Bad Berleburg. (schn) Der Kultur- und Literaturbetrieb liegt in der Region seit dem Frühjahr ziemlich brach. „Wir hoffen auf den Herbst 2021“, sagte Rikarde Riedesel, die Macherin hinter dem Bad Berleburger Literaturpflaster. Dann, so hoffen die Verlage und auch die Literatur-Fans in der heimischen Region, wird es wieder Lesungen und Diskussionen geben können. In diesem Jahr hat das Literaturpflaster in einem sehr kleinen Rahmen stattgefunden, kanadische Märchen hat es gegeben und den traditionellen Spezialitätenabend.
In Bad Berleburg hat man neben dem kleinen Programm auch an neuen Formaten überlegt. Die Frankfurter Buchmesse zum Beispiel setzte in diesem Jahr auf digitale Formate. „Das ist natürlich wie Fernsehen, da ist man weit weg vom Autor und es ist alles vorgefertigt“, sagte Rikarde Riedesel dazu. Vorstellbar seien auch interaktive Formate, doch sie habe die Erfahrung gemacht, dass die Hemmschwelle dabei relativ hoch sei.
Diese Videokonferenzen bedeuten, dass sich die Teilnehmer aktiv einbringen müssen, die Gruppen sind eher überschaubar. In diesem Jahr hatte die Volkshochschule zwei Buchclubs angeboten, die schließlich mangels Teilnehmern abgesagt werden mussten. Ein weiterer Grund habe gegen digitale Veranstaltungen gesprochen, sagte Rikarde Riedesel. Man wolle ein bestimmtes Niveau halten. Das Literaturpflaster habe sich seinen Ruf auch wegen der hohen Qualität erarbeitet, diesem Anspruch wolle und müsse man dann auch im digitalen Raum gerecht werden. Das aber bedeutet jede Menge neue Technik, um hochwertige Livestreams produzieren zu können. „Damit muss man umgehen können, oder man muss alles einkaufen. Das ist also nicht so einfach umzusetzen“, war sich Rikarde Riedesel sicher.
Dazu komme, dass man in der heimischen Region bei diesen Formaten auch zurückhaltend sei. Und das ganze habe ja auch nicht die Nähe und die Atmosphäre, wie eine Veranstaltung live in Bad Berleburg. Das Literaturpflaster ist dafür bekannt, Lesungen an besonderen Orten anzubieten – dazu gehören zum Beispiel das Amtsgericht oder die Apotheke. Diese Atmosphäre möchte man in Bad Berleburg erhalten und so hofft man darauf, dass im kommenden Herbst wieder mehr möglich ist. Dabei gehe es um die Interaktion mit den Gästen, die spontane Moderation und auch das Ambiente. Für 2021 ist die Auftaktveranstaltung schon geplant, der Spezialitätenabend wird in eine zweite Runde gehen und die Anfragen an die Verlage laufen.
„Auch die Verlage hoffen darauf, aus dem digitalen Raum herauszukommen und wieder mit den Lesern in Kontakt zu sein“, sagt Riedesel. Im großen und ganzen stehe das Programm für das Jahr 2021, in der Hoffnung, dass die Pandemie bis dahin wieder im Griff ist.
"Auch die Verlage hoffen darauf, aus dem digitalen Raum herauszukommen und wieder mit den Lesern in Kontakt zu sein."
Rikarde Riedesel, Organisatorin des Literaturpflasters
Wenn das noch nicht der Fall sei, dann müsse man sich wohl doch noch über neue Formate Gedanken machen. Denn der eigene Qualitätsanspruch gelte eben auch für auf der Zeitschiene. Bei zwei Jahren auf Sparflamme bestehe das Risiko, dass man an Bedeutung verliere. Das aber will man in Bad Berleburg nicht, dafür haben die Organisatoren und Sponsoren über Jahrzehnte zu viel Herzblut in das Literaturpflaster gesteckt.
Von Guido Schneider