Bad Berleburg. (sabe) „Hachja…. in Pauls Bett, da war es immer so schön kuschelig warm.“ Ja, früher, das waren bessere Zeiten für die beiden Stofftiere Alfred der Bär und Samuel der Hund. Als Paul noch mit ihnen gespielt hat, sie ihn auf Schritt und Tritt begleiten durften.
Mittlerweile ist Paul erwachsen und Alfred und Samuel wurden neben dreckiger Wäsche auf dem Dachboden in einem unbequemen Pappkarton verstaut. Irgendwann beschließen sie, nicht länger nur von den schönen vergangenen Tagen zu träumen, sondern ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. So stolpern sie dann munter von einem Abenteuer ins nächste: „Wir sind unterwegs in die Welt.“
Es ist eine Geschichte von Freundschaft, von Vertrauen und Mut, die Autor Ragnar Hovland schon seit Anfang der Woche in den Berleburger Grundschulen und Kindergärten im Rahmen des Literaturpflasters erzählt. Immer im Gepäck dabei: sein neu aufgelegtes Kinderbuch „Alfred der Bär und Samuel der Hund steigen aus dem Pappkarton“, die eben die Geschichte der beiden Stofftiere erzählt. Am Donnerstagmorgen war der norwegische Schriftsteller, Kinderbuchautor, Übersetzer und Musiker dann zu Gast in der Grundschule Unterm Heiligenberg in Elsoff, um den Schülern der 3. und 4. Klasse höchstpersönlich vorzulesen.
Dicht an dicht hatten sich die über 50 Grundschüler dazu in einen gemütlichen Stuhlkreis gesetzt, Ulla Belz, die während der Lesung eine moderierende Funktion übernahm, und Ragnar Hovland hatten sie dabei quasi in die Mitte genommen. Gespitzte Ohren, gespannte Gesichter und große Augen hörten dann also, wie Ragnar Hovland mit gekonnter Stimmenimitation und auf Deutsch („Ich war mal mit einer Deutschen verheiratet“, erklärte der Autor auf SZ-Nachfrage lächelnd) in jedwede Figur schlüpfte und besahen sich die angeworfene Dia-Präsentation, die neben der Autorenstimme auch noch visuell die Szenerie um Alfred und Samuel erzählte.
Zwischen den einzelnen Lese-Sequenzen hatten die Schüler dann Zeit, Fragen an den Autor zu stellen – und die wurde genutzt. Zahlreiche kleine Händchen reckten sich in die Höhe: „Wie schreibst du deine Texte, mit dem Computer oder mit der Hand?“ („Früher mit Kugelschreiber, jetzt mit Computer“, lächelte der Autor über die schlaue Frage) und „Wie geht deine Geschichte weiter?“ wollten die Kinder wissen. „Auf jeden Fall gibt es ein Happy-End“, ließ Ragnar Hovland die Grundschüler wissen. „Alfred und Samuel finden ein neues Zuhause, ein Mann findet sie und schenkt sie seiner Tochter, da fühlen sie sich sehr wohl.“
„Wer sich davon selber überzeugen möchte, der kann sich das Buch in unserer Bibliothek ausleihen“, sagte Schulleiterin Karin Gaschler zu den Schülern. Ob ein Exemplar da reichen wird? Mächtig neugierig gemacht zeigten sich die Schüler nämlich von dieser Art des Leseerlebnisses – Fantasie und Kreativität schienen fassbar in dem kleinen Gruppenraum. Einen Schriftsteller live erleben und hören, wie er schreibt, das sei eben auch etwas ganz besonderes für die Schüler, fand Karin Gaschler, dankbar für die Möglichkeit.
Ulla Belz von der Veranstaltergemeinschaft, selbst ehemalige Lehrerin, freute sich über soviel gelungene Leseförderung im Verbund mit einer derart kurzweiligen Unterrichtseinheit: „Genau darum geht’s ja, Spaß am Leben, Begegnung und positive Erinnerungen.“
Von Sarah Benscheidt