Die Würdigung des Bisons

Lesung und Ausstellung im Rahmen des Berleburger Literaturpflasters / Gastland Kanada: Begegnung mit Autorin Judith Silverstone

Judith Silverthorne war begeistert von dem Aufwand, der für ihr Werk betrieben wurde, und machte Bilder. Die Illustrationen zu ihrer Story sind in der Volksbank Wittgenstein zu sehen. (SZ-Foto: Guido Schneider)

Bad Berleburg. (schn) Mit Nordamerika verbindet man indigene Völker, in Kanada „First Nations” genannt, und Bisons. In den riesigen Weiten der Prärie lebten Menschen und Tiere in einem Gleichgewicht. Der Bison spielte im Leben und in der Mythologie eine große Rolle.

Nun ist es aus europäischer Sicht überraschend, dass die First Nations keine schriftliche Überlieferung haben. Legenden werden mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Durch die Dominanz des europäischen Lebensstils wird auch diese Überlieferung immer weiter zurückgedrängt.

Judith Silverthorne hat vor diesem Hintergrund ein besonderes Projekt gestartet. Gemeinsam mit Ray Lavallee hat sie eine „Würdigung des Bisons” aufgeschrieben. Lavallee gehört der „First Nation” der Cree an und hat den mythologischen Hintergrund geliefert. Silverthorne hat sich den Mythos immer wieder angehört und schließlich aufgeschrieben.

Am Donnerstagabend war die Autorin gleich zu zwei Veranstaltungen des Bad Berleburger Literaturpflasters in der Odebornstadt. Zunächst las sie aus ihrem Buch „Die Würdigung des Bisons”, um gleich anschließend die Ausstellung mit den Illustrationen von Mike Keepness in der Hauptfiliale der Volksbank Wittgenstein zu eröffnen.

Judith Silverthorne war begeistert von dem Aufwand, der für ihr Werk betrieben wurde, und machte Bilder. Die Illustrationen zu ihrer Story sind in der Volksbank Wittgenstein zu sehen. (SZ-Foto: Guido Schneider)

Die deutsche Stimme an diesem Abend kam von Otto Marburger, der mit großem Bedacht las, „um sich diesem Thema würdig zu nähern“. Immerhin geht es hier um einen religiösen Text der Cree.

„Ich habe, wie es die Tradition will, den Vorfahren Gaben dargebracht“, sagte Silverthorne. Sie hat versucht, mit großen Respekt für den Glauben und die Traditionen sich der Cree der Sache anzunehmen. „Anders hätten die Menschen wohl auch nicht mitgemacht“, lässt sich ein Statement der Autorin übersetzen.

Sie erzählt die Geschichte eines Großvaters und seines Enkels, der Junge hat noch nie einen lebendigen Bison gesehen, obwohl diese Tiere doch zur Kultur seines Volkes gehören. Der Großvater führt ihn daraufhin ein in die Legenden und erschließt so die kulturelle Bedeutung. In der Legende kommt der Bison immer wieder selbst zu Wort, wenn es dem Schöpfer berichtet, wie wichtig er für die Cree ist.

Treffend sind dazu die Illustrationen von Mike Keepness. Der Künstler gehört der First Nation der Pasqua im Süden Saskatchewans an. Der Verlag hatte ihn an der Hand, und Keepness zeichnete einige Probebilder. Die fanden Gefallen, Autorin und Illustrator kamen zusammen. Das Konzept des Buches ist einfach, zu jeder Textseite gibt es ein passendes Bild, das die Geschichte verstärkt. Doch die Bilder können auch gut für sich allein stehen. Die Werke sind schlicht und farbenfroh. Kräftige Rot- und Gelb-Töne leuchten in die Räume. Gezeigt ist der historische Alltag der Cree und die Verwertung des Bisons. Hochwertige Drucke hängen in der Volksbank noch bis zum 30. November.

Von Guido Schneider

 


Siegener Zeitung (30.10.2021)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Fotos (2) von Guido Schneider (schn)

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