Katja Heinzelmann begeisterte
mit chinesischen Märchen in der Stadtbücherei

Katja Heinzelmann (l. ) und Gaby Klotz freuten sich über den Literaturpflasterschein. (SZ-Foto: Dr. Volker Gastreich)

Eine Kuh als Heiratsvermittler

"Man glaubt immer, dass Märchen nur für Kinder geschrieben sind, das ist aber ein Irrtum."

Bad Berleburg. (vg) Eine fliegende Kuh, ein Dattelkern großer Jüngling, ein munterer Drachenkönig und jede Menge andere sagenhafter Charaktere erwachten jetzt in der Bad Berleburger Stadtbücherei zu eindrucksvollem Leben. Im Rahmen des Literaturpflasters "China" entführte die Laaspherin Katja Heinzelmann ein interessiertes Publikum in die faszinierenden Welten der chinesischen Märchen.

Im freien Vortrag, ohne Text und Mikrofon, nahm sie Jung und Alt mit zu den Höhen des Fünffingerbergs, reiste gemeinsam mit ihren Zuhörern auf dem Rücken einer fliegenden gelben Kuh durch die Lüfte oder begab sich an das ruhige Ufer eines sagenumwobenen Teichs mit einem wunderschönen Fischmädchen in dessen Tiefe.

"Man glaubt immer, dass Märchen nur für Kinder geschrieben sind, das ist aber ein Irrtum", so die Erzählerin. Gerade die chinesischen Märchen seien voll von Bedeutungen und Bildern - die gerade auch für die großen Kinder, die Erwachsenen, eine offensichtliche Bedeutung hätten. "Und die Chinesen haben einen riesigen Schatz an Märchen - es sind tausende, die man vorfindet." Viele Geschichten seien auch gar nicht in irgendwelchen Büchern vermerkt und würden lediglich in der mündlichen Überlieferung existieren. Es sei daher im Vorfeld gar nicht einfach gewesen, hier eine Auswahl zu treffen.

Die Auswahl, die Katja Heinzelmann aber in der Stadtbücherei präsentierte, hatte es in sich: So staunte das Publikum nicht schlecht, als die erste spannende Geschichte rund um den Winzling namens "Dattelkern" begann. Katja Heinzelmann schlüpfte dabei gekonnt in jede einzelne Märchenfigur und verlieh der gewitzten kleinen Hauptperson, den besorgten Eltern, den unbarmherzigen Stadtwachen und dem feindseligen Magistratsbeamten mit ihren Worten und Gesten spielerische Lebendigkeit.

Das Märchen vom armen Jungen und dem schönen Fischmädchen sorgte im Anschluss für manche Schmunzler im Publikum, nicht zuletzt, als plötzlich eine gelbe fliegende Kuh auftauchte, die sich gemeinsam mit einem sprechenden Baum als Heiratsvermittler versuchte.

Eines falle bei chinesischen Märchen immer wieder aufs Neue auf: "Chinesischen Märchen fehlt die Grausamkeit, die man in europäischen Märchen nur all zu oft findet", gab Katja Heinzelmann zu bedenken.

Weiterhin nahm die Erzählerin ihr begeistertes Publikum an diesem Nachmittag mit auf die Seidenstraße, dann wieder zu einer südchinesischen Insel und schließlich hoch hinauf zu den Sternen. Die Geschichten ohne Titel seien Überlieferungen verschiedenener chinesischer Stämme, mitunter aus längst vergessenen Tagen. Und das mache sie gerade so interessant und liebenswert. Ein lang anhaltender Applaus krönte schließlich den Vortrag der Laaspherin in der Stadtbücherei.

Im Anschluss überreichte Monika Klaffki von der Bücherinsel Bad Laasphe Märchenerzählerin Katja Heinzelmann und Gaby Klotz, Leiterin der Stadtbücherei, einen Literaturpflasterstein.

Von Dr. Volker Gastreich


Siegener Zeitung (07.10.2009)
SZ-Foto: Dr. Volker Gastreich (vg)

Siegener Zeitung
Siegener Zeitung

© 2007-2009 Berleburger Literaturpflaster - Literatur & Kultur aus dem Schwerpunktland der Frankfurter Buchmesse.
Impressum :: Datenschutz :: powered by jr webdesign