Multivisionäre Reise
durch ein Land voller Gegensätze

Startschuss zum Literaturpflaster "China"
in der Bad Berleburger Realschule

Bad Berleburg. (cw) Langersehnt fiel gestern der Startschuss für das 16. Literaturpflaster in Bad Berleburg. In den multivisionären Hochgenuss der Auftaktveranstaltung kamen in diesem Jahr die Realschüler der Klassen 9 mit pädagogischer Begleitung der Erdkunde-Fachlehrerin Helga Lamont und Schulleiter Manfred Müller.

Als Vertreter der Veranstaltergemeinschaft "Literaturpflaster" begrüßte der Vorsitzende der Kulturgemeinde Bad Berleburg Otto Marburger den Salzburger Diplom-Pädagogen Wolfgang Stolzlechner.

Die Berleburger Realschüler der Klassen 9 bekamen vom Salzburger Diplom-Pädagogen Wolfgang Stolzlechner (vorn, Mitte) multivisionäre Blicke auf China vermittelt. (WP-Foto: Christiane Weinhold)

Weitgereister Lehrer

Der 31-jährige Lehrer hat bereits als Jugendlicher einige Weltreisen gemacht und sich in den vergangenen Jahren auf Ostasien speziell mit China konzentriert. Seine Fahrten dienen nicht allein dem touristischen Herumkommen. Für ihn ist es zentraler Punkt, Informationen aus entlegenen Teilen Chinas nach Europa zu tragen, in Schulen und zu Fachinteressierten. Mit seiner Multivisionsshow "Vom Bauernstaat zur Weltmacht" trat er bei den Schülern eine große Interessenslawine los. Die bestens auf das Gastland der 61. Frankfurter Buchmesse vorbereiteten Jugendlichen machten aus ihrem Wissen keinen Hehl und tauschten sich mit "ihrem" österreichischen Lehrer Stolzlechner fachkundig aus.

Millionen-Metropolen

Die Rundreise durch das 1,3 Milliarden Menschen umfassende Land mit einer Größe von rund 9,6 Millionen Quadratkilometern begann im supermodernen Shanghai, der 16 Millionen-Metropole, mit extrem rasanter Entwicklung in allen technischen und architektonischen Bereichen mit Blick auf den Expo-Standort 2010. Weiter ging es mit Abstechern ans Süd- und Ostchinesische Meer, bevor der erste Stopp in Beijing (Peking) eingelegt wurde.

Ein Staat voller Gegensätze offenbart sich dem Reisenden. Bewegt er sich in der chinesischen Hauptstadt immer noch auf kommunistischem Terrain mit Amtssprache Mandarin, so steht dem gegenüber die Superlative mit Internationalität und Hauptsprache Englisch. Die Fassade, die Touristen geboten wird, verdeckt viel teils traurige Wahrheiten. Eine hohe Kindersterblichkeit und ein um etwa 20-mal kleines Bruttoinlandsprodukt als in Deutschland wird in Reiseprospekten nicht geworben.

China ist gerade in den Mega-Cities was der Westler als Nabel der Welt bezeichnet. Gut versorgte Menschen in westlicher Aufmachung, angepasst an die neue Welt eilen durchs Leben, gehetzt von wirtschaftlichem Konkurrenzdenken. Das Land präsentiert sich fortschrittlich.

Licht und Schatten

Dennoch, jeder, der den legendären Bau des Drei-Schluchten-Staudammes verfolgt, weiß um die desaströsen Hintergründe. Die tickende Zeitbombe von Chongqing mit bereits vorhandenen Mauerrissen, könnte einen biologischen und menschlichen Supergau bedeuten. Der Staudamm ist wichtiges Potential zur Stromgewinnung, er ersetzt die Kraft von 17 Atomkraftwerken, aber die ökologische Katastrophe ist bereits Thema. So bezeichneten namhafte Naturwissenschaftler den Jangtse-Fluss, der auf 600 Kilometer Länge gar kein Fließgewässer mehr ist, als "größtes Scheißhaus der Erde".

Chinas Politik bietet seinen Naturschönheiten kein Pendant. Die außergewöhnliche Hochgebirgsregion um den Jade Drachenberg lassen den Atem stocken und erlauben dem Betrachter des Landes eine mentale Abkehr von Elend, Ein-Kind-Politik, Umweltverschmutzung und wirtschaftlicher Not der Landbevölkerung, die trotz Schwerstarbeit keinen finanziellen Nutzen daraus ziehen.

Mit lichteffektreichen Ausblicken auf die Metropolen Hongkong und Macao klang ein informationsgeladener Vormittag für die hochmotivierten Schüler aus.

Auch heute Vormittag können sich Kinder der Ludwig-Sayn-Wittgenstein Schule in Bad Berleburg auf diese fulminante Tour über Chinas Mauer, durch kulinarische Welten und buddhistische Tempel mit Wolfgang Stolzlechner, der an der Seite von Schuldirektor Manfred Müller für seine genialen Formulierungen den "Literatur-Pflasterstein" überreicht bekam, machen.

Von Christiane Weinhold


WESTFALENPOST (16.09.2009)
WP-Foto: Christiane Weinhold (cw)

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