Bad Berleburg. (tobi) Ein Rugbyspiel im Rahmen des Berleburger Literaturpflasters? Das klingt erstmal unglaublich, doch weil in diesem Jahr Neuseeland im Mittelpunkt der Veranstaltungs- und Lesungsreihe steht, fand auf dem Kunstrasenplatz im Sportzentrum am Berleburger Stöppel eine ganz besondere Veranstaltung statt. Um den Wittgensteinern den Volkssport des Gastlandes Neuseeland etwas näher zu bringen, spielten die Rugby-Union Marburg und der TSV Krofdorf-Gleiberg eine Rugby-Demonstrationspartie.
Kommentiert wurde das Spiel von Stefan Mourlane, dem Trainer der Marburger. Er erklärte die Regeln und die komplizierten Spielzüge und Situationen der hierzulande exotischen Sportart. Bei einem normalen Rugbyspiel stehen 15 Spieler pro Mannschaft auf dem Feld. Ziel des Spiels ist es, den Ball in ein jeweils an den Enden des Feldes abgestecktes Rechteck zu tragen und den Ball dort abzulegen. Es reicht aber nicht den Ball nur in das Rechteck zu werfen. Man muss ihn mit der Hand auf den Boden drücken. Das nennt man dann einen "Versuch". Ein solcher Versuch gibt fünf Punkte. Die Mannschaft, die den Versuch erzielt, hat dann noch die Möglichkeit, einen "Erhöhungskick" zu setzen. Dabei muss der Ball von einem bestimmten Punkt durch zwei große Stangen am Spielfeldende gekickt werden. Wenn das gelingt, erhält eine Mannschaft zwei zusätzliche Punkte.
Eine weitere wichtige Regel ist, dass der Ball nur nach hinten gepasst werden darf. Nach vorne darf er nur gekickt werden. Entscheidend ist aber, dass Rugby natürlich vom "Tackeln" geprägt. Das gegnerische Team darf den Ballträger mit hohem Körpereinsatz zu Fall bringen. Im Gegensatz zum American Football darf aber kein anderer Spieler geblockt werden. Wenn der Ballträger zu Boden gebracht wird, muss er den Ball sofort fallen lassen. Dabei versucht er, den Ball in eine für sein Team möglichst gute Position zu bringen.
Außerdem wird Rugby auf Rasenplätzen gespielt. Da auf dem Berleburger Stöppel jedoch auf Kunstrasen gespielt wurde, der Platz etwas zu klein war und die Stangen für die Erhöhungskicks fehlten, hatten sich die Mannschaften auf einige Abänderungen geeinigt. Jedes Team hatte zehn Spieler und diese durften, um Verletzungen zu vermeiden, nur am Oberkörper "tackeln" und für die Erhöhungskicks reichte es, den Ball über das Fußballtor zu kicken. Die Überlegenheit des deutlich erfahreneren Marburger Teams war deutlich zu spüren. Vor rund 70 Zuschauern erzielten die Hessen bereits in der ersten Hälfte einige Versuche und Erhöhungen. Doch auch die Krofdorf-Gleiberger starteten einige gute Spielzüge. Nach einer kurzen Halbzeitpause fanden auch sie richtig ins Spiel und landeten einige wenige Versuche. Gepfiffen wurde das Spiel von Jean-Claude Mourlane, der die Rugby-Union Marburg vor 40 Jahren gründete. Der Franzose hatte den Sport aus seinem Heimatland mit nach Marburg gebracht. Und auch in anderen Ländern ist der Rugbysport sehr populär. Südafrika und England sind nur zwei Beispiele. "Aber in Neuseeland ist es nicht nur Sport, sondern Religion", erklärte Stefan Mourlane im Gespräch mit der Siegener Zeitung. So wurden die "All Blacks" bei der letzten WM in Frankreich erneut Weltmeister. Im krassen Gegensatz dazu steht Deutschland. "Uns fehlt einfach die Medienpräsenz, um den Sport bekannt zu machen", sagte Stefan Hausner, Trainer von Krofdorf-Gleiberg. Er hatte die Rugby-Abteilung dort vor drei Jahren gegründet. Wichtig in der Jugendarbeit sei vor allem die Vermittlung von Fairness. "Es ist im Rugby anders als beim Fußball. Niemand beschwert sich hier beim Schiedsrichter oder streitet mit dem Gegenspieler", stellte er klar. Und nach dem Spiel sei die Aggression vergessen und man feiere zusammen. Unterstreichen wollte er dies mit einem Zitat von Oscar Wilde. Der irische Schriftsteller hatte einmal gesagt: "Fußball ist ein Gentlemensport, gespielt von Raufbolden. Rugby ist ein Raufsport, gespielt von Gentlemen."
Die Zuschauer auf dem Stöppel waren also um eine Erfahrung reicher und vielleicht wird irgendwann auch in Bad Berleburg ein Rugby-Verein gegründet. Die Grundlagen sind nämlich schon vorhanden. Am Johannes-Althusius-Gymnasium existiert bereits eine Rugby-AG. Was sich daraus entwickelt, bleibt abzuwarten.
Von Tobias Beitzel