Bad Berleburg. Licht ist Leben. Erst durch Licht können Menschen, Tiere und Pflanzen existieren, wachsen, sich entfalten. Ein Lebenselixier mit großer religiöser und spiritueller Bedeutung. Und genau deswegen auch so faszinierend. „Für den Fotografen ist Licht alles“, fasste Otto Marburger zusammen. Er eröffnete als Ehrenvorsitzender der Berleburger Kulturgemeinde am Mittwochabend die Ausstellung „Nord-Licht – Die Welt im besonderen Licht des Nordens“ von Fotograf Klaus-Peter Kappest, die noch bis zum 29. November in der Berleburger Filiale der Volksbank besucht werden kann. Das Besondere: Nicht die Fotomotive selbst stehen im Fokus, sondern vielmehr wie das Licht die norwegische Landschaft zeichnet.
Die Kulisse
In den vergangenen drei Jahrzehnten ist Skandinavien – und besonders Norwegen – so gut wie Kappest zweite Heimat geworden. Für ihn ist die norwegische Landschaft eine Theaterkulisse, vor der Licht und Wetter ein ständig wechselndes Stück aufführen. Sei es die Blütenpracht des warmen Frühlings in den Fjorden, die Mitternachtssonne auf den Lofoten, die leuchtenden Farben des Herbstes in Lappland oder der Winter an der Eismeerküste. „Die Motive sind dabei immer nur die Projektionsfläche für Licht“, so Kappest. Der Schnee werde zum Beispiel zu einer großen, weißen Leinwand, auf der das Licht male.
„Die Motive sind immer nur Projektionsfläche für Licht.“
Klaus-Peter Kappest, der mit seiner Fotografie lieber Licht als die eigentlichen Motive abbilden möchte
Die Natur
Die Ausstellung beginnt am Treppenaufgang mit Jari Rossi, einem Lappländer Schamanen und Geschichtenerzähler, dem Kappest vieles zu verdanken habe. „Er hat mir die spirituelle Beziehung zur Natur näher gebracht und ist mittlerweile einer meiner besten Freunde“, erklärt Kappest. Mit ihm habe alles angefangen - ohne Rossi sei eine solche Ausstellung gar nicht möglich gewesen.
Er habe ihm zum Beispiel auch die Sage von dem schwarzen Fuchs übermittelt, der beim Herumlaufen durch die Berge mit seinem gigantischen Schwanz die Berge berühre. Dabei entstünden Funken, die sich am Himmel zu Nordlichtern verwandeln. Daher auch das finnische Wort „revontulet“, was übersetzt so viel heißt wie „Feuerfuchs“.
Das Spiel
Von Schamane, über Polarlichter, Regenbögen, Rentieren bis hin zum Hurtigrutenschiff im Hafen von Hammerfest: „Jedes Bild ist eine Einladung, genau hinzuschauen. Jedes Bild ist ein Spiel mit Licht und Schatten“, meinte Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann. Und genau dieser Einladung sind ein paar Dutzend Besucher am Mittwochabend gefolgt. Manche Fotografien zogen den Betrachter sofort in ihren Bann, wie zum Beispiel das Bild „Auge in Auge mit sibirischem Husky“, bei dem es zu intensivem – bedrohlichen? – Blickkontakt kam. Andere Fotografien entfalteten ihre volle Wirkung erst später, weil auf ihnen vermeintlich wenig zu sehen war – bis der Betrachter die „Leere“ mit seiner Fantasie füllte und sich im Augenblick verlor.
Auch wenn sich Kappests Fotografien durchaus als Wandschmuck eignen: Bei sich zuhause greift er auf andere Werke zurück. „Ich bin ein Fan von William Turner“, gab Kappest zu. Die Reproduktionen seiner älteren Gemälde haben es ihm angetan. „Vor allem, wenn sich immer mehr die Farben zugunsten des Lichts auflösen – das finde ich spannend.“
Ausnahme in der Literaturpflaster-Geschichte
Nicht nur Klaus-Peter Kappest hat an diesem Abend einen Literaturpflasterstein erhalten, sondern auch Otto Marburger.
Obwohl es nicht üblich ist, dass jemand aus dem Organisationsteam einen Literaturpflasterstein erhält, wurde am Mittwochabend eine Ausnahme gemacht: Marburger hatte nämlich Geburtstag.
Von Britta Prasse