Alan Duff las beim Literaturpflaster aus "Warriors"

Erfahrungen verarbeitet

Der neuseeländische Autor Alan Duff (l.) las (und überraschte) beim Berleburger Literaturpflaster. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. David Eisermann (WDR). (SZ-Foto: Guido Schneider)

Bad Berleburg. (schn) "We are all evil", sagt Alan Duff. "Wir sind alle schlecht." Duff ist der bekannteste und profilierteste Autor Neuseelands. Sein Weg an die Spitze der Bestsellerlisten war alles andere als geradlinig. Alan Duff ist kein studierter Mann, kein Mitglied der weißen Mittel- oder Oberschicht Neuseelands. Er war als Jugendlicher in Erziehungsheimen und als Erwachsener inhaftiert. Duff ist kein Intellektueller, und er kokettiert damit. Der Mann weiß sich zu verkaufen.

Alan Duff gab Einblicke in die Welt der Maori

So war auch die Lesung am Mittwochabend in der Bad Berleburger Odebornklinik keine Lesung im gewohnten Stil. Die Macher des Literaturpflasters hatten alles wie gewohnt eingerichtet, aber Alan Duff bot nicht das Programm, das man von einer Lesung in Deutschland gewohnt ist. Trotzdem vermisste man nichts, denn der Autor gab viel von seinem Seelenleben preis und gewährte interessante und teilweise auch ernüchternde Einblicke in das Leben der Maori. Fast beiläufig und als sei es das Natürlichste von der Welt, beschrieb Duff die Aggressivität und Gewalt unter den Maori. Sein Volk sei immer kriegerisch gewesen, und zur Männlichkeit habe immer Kriegshandwerk und Furchtlosigkeit gehört, so Duff. Wenn ihm jemand auf der Straße querkomme, dann werde er sich nicht wegducken, so sei er groß geworden.

Gewalt und Alkohol prägten Duffs Leben

In seinem Buch "Warriors" beschreibt er die Geschichte von Jake und Beth Heke, zweier Maori, die mit ihrem Leben überfordert sind. Er ist ein brutaler Schläger, arbeitslos, ziellos. Sie versucht, die Familie zusammenzuhalten, scheitert aber an sich selbst, ihrem Mann und dem Alkohol. Alan Duff verarbeitet anhand seiner Figur Jake Erfahrungen, die er mit seiner Mutter gemacht hat. Duff ist das Kind einer Maori und eines Weißen. Nach der Trennung seiner Eltern lebte er mit seinen Geschwistern bei der Mutter und wurde durch Gewalt und Alkohol fürs Leben geprägt. Bei seinem Vater erlebte er eine ganz andere Welt, gebildet, intellektuell, aufmerksam, die Kinder ernstnehmend. Und er entdeckte die Liebe zu Büchern. Dafür sei er bis heute seinem Vater und dessen Familie dankbar, dass ihm dort eine ganz andere Art der Kultur eröffnet worden sei. Die Sprache seines Buches ist eindrucksvoll, die Bilder bleiben hängen, sind intensiv.

Dr. David Eisermann moderierte

Man hat das Gefühl, dass in Duffs Büchern eine Menge von Duff steckt. Dass er ein ungewöhnlicher Schriftsteller ist, das spürte man am Mittwoch eindeutig. So hatte es auch Moderator Dr. David Eisermann vom WDR schwer, immer wieder den roten Faden aufzunehmen. Alan Duff sprang hin und her, erzählte Geschichten, äußerte sich zu Themen, die ihm wichtig waren. Eines davon ist das Lesen. Die Maori haben keine Schriftkultur und damit auch keine Lesekultur. Daher stehen auch heute in nur wenigen Maori-Haushalten Bücher.

Alan Duff macht sich stark für Leseförderung

Die Stiftung Alan Duffs will genau das ändern, mit großem Erfolg. In 20 Jahren wurden neun Millionen Bücher kostenlos verteilt. Inzwischen ist die Stiftung auch in Australien und den USA aktiv. Was Duff an Deutschland gefällt? Dass hier die Menschen den Wert von Büchern verstanden haben.

Von Guido Schneider


Siegener Zeitung (19.10.2012)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Guido Schneider (schn)

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