Kunstvolle Schnitte mit fragilem Papier
Ornamentale Strukturen aus Menschenleben extatisch abgebildet
Bad Berleburg. (cw) Das lichtdurchflutete Ambiente des Sparkassengebäudes wird gern von Künstlern zu Ausstellungszwecken genutzt. So auch dieser Tage für die Exponate des chinesischen Künstlers Ren Hui, dessen Werke im Rahmen des "Literaturpflasters" den Weg nach Berleburg antraten
In Vertretung für den Sparkassenvorstand bekundete Andreas Droese die stete Unterstützung für das Engagement der Kulturschaffenden in Bad Berleburg. "Im Hinterkopf bei dieser Ausstellung ist bei den Kunstfreunden möglicherweise auch die Kontaktverbesserung der Sparkasse Wittgenstein zu chinesischen Banken, das lassen wir mal als Gerücht im Raume stehen", schmunzelte er mit seinen
Begrüßungsworten.
Gemeinsam mit der chinesischen Kunstvermittlerin Hongjie Xu, führte die Direktorin des Skulpturenparks Köln, Dr. Renate Goldmann, durch die hohe Kunst Ren Huis. Der Künstler, der sich nicht allein auf "malerischen" Pfaden bewegt, sondern zunächst Anfang der 70-er Jahre als Lyriker in Peking einen hervorragenden Ruf erlangte, widmet sich auf eigene Lebensphasen abgestimmt, variablen Kunstrichtungen. Dabei entstehen Bilder, Bildnissen mit differenten Arbeitsmaterialien. Er begann mit dem Schnitzen von Holzreliefs, ging über zu Scherenschnitten Ende der 80-er Jahre. Inspiriert hat ihn die Kunst des Volksscherenschnittes, dessen Ursprünge auf das erste Jahrtausend n. Chr. in Nordchina zurück gehen. Ren Hui verwendet bei diesen Arbeiten immer selbst gefertigtes, rein farbiges Papier in rot, gelb und grün. In Europa ist der Franzose Henri Matisse für diese Art Kreation bekannt. "Ob Ren Hui jemals mit der Kunst Matisses in Berührung kam, bezweifle ich", so Dr. Renate Goldmann. Der Chinese lebt im Pekinger Künstlerdorf Songzhuang sehr introvertiert. Er wartet quasi darauf, dass Menschen ihn kontaktieren und nicht umgekehrt. So kam es auch, dass der heute 52-jährige Mann, seine chinesische Heimat lediglich dreimal für Reisen verlassen hat.
Großformatige Menschenschnitte, ornamentale Strukturen aus Menschenleben, teils exstatisch abgebildet, treten mit dem Auge des Betrachters in Dialog. In Fortführung der Ausstellung tritt Ren Huis seit 2006 praktizierte Malerei an diese Stelle. Dabei sind in jeder Darstellungsrichtung die Themen auf Menschen fokussiert. Seine Punktbilder stellen dabei besonders die Frage nach der Entstehungstechnik in den Raum, die gerade bei der Großflächigkeit besonders intensive Mobilität des Malers voraussetzt. Wo der Betrachter zunächst an eine Störung des eigenen konventionellen Sehens glaubt, fordert ihn das Großbild geradezu auf, zum Objekt auf Abstand zu gehen. Der psychologisch geschulte Mensch mag in den Ausführungen eine zwanghaft handelnde Persönlichkeit entdecken. Nichts desto Trotz kommt der Ausstellungsbesucher in der Sparkasse auf seine künstlerischen Kosten. Die Bilder im Ganzen genommen spiegeln einen respektvollen Umgang des Lebens und die Intention des Künstlers liegt auf der Hand: nicht zu provozieren, sondern tatsächlich die Fantasie und die Interpretationsweise des Betrachters zu schüren.
Banale Fragen stellen sich gar selbst, wie kann ein Mann so kunstvoll, mit hauchdünnem Papier, dem eine hohe Fragilität anzusehen ist, so feinmechanisch mit der Schere die meisterhaftesten Bilder kreieren? Antworten darauf kann der Besucher des Berleburger Sparkassengebäudes selbst darauf finden. Die Ausstellung Ren Huis ist noch bis einschließlich zum 22. Oktober zu den Öffnungszeiten des Institutes zu bestaunen.
Von Christiane Weinhold