Darum lesen Norweger so viele Krimis
Ein Grund dafür: Krimis aus dem hohen Norden mit dem Paradebeispiel Jo Nesbø, der in Deutschland bisher 40 Millionen Bücher verkauft hat. Dabei ist er zwar der Posterjunge der skandinavischen Kriminalliteratur, ist aber bei weitem nicht der einzige Autor dieses Genres.
„Woher kommt die skandinavische Krimiwelle, mag man sich fragen. Wir leben im allgemeinen ein sehr ruhiges und entspanntes Leben. Im Winter, wenn es bei uns dann sehr kalt ist, kann man aber nicht viel nach draußen gehen. Also setzt man sich gemütlich auf die Couch, zündet sich ein paar Kerzen an und wickelt sich in eine Decke ein. Und wenn man es dann so gemütlich hat, kann man sich auch trauen, einen starken Krimi zu lesen“, merkte Pollen zur Erheiterung ihrer Zuhörer an.
Viele Autoren legen sich nicht auf ein Genre fest
Anders als aber zum Beispiel in Deutschland haben einige Autoren ein vielfältiges Portfolio und legen sich nicht auf nur ein Genre fest. So sei es nicht unüblich, dass Krimiautoren auch Kinderbücher schreiben oder Lyrik veröffentlichen – wie unter anderem Jo Nesbø, Karin Fossum oder auch Unni Lindell.
„Eine Organisation kauft dann 1000 solcher Bücher vom Verlag auf und verteilt sie unter anderem in Büchereien. Von Kinderbüchern werden sogar 1500 Exemplare eingekauft“, erklärte Pollen, warum Verlage auch kleinere Stückzahlen von literarischen Veröffentlichungen herausgeben können, die nicht den großen Markt bedienen, ohne Pleite zu gehen.
Mythen, Wikinger und Natur inspirieren
Vielfältig auch die vorherrschenden Genres, die Pollen am Donnerstagabend vorstellte: Nicht nur von nordischen Sagen und Mythen sowie der Geschichten der Wikinger ist die norwegische Literatur inspiriert, unter anderem auch die Natur sowie ihre Erkundung spielt eine große Rolle bei den Veröffentlichungen. „Das Wanderleben ist für uns sehr wichtig“, betonte Pollen.
Während hunderte von Neuerscheinungen aus dem Norwegischen ins Deutsche übersetzt werden, ist es umgekehrt eher selten der Fall. „Bei uns sind aus Deutschland immer noch Goethe, Kafka, Hesse und Mann populär. Die neueren Veröffentlichungen werden eher weniger übersetzt“, sagte Pollen.
Übersetzung ist oft teuer
Dies liege aber auch daran, dass in Norwegen nur gut fünf Millionen potenzielle Leser leben – und Übersetzen ist teuer. „Das ist für die Verlage dann oft schwer“, gab Pollen zu verstehen.
Die Veranstaltung hat ihre Wirkung nicht verfehlt: Nachdem Andrine Pollen ihren Vortrag beendete, bildeten sich Trauben um die Auslagen, die Besucher blätterten interessiert in den zuvor erwähnten Büchern und tätigten auch den einen oder anderen Einkauf.
Von Lisa Klaus
INFO
Die nächste Veranstaltung im Rahmen des 26. Bad Berleburger Literaturpflasters findet am 10. September in der Sparkasse Wittgenstein, Poststraße 15, statt. In der Ausstellung „Norwegen – Magie des Nordens“ werden Fotografien des Naturfotografs Hartmut Schneider präsentiert. Die Einführung übernimmt Uwe Haßler, ebenfalls Naturfotograf. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Die Ausstellung kann bis zum 5. November besichtigt werden.