundert, vielleicht auch von Weißen, die sich für die Geschichten der „First Nations“ – der Ureinwohner – interessierten. Nachdem die Gebrüder Grimm ihre Märchenbände veröffentlicht hatten, wurde die Sammlung von Märchen rund um den Globus zur Mode. Einige Märchen, eindeutig von europäischen Einwanderern überliefert, haben bis heute bestimmte Eigenheiten behalten, die in den Grimmschen Versionen abgeschliffen wurden.

So finden sich im Märchen von der weißen Katze, die zur Prinzessin wird, auch Bezüge, die an den Froschkönig und an Cinderella erinnern. So soll der Protagonist immer wieder die schönsten Dinge finden – das schafft er, weil eine weiße Katze ihm diese beschaffen kann. Zum Schluss verwandelt sich die Katze in die schönste Prinzessin, weil der Protagonist das Königreich erhält und so den Fluch der Prinzessin lösen kann. Vier Kröten ziehen die Kutsche und werden dabei zu Pferden. Die Parallelen zu bekannten anderen Märchen sind also offensichtlich.

Der Vortrag in der Stadtbücherei war kurzweilig und spannend. Die Märchen waren trotz vieler Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten eigenständig: Kanada hat seine eigenen Erzählungen.

Von Guido Schneider


Siegener Zeitung (07.10.2020)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Guido Schneider (schn)

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