Von Spanien nach Slowenien

Gastland des Literaturpflasters 2022 übergibt den Staffelstab mit sprachlicher Herausforderung

Zur ersten Lesung des Literaturpflasters waren die Lyriker José F.A. Oliver und Mario Martín Gijón im Foyer der EJOT-Holding im Berleburger Herrengarten zu Gast. (Foto: Stadt Bad Berleburg)

Bad Berleburg. Während Wittgenstein bereits dem diesjährigen Literaturpflaster Slowenien entgegenfiebert, galt es jetzt erst einmal noch, eine im vergangenen Jahr krankheitsbedingt ausgefallene Lesung des spanischen Literaturpflasters nachzuholen. Unter dem Titel „1 + 1 = 1 – zwei Dichterstimmen, die eins w:erden“ waren die Lyriker José F.A. Oliver und Mario Martín Gijón im Foyer der EJOT-Holding im Berleburger Herrengarten zu Gast.

José F.A. Oliver ist als Kind von spanischen Gastarbeitern im Schwarzwald zweisprachig aufgewachsen, der gebürtige Spanier Mario Martín Gijón hat vier Jahre lang in Marburg an der Philips-Universität studiert und promoviert. Beide Dichter lieben den experimentellen Umgang mit Sprache und so war es eine spannende Herausforderung für sie, die Gedichte des jeweils anderen zu übersetzen: José F.A. Oliver übertrug Mario Martín Gijón ins Deutsche, Martín Gijón übertrug José F.A. Oliver ins Spanische. Beide waren sich einig, dass eine solche Kooperation nur gelingt, wenn beide die Sprachen fließend beherrschen, und damit waren die Voraussetzung nicht nur für die gelungene gegenseitige Übersetzung gegeben, sondern auch für einen spannenden und unterhaltsamen Abend in Bad Berleburg.

Im vergangenen Jahr war die Lesung wegen Krankheit ausgefallen. Jetzt konnten die Besucher im 2. Anlauf daran teilnehmen - und konnten im Anschluss in den Büchern stöbern, die zur Auslage mitgebracht wurden. (Foto: Stadt Bad Berleburg)

Auf Facebook kennengelernt

Auf die Frage, wie sie denn zu dieser Kooperation gefunden hätten, stellten beide lachend fest, sie hätten sich über Facebook kennengelernt. Neugierig auf den Umgang mit Sprache in der Lyrik hätten sie eine Korrespondenz begonnen und sich dann persönlich kennengelernt, daraus sei das Projekt der Übersetzung entstanden. Wobei es eigentlich ja gar keine Übersetzung sei, erklärte José Oliver, sondern ein zweites Original in einer anderen Sprache.

In der Übertragung liege jeweils so viel Schaffenskraft, dass daraus mehr entsteht als nur eine bloße Übersetzung. Beide Dichter setzen die Sprache mit vielfältigen Facetten in ihren Gedichten ein. Daraus entstehen verschiedene Lesevarianten für das Publikum. Auf einer 700 Kilometer langen Lesereise durch Spanien habe er seinem Kollegen seine Übersetzungsvorschläge vorgetragen, erläuterte Mario Martín Gijón, und über Wortschöpfungen diskutiert.

José F.A. Oliver und Mario Martín Gijón berichteten angeregt von ihrer Arbeit und ließen dabei die Zeit wie im Nu vergehen. Der Vortrag der deutschen und spanischen Lyrik rundete den Abend für das Publikum ab. Im Anschluss entstand eine lebhafte Gesprächsrunde rund um den Büchertisch und die beiden Autoren. Und so wurde im übertragenen Sinne der Staffelstab übergeben, nach der letzten Literaturpflaster-Lesung Spanien kommen nun die Berleburger Veranstaltungen zum 2023er Buchmessen-Land Slowenien. Alle Informationen darüber gibt es unter www.literaturpflaster.com.


WESTFALENPOST (08.09.2023)
Internet: www.wp.de/staedte/wittgenstein/
Bildquelle: Fotos (2) von der Stadt Bad Berleburg

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