Imagination als Potenzial

Autorin Sissel Horndal bastelt mit Kindern / Individuelle Bücher entstehen / „Mit Kreativität und Imagination wirst du zum Problembewältiger.“

Sissel Horndal leistete den formgebenden Input, die Kreativität zum eigenen Buch brachten die Kinder selber mit. (SZ-Foto: Sarah Benscheidt)
Der Literaturpflasterstein sorgte bei der Norwegerin für ein herzliches Lachen. (SZ-Foto: Sarah Benscheidt)

Bad Berleburg. (sabe) Ausgebreitete Zeitungen, Scheren, Pinsel und bunte Pappe, so weit das Auge (beziehungsweise der lange Bastelltisch) reichte. Der Geruch von Kleber lag in der Luft. Ein zartes „Can you help me?“(Kannst du mir helfen?), formuliert von einer eindrucksvoll sicheren Kinderstimme, schallte an vielen Ecken durch den Raum – darauf folgend zwei, drei schnelle Schritte und ein „For shure!“ (Natürlich!) von Sissel Horndal. Die norwegische Künstlerin, Illustratorin und Autorin war im Rahmen des Bad Berleburger Literaturpflasters zu Gast in der Odebornstadt – sie gab im Jugendforum einen Workshop mit dem Thema „Mach dein Ding! – gestalte dein eigenes Buch.“

Ein besonderes Wissen – oder zumindest Einblicke – wurden also an das junge Publikum weitergegeben (der Kurs war ausverkauft), ist doch die Illustration und die Buchbinderei ein Kulturgut mit viel Geist und Historie. Gleichsam besonders: Sissel Horndal und die jungen Teilnehmer verständigten sich auf Englisch. Klar – Rikarde Riedesel von der Veranstaltungsgemeinschaft übersetzte das ein oder andere Mal, allerdings war das gar nicht so oft nötig: „Die Kinder haben ja alle Englisch in der Schule, aber ich bin trotzdem sehr positiv überrascht, wie offen viele sind und wie gut die Verständigung klappt“, so Rikarde Riedesel.

Wahrscheinlich auch ein Nebenprodukt der so offenen und herzlichen Art Sissel Horndals, die – gemeinsam mit ihrem Mann – die Lust am Zeichnen, Basteln, Schnibbeln und ganz genauem Messen („wir wollen ja nicht, dass Cover und Rückseite unterschiedliche Maße haben“), kindgerecht und fröhlich zu erwecken wusste. Die Anlagen, also Ideen für den Inhalt der Bücher, brächten die Kinder dabei aber selber mit, sagte Rikarde Riedesel. „Kreativpotenzial, davon haben die Kinder selbst jede Menge.“ Und wie! Ein Buch über Katzen, eins über Drachen oder auch eines über einen Streik – hier war der kindlichen Imagination absolut keine Grenze gesetzt.

Und das verzückte die Norwegerin im SZ-Gespräch ganz besonders, ist die Entfaltung eben dieses Potenzials seit jeher doch nicht nur Ausgangspunkt und Motivation ihrer Arbeit, sondern gehöre nach ihrer Meinung auch zu den wichtigsten Stärken, die ein Kind mitunter ausbauen könne: „Mit Kreativität und Imagination wirst du zum Problembewältiger“ und weiter: „Dir fällt für alles etwas ein, du entwickelst immer neue Ideen und Lösungen, bleibst an einem Problem nicht hängen, du kannst schwierige Situation besser bewerkstelligen.“

Gerade das Buch sei dabei für sie ein sehr besonderes Medium. Anders als beim Film, der quasi die Arbeit der Imagination für den Rezipienten schon erledigt habe (vorgegebene Handlung, festgelegte Figuren), sei es doch gerade das Buch, dass die Fähigkeit habe, Fantasie, Einbildungskraft und bildhaftes Denken zu nähren, aus denen dann „viele schöne Träume erwachsen können.“

Ihr Leben als Autorin und Illustratorin, mit dem – wie auch hier nach Bad Berleburg – viel Reisen und das Treffen von immer neuen Menschen verbunden ist, scheint dafür wohl der beste Beweis, denn: genau das habe sie sich immer gewünscht, – und: Träume sind doch eben dafür da, Wirklichkeit zu werden – oder? „Oh ja!“, sagt sie mit leuchtenden Augen. „Diese Arbeit hier, das ist für mich ein Privileg, so wunderschöne Orte wie Bad Berleburg bereisen zu dürfen und dann auch noch die Arbeit mit den Kindern – ich liebe es und bin einfach nur wahnsinnig dankbar.“

Von Sarah Benscheidt


Siegener Zeitung (16.10.2019)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Fotos (2) von Sarah Benscheidt (sabe)

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