Blicke auf den Rand des Universums

19. Literaturpflaster eröffnet.
Fotoausstellung zeigt neuseeländische Autoren

Vom Rand des Universums auf das Pflaster der Literatur: Markus Kirchgessner und Elsemarie Maletzke haben mit ihren Texten und Bildern den Literaturbetrieb Neuseelands nach Bad Berleburg geholt. (WP-Foto: Stephan Happel)

Bad Berleburg. Stolz blickt Joe Harawira an seinem Gegenüber vorbei. Blaue Linien zeichnen das Gesicht des Maori. Seine Lebensgeschichte ist ihm ins Gesicht gezeichnet. Das Porträtbild des neuseeländischen Künstlers ist Teil der Ausstellung „Ich lebe am Rande des Universums, wie jeder andere auch“. Sie ist seit Mittwoch in Sparkasse Wittgenstein zu sehen. Mit ihrer Eröffnung hat das Berleburger Literaturpflaster begonnen.

„Weiter als bis zu den beiden Inseln zwischen Antarktis und Polynesien kann man von Europa aus nicht reisen“, sagt Elsemarie Maletzke. Über den Rand des Universums ist die Journalistin, die unter anderem für überregionale Zeitungen und Magazine schreibt, jedoch nicht gefallen. Gemeinsam mit dem Fotografen Markus Kirchgessner hat sie im Frühjahr Neuseeland bereist. 17 Autoren besuchte das Duo, in den großen kulturellen Zentren des Landes und in den abgeschiedensten Landesteilen. Die Idee: Ein möglichst intimes Bild zeigen, von dem Schwerpunktlande der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, von seinen Autoren, seinem Literaturbetrieb.

Maletzke und Kirchgessner besuchten die Künstler zu Hause, interviewten sie, schossen Fotos an ihren Lieblingsplätzen: In der Strandhütte, der freien Natur oder im Bett. „Die Art, wie jemand sein Umfeld und seinen Arbeitsplatz gestaltet, erlaubt einen Rückschluss auf seine Persönlichkeit“, glaubt Kirchgessner. Der Fotograf hat noch einen zweiten Weg gefunden, sich den Künstlern zu nähern. Die Ausstellung zeigt von jedem Autor eine Originalschrifthandschrift, die Einblicke in die Arbeitsweise erlaubt. Mal klar und einfach, mal ausschweifend und voller Schnörkel stehen die Worte an der Wand. Oder als gedruckter Text, geschrieben auf dem Ipad und nur mit wenigen handschriftlichen Bemerkungen versehen.

Entstanden ist eine bemerkenswerte Ausstellung über ein Land, das lebt von den Gegensätzen zwischen maorischen Ureinwohnen und europäischen Einwohner, den Pakeha, und der Spannung zwischen Tradition und Moderne. „Wie stark die beiden Kulturen in der Literatur voneinander profitieren, ließ sich nicht wirklich klären“, gesteht Maletzke. Das Neuseeland und seine Literatur unglaublich vielschichtig und spannend sind, davon ist sie überzeugt.

Die Fotoausstellung zeigt ein beeindruckendes Zusammenspiel. Text und Bild ergänzen sich aufs Beste. Bei Brian Turner etwa, einem Poet, Biograf, Umweltaktivist, Radrennfahrer, Eigenbrötler. Kirchgessner hat sein Wesen ins Bild gebannt, zeigt wie der graumelierte Mann in einer großen Tonne sitzt und seine Katze streichelt. Ganz wie der griechische Philosoph Diogenes. Maletzke fängt das Schaffen des Neuseeländer in einem einzigen Zitat ein. „Die meisten Dichter nehmen sich viel zu wichtig“, steht in großen Buchstaben neben dem Porträtbild. Und weiter: „Sie sind es nicht. Wichtig ist nur das Werk.“

Von Stephan Happel

19. Literaturpflaster: Von der Lesung bis zum Rugbyspiel

Die Ausstellung "Ich lebe am Rande des Universums, wie jeder andere auch" ist noch bis zum 4. Oktober in der Sparkasse Wittgenstein zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Noch bist zum 2. November finden im Rahmen des Literaturpflasters noch über ein Dutzend Veranstaltungen in der Tradition Neuseelands, dem Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse, statt.

Weitere Informationen zum Programm gibt es unter www.literaturpflaster.com.


WESTFALENPOST (07.09.2012)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Stephan Happel

WESTFALENPOST

© 2007-2013 Berleburger Literaturpflaster - Literatur & Kultur aus dem Schwerpunktland der Frankfurter Buchmesse.
Impressum :: Datenschutz :: powered by jr webdesign