Abenteuer der Kuscheltiere

LITERATURPFLASTER Ragnar Hovland las in Berleburg

Der norwegische Schriftsteller Ragnar Hovland las an zehn Orten auf dem Berleburger Literaturpflaster. (Foto: Jens Gesper)

GIRKHAUSEN – Mit spitzen Zähnen und durchdringenden Augen jagt ein riesiger gefährlicher Vierbeiner hinter einem stolpernden Teddybär mit schreckensgeweitetem Blick hinterher. Genau das Bild war jetzt in der Evangelischen Kita „Zwergenland“ in Girkhausen auf einer großen Leinwand zu sehen. Angst hatten die Mädchen und Jungen jedoch keine. Wenn sie gerade mal ziemlich laut schrien, dann lag es an etwas anderem: Behauptete der Mann, der ihnen die Geschichte dazu vorlas, doch, das sei ein Hund auf dem Bild. Dabei konnte doch wirklich jeder sehen, dass das ein Wolf sein musste. Und da war es den Kindern auch egal, dass der Mann, der ihnen diese Geschichte vorlas, der Norweger Ragnar Hovland war – und damit auch der Mann, der sich diese Geschichte ausgedacht hatte. In einer 13 Stunden langen Reise hatte er sich eigens aus dem Norden auf den Weg nach Wittgenstein gemacht.

Eine kleine Szene aus der vergangenen Woche, denn Bad Berleburg ist derzeit wieder ein Literaturpflaster. Viele Bücher aus Norwegen, dem aktuellen Gastland der Frankfurter Buchmesse, werden in der Odebornstadt vorgestellt – nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder. Für die Kleinen machte sich die große Literatur auch auf den Weg in viele der Dörfer. Zehn Lesungsorte gab es für Ragnar Hovland: die Grundschulen in Bad Berleburg, Berghausen, Dotzlar, Elsoff und Wemlighausen sowie eine Kita in Berghausen und vier weitere Kitas mit den zauberhaften literarischen Namen „Blauland“, „Pusteblume“, „Senfkorn“ und eben „Zwergenland“. Begleitet wurde der 67-jährige Norweger, der fließend Deutsch sprach und las, abwechselnd von Rikarde Riedesel, Marlen Jourdan und Ulla Belz aus dem Literaturpflaster-Planungs-Team.

Ragnar Hovlands Geschichte dreht sich um zwei Stofftiere, der Buch-Titel lautete: „Alfred der Bär & Samuel der Hund steigen aus dem Pappkarton“. Darin sind sie gelandet, nachdem ihr Besitzerkind aus dem vermeintlichen Kuscheltier-Alter rausgewachsen ist. Inzwischen sind nicht nur sie selbst verlassen worden, sondern das gesamte Haus, wo sie im Karton auf dem Dachboden liegen. Und so machen sie sich auf ihren Weg: entlang von Gewässern und Landstraßen, in einer alten Scheune und einem phantastischen Himmel, bei Treffen mit einem räuberischen Vogel und einer freundlichen Katze.

Es ist der Weg zu einem glücklichen Ende, aber kein gerader. Deshalb hat das wunderbare Buch über 100 spannende Seiten und mit den Kuscheltieren zwei Hauptakteure, denen sich Kinder sofort ganz nahe fühlen konnten. Aber wenn man sich nahe fühlt, dann hat man natürlich Fragen. Einer der Jungs aus dem Zwergenland wollte wissen, was denn aus dem Kaninchen und den anderen Kuscheltieren auf dem Dachboden geworden sei. Da konnte Ragnar Hovland keine Antwort drauf geben, obwohl er auch schon drüber nachgedacht habe. Und so bekam er in der Evangelischen Kita „Zwergenland“ eine Hausaufgabe. Er könne mal eine neue Geschichte über die anderen Stofftiere schreiben. Anfangen könne er ja auf der Heimreise, wenn die auch wieder so lang dauere.


Unsere Kirche | UK (Nr. 42 - 13.10.2019)
Internet: unserekirche.de
Bildquelle: Foto von Jens Gesper

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