Bad Berleburg. „Strangers“ (Fremde), „Monsters“ (Monster), „Ghosts“ (Geister) – das sind die Titel einer Buch-Trilogie um den 17-jährigen Cole Harper, der ein Trauma seiner Kindheit in Wounded City verarbeiten muss, einem Reservat der kanadischen Cree-Indianer. Bombardiert mit alarmierenden SMS-Kurznachrichten, kehrt Cole an die Orte seiner Kindheit zurück – der Beginn eines spannenden Abenteuers, in dem es auch um mehrere Morde geht. Das Publikum einer Lesung mit dem kanadischen Autor David A. Robertson am Donnerstagnachmittag in der Aula des Johannes-Althusius-Gymnasiums: etwa 60 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 mit ihrer Lehrerin Christiane Biechele.
"Es bietet sich die Chance, ein klaustrophobisches Gefühl beim Leser zu erzeugen."
David A. Robertson, Autor
In Robertsons kanadischer Heimat Winnipeg ist es gerade früher Morgen, als er sich per Zoom-Konferenz live in die Bad Berleburger Lesung schaltet. Warum gerade ein Indianer-Reservat als Schauplatz seines dreiteiligen Thrillers? Das möchte Moderatorin Rikarde Riedesel wissen. Es biete die Chance, „ein klaustrophobisches Gefühl beim Leser zu erzeugen“, erklärt der Autor auf Englisch. Weder Mörder noch Opfer könnten sich dieser Atmosphäre entziehen. Hier habe er sich durchaus von TV-Serien wie „Lost“ inspirieren lassen, bekennt Robertson. „Lost“ handelt von den Überlebenden eines Flugzeugabsturzes und dessen Folgen auf einer Insel im Pazifik. Und schließlich gehe es auch noch so ein bisschen darum, die oft noch jungen Leserinnen und Leser zu erziehen – sie zu sensibilisieren für die Belange indigener Völker.
Während Bettina Born Passagen aus Robertsons Büchern in Deutsch vorträgt, liest der Autor selbst einige aus dem englischen Original. Etwa die, in der Hauptfigur Cole nach zehn Jahren im Eishockey-Stadion auf seinen alten Freund Brady trifft – und Eva, seine große Jugendliebe. Bis plötzlich wieder jemand stirbt. Auch eine Grippe-Epidemie sorgt für Tote im Buch – womit der Autor Coles Mission und seine Suche nach sich selbst nicht einfacher macht. Warum ein ganz persönliches Problem immer größer und mit einem Mal ganz massiv wird – das findet die Hauptfigur im Verlauf der Trilogie heraus. Mehr möchte der Autor aber nicht verraten – spoilern gilt nicht.
„Und was haben Sie noch so geschrieben?“, fragen die Berleburger Schüler und Rikarde Riedesel neugierig in Kanada nach. Tatsächlich schreibt der 44-Jährige seit 2008 nicht nur Bücher für Kinder und Jugendliche als seine Zielgruppe der Zukunft, sondern auch Prosa für Erwachsene. Seine Bücher handeln von Kultur und Geschichte der First Nations, von kultureller Ermächtigung und Emanzipation. Und sein Bilderbuch „When we were alone“ (deutsch: Als wir allein waren, www.little-tiger.de) wurde in Kanada schon über 50.000 Mal verkauft.
Verlage sensibel für gute Autoren
Dr. Katharina Eleonore Meyer vom Merlin-Verlag, bei dem die Trilogie auf Deutsch erschienen ist, erklärt, wie sie auf Robertson als Autor aufmerksam geworden ist. Zum einen habe der Verlag selbst natürlich besondere „Sensoren“ dafür, was gut zum eigenen Sortiment passe, andererseits gebe es „viele Impulse aus der Gesellschaft“. Und nicht selten stoße der Verlag seinerseits die Autoren auf bestimmte Themen, die gerade aktuell seien.
Ein Bestseller-Autor
David A. Robertson (44) schreibt seit 2008 Kinderbücher, Graphic Novels und Prosa für Erwachsene. Nach rund 25 Buchveröffentlichungen und etlichen Auszeichnungen gilt er in Kanada als Bestseller-Autor.
Robertson gehört selbst der Norway House Cree Nation an, einem indigenen Volk – und war schon früh mit Rassismus konfrontiert.
Von Eberhard Demtröder