Wenn die Aula zum Lesesaal wird

Literaturpflaster gastiert im Johannes-Althusius-Gymnasium – kanadischer Bestsellerautor digital zugeschaltet

Der kanadische Bestsellerautor David A. Robertson (auf der Leinwand im Hintergrund unten rechts) gab bei der von Bettina Born (l.) und Rikarde Riedesel moderierten Veranstaltung in der Aula des JAG einen Einblick in seine Cole-Harper-Trilogie. (SZ-Foto: Lars Lenneper)

David A. Robertson gab einen virtuellen Einblick in seine Cole-Harper-Trilogie.

Bad Berleburg. (ll) Ein Hauch von der Mystik Kanadas lag am Donnerstagnachmittag in der Luft der Aula des Johannes-Althusius-Gymnasiums (JAG) in Bad Berleburg. Gebannt lauschten knapp 40 Schüler aus den 9. Klassen dem wechselseitig auf Deutsch und Englisch vorgetragenen Inhalt der spannenden Jugendromanreihe des kanadischen Bestsellerautos David A. Robertson um Protagonist Cole Harper.

Für die im Rahmen der Reihe „Literaturpflaster“ stattfindende Veranstaltung hatten die beiden Moderatorinnen Rikarde Riedesel und Bettina Born noch ein echtes Ass im Ärmel: So wurde niemand Geringeres als der Schrifsteller selbst per Video aus seiner kanadischen Heimat zugeschaltet.

"Das ist alles andere als ein Kuschelroman."
Rikarde Riedesel
Literaturpflaster Bad Berleburg

Robertson, 1977 geboren, wuchs wie seine Hauptfigur Cole Harper im kanadischen Winnipeg auf. Wobei Letzterer eigentlich im Indianerreservat der Cree namens „Wounded Sky“ groß geworden ist, nach zwei tragischen Unglücksfällen, bei denen auch seine Eltern umkamen, aber als 17-Jähriger zu Tante und Großmutter nach Winnipeg zieht. Cole soll dort sein Trauma überwinden und die Vergangenheit hinter sich lassen. Auch der Kontakt zu seinen drei engsten Freunden aus Kindertagen, Ashley, Brady und Eva, ist abgebrochen – bis Ashley ihn eines Morgens mit SMS „bombardiert“ und ihn auffordert, umgehend nach Wounded Sky zurückzukehren. Gegen alle äußeren und inneren Widerstände macht sich der Protagonist auf den Weg. Und damit beginnt ein spannendes und nicht ganz ungefährliches Abenteuer, bei dem es Cole nur sehr langsam gelingt, seine bruchstückhaften Kindheits-Erinnerungen und die bedrohlichen Ereignisse der Gegenwart zusammenzufügen, um schließlich Licht in seine Mission zu bringen.

„Das ist alles andere als ein Kuschelroman“, merkte Rikarde Riedesel vor dem Hintergrund an, dass in der Handlung auch einige mysteriöse Mordfälle vorkommen. Auch, wer die drei Bücher „Strangers“, „Monsters“ und „Ghosts“ der Trilogie in den Händen hält, wird gleich auf dem Cover bemerken, dass es teilweise durchaus düster zugeht. So taucht neben Flammen (Teil 1), Krallenspuren (Teil 2) und Blut (Teil 3) auch immer ein mystisches Wesen darauf auf, das einem Kojoten oder Wolf ähnelt und eine zentrale Rolle in der Handlung einnimmt.

Genau diese Atmosphäre will der Autor, der seit 2008 Kinderbücher, Graphic Novels und Prosa für Erwachsene schreibt, nach eigenen Angaben auch vermitteln. Er habe bewusst mit dem beengten Reservat ein klaustrophobisches Ambiente schaffen wollen, in dem es sowohl für Täter als auch für Opfer kein Entrinnen gebe, erklärte Robertson via Videoschaltung. Dabei habe er sich unter anderem von der TV-Serie „Lost“ inspirieren lassen, bei der ein ähnliches Szenario auf einer Insel stattfindet.

Neben den Thrillerelementen verfolgt der Bestsellerautor aber auch noch ein ganz anderes Ziel: „Ich möchte mit Klischees und Stereotypen aufräumen, die es über Reservate gibt und die wahren Zustände dort aufzeigen“, verdeutlichte David A. Robertson, der lange kaum Bezug zu seinen eigenen Cree-Wurzeln hatte.

Mittlerweile arbeitet der Kanadier neben seiner Schriftstellertätigkeit im Manitoba First Nations Education Resource Centre und hält dort Vorträge, um über die Situation der indigenen Bevölkerung aufzuklären.

Von Lars Lenneper


Siegener Zeitung (12.11.2021)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Lars Lenneper (ll)

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