Katja Heinzelmann
entführte in die Märchenwelten Neuseelands

Magische Bücherei-Momente
Märchenerzählerin kam zum Literaturpflaster:
"Ja, die Namen waren für mich auch das Schlimmste."

Katja Heinzelmann (r.), hier mit einigen Zuhörern, entführte ihr Publikum am Montagabend in die Märchenwelten Neuseelands. (SZ-Foto: Dr. Volker Gastreich)

Bad Berleburg. (vg) Zuckende Blitze, furchtlose Helden, brodelnde Stromschnellen und säuselnde Liebes-Klänge nahmen am Montagabend ein begeistertes Publikum von den Räumen der Stadtbücherei Bad Berleburg mit in die Sagen- und Mythenwelt Neuseelands: Im Rahmen des Bad Berleburger Literatur-Pflasters 2012 hatte die Märchenerzählerin Katja Heinzelmann ihre Zuhörer unter dem Titel "Neuseeländische Märchen" gleich mit den ersten frei vorgetragenen Worten in ihren Bann gezogen.

In äußerst lebendiger Erzählkunst ließ die Vortragende Jung und Alt in die zauberischen und mündlich überlieferten Geschichten der Maori eintauchen. Und ehe sich das Publikum versah, fand es sich plötzlich im turbulenten Kampf der Welten-Götter gegen ihre Eltern wieder und lauschte gebannt, wie es schließlich "Tanemahuta", dem Gott der Wälder und der Geschöpfe, gelang, Himmel und Erde auseinander zu drängen.

Nach diesen markerschütternden Szenen brachte Katja Heinzelmann schließlich ein Märchen um den stolzen und listigen "Maui" zu Gehör, jenes jüngste von fünf Kindern von "Taranga", das von seiner Mutter am Ufer ausgesetzt wird und in einem abgeschnittenen Haarknoten "Tikitiki" auf den Fluten umhertreiben muss, ehe es ein Ahne aus seiner Not errettet.

Eine andere Geschichte um jenen Jungen mit den besonderen "Flausen im Kopf" zauberte den Zuhörern schließlich ein Schmunzeln auf die Lippen, erfuhren sie doch, wie "Maui" die gefürchtete Feuergöttin "Mauika" keck und frech an der Nase herumführte, bis diese wütend und aufgebracht züngelnde Flammenmeere über die Wälder und Länder der Erde hernieder gehen ließ. Im Anschluss daran entführte Katja Heinzelmann ihr Publikum in das Zelt des furchtlosen Häuptlings "Tafaki", der sich auf das überaus hübsche Himmelsmädchen "Tangutangu" einlässt und ihr schon bald ein Kind schenkt. Als "Tangutangu" und ihre Tochter aber an einem Tag in den Himmel entschwinden und "Tafaki" sich dazu entschließt, ihnen nachzueilen, erwarten ihn bald manche wundersamen Prüfungen.

Weitere spannende und atemberaubende Märchen schlossen sich dem an. So fieberten die Zuhörer bei der Geschichte der eifrigen Brüder mit, die auszogen, die leuchtende Sonne mit einem langen Tau zu fangen oder erschraken vor der Wildheit und Zügellosigkeit des mächtigen Dämons "Matuku", der von dem mutigen Jüngling "Rata" zu einem Zweikampf herausgefordert wird.

Zum Nachdenken regte wiederum das Märchen um den Friedensschluss jenes jungen Mannes "Rata" mit den Tieren und Geistern des Waldes an. Denn erst als sich "Rata" dafür schämt, einen Baum geschlagen zu haben, ohne die Götter mit einen Lobgesang milde zu stimmen, zimmern die Tiere und Geister ihm ein riesiges Kanu und entlassen ihn aus dem Dickicht der Bäume. Zum großen Finale des Märchenabends erzählte Katja Heinzelmann schließlich eine reizende Liebesgeschichte, in der der Jüngling "Hinemao" und die hübsche "Tutanikai" erst nach manchen Versteck-Spielen und rasanten Abenteuern in heißen Stromschnellen zueinander finden können. Am Ende weist der couragierten "Tutanikai" auf ihrer Suche nach ihrem Geliebten ein träumerisches Flötenspiel den Weg.

Im Anschluss an den spannenden Abend in der Stadtbücherei lobte Marlen Jourdan von der Volkshochschule Siegen-Wittgenstein die Vortragskunst von Katja Heinzelmann und überreichte der Märchenerzählerin aus Bad Laasphe einen Literatur-Pflasterstein. Es sei allem voran erstaunlich, wie sie sich die für Europäer kompliziert wirkenden neuseeländischen Namen habe merken können, sagte Marlen Jourdan. "Ja, die Namen waren für mich auch das Schlimmste", musste die Märchenerzählerin dann auch am Ende selbst lächelnd zugeben.

Von Dr. Volker Gastreich


Siegener Zeitung (19.09.2012)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Dr. Volker Gastreich (vg)

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