Im Reich der Fliegenprinzessin

Yi Zheng Lin zeigt ungewöhnliche Installationen im Stadtmuseum

Bad Berleburg. (vg) "Bei dem einen oder anderen habe ich heute Abend ein leichtes Zögern gemerkt, als er das Museum betrat. Museum oder Botanischer Garten? Die Frage hat sich einigen gestellt und zwar zu Recht", sagte jetzt Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann bei der Eröffnung der Ausstellung "Oktobersehnen" von Yi Zheng Lin im Museum der Stadt Bad Berleburg. Die Bilder und Installationen des Künstlers setzten im Rahmen des Berleburger Literaturpflasters zum Thema "China" Akzente. Yi Zheng Lin habe das Museum mit seiner Kunst völlig umgekrempelt, fügte er an: "Vegetative Objekte und florale Motive bevölkern die Räume, die sonst eher Fotografien und Malerei beherbergen. Lebendig wirken die Rauminstallationen und lassen uns zum Forscher in Sachen bildender Kunst werden."

Der chinesische Künstler Yi Zheng Lin zeigt in seiner Ausstellung im Museum der Stadt Bad Berleburg sein 'Oktobersehnen'. (SZ-Foto: Dr. Volker Gastreich)

Dem stimmte auch Dr. Friedhelm Häring, Leiter des Oberhessischen Museums in Gießen und Kenner der Arbeiten von Yi Zheng Lin, zu. Der zurzeit in Gießen lebende Künstler stelle sich mit seinen Installationen immer wieder aufs Neue der Herausforderung des Raumes, in dem sie zu neuem Leben erwachten. "Die einzelnen Objekte entstehen dabei aus Alltagsgegenständen, aus Massenwaren wie Kabelbindern, Plastiksieben und Einweghandschuhen." Yi Zheng Lins Tuschezeichnungen hätten sich hingegen längst von der asiatischen Tradition gelöst und lüden immer wieder aufs Neue zu traumhaften Assoziationen ein.

Aufrüttelnd und animierend seien wiederum Installationen wie die "Cucurbita-Goldhände", die einnehmende "Gunnea Lin", die erotische "Fliegenprinzessin" oder die filigranen "Kokonblüten aus der Nähe". Yi Zheng Lins Kunst verändere auf unverwechselbar spielerische Art und Weise die Räume, übe dabei immer wieder einen "bezaubernden" Einfluss auf die Betrachter aus und sei letztlich "ein soziales Geschenk" für alle, die in direkten Dialog mit ihr träten.

"Ich lasse mich von der Natur inspirieren, aber ich möchte sie nicht kopieren", sagte der Künstler Yi Zheng Lin im Gespräch mit der Siegener Zeitung. Seine Installationen wirkten bewusst ganz leicht und unbeschwert - "dabei sieht man ihnen gar nicht an, wie viele Stunden Arbeit in ihnen steckt." Allein das raumfüllende Objekt "Oktobersehnen" habe einige Wochen Arbeit mit sich gebracht.

Im Anschluss an die Vernissage überreichte Museumsleiterin Rikarde Riedesel dem Künstler Yi Zheng Lin, Dr. Friedhelm Häring sowie Eva-Maria Müller und Isolde Gomberg von der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft einen Literaturpflasterstein.

Von Dr. Volker Gastreich


Ausstellungsdauer

Yi Zheng Lin: "Oktobersehnen". Museum der Stadt Bad Berleburg, bis 1. November, dienstags, freitags, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr.


Siegener Zeitung (25.09.2009)
SZ-Foto: Dr. Volker Gastreich (vg)

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