Raufbold-Sportart, gespielt von Gentlemen

Rugbyspiel auf dem Stöppel zur Demonstration und Werbung
für Sport und Neuseeland

Die Rugbyteams, Rugby Union Marburg und TSV Krofdorf-Gleiberg, mit Schiedsrichter Jean Claude Mourlane. (WP-Foto: Peter Kehrle - www.fotogeist.com)

Bad Berleburg. (stef) Rugby in Wittgenstein - das ist eine eher außergewöhnliche Mischung. Führende Nationen in dieser Sportart sind die Engländer, die das Spiel erfunden haben, und auch Australien, Südafrika und Neuseeland. Insbesondere in Neuseeland - in diesem Jahr Gastland beim Berleburger Literaturpflaster - ist Rugby mehr Ersatzreligion als Sport. Um diesem Mythos auf die Spur zu kommen, veranstalteten die hessischen Teams der Rugby Union Marburg und des TSV Krofdorf-Gleiberg am Sonntag ein Demonstrationsspiel auf dem Sportplatz auf dem Stöppel.

Aggressiv, aber fair

Wie immer, wenn ein Ball in der Mitte liegt, wurde hart gekämpft. Das Gerangel um den elliptischen Rugbyball sah mitunter wild aus. Doch Schiedsrichter Jean Claude Mourlane, der vor 40 Jahren die Rugby Union Marburg gegründet hat, erklärt: "Das ist ein Spiel mit gesunder fairer Aggression."

In Neuseeland, Gastland beim Berleburger Literaturpflaster, ist Rugby der inoffizielle Nationalsport. Die 'All Blacks' wurden Weltmeister 2011. Nach den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft ist die Rugby-WM das drittgrößte Sportereignis der Welt. (WP-Foto: Peter Kehrle - www.fotogeist.com)

Der Umgang miteinander sollte von Respekt und Höflichkeit geprägt sein. Darauf legen die Rugbyspieler besonderen Wert: Regeln, Schiedsrichter und die gegnerische Leistung sind zu respektieren. Und so zitiert Jens Hausner, Trainer des TSV Krofdorf-Gleiberg, in diesem Zusammenhang gern ein Sprichwort aus Großbritannien: "Football is a gentleman’s game played by ruffians and rugby is a ruffian’s game played by gentlemen", was so viel heißt wie "Fußball ist eine von Raufbolden gespielte Gentleman-Sportart und Rugby ist eine von Gentlemen gespielte Raufbold-Sportart".

Wie auch immer. Ziel beim Rugby ist es, den Ball am Gegner vorbei zu tragen oder zu kicken und dadurch Punkte zu erzielen. Was auf verschiedene Arten geschehen kann, wie die beiden Mannschaften der Regionalliga Hessen auf dem Stöppel demonstrierten. Kommentiert wurde das Spiel von Stephan Mourlane, Trainer der Rugby Union Marburg.

Im Rahmen der Literaturpflaster-Reihe in Bad Berleburg, in der die Kultur Neuseelands und damit Rugby als der inoffizielle Nationalsport eine Rolle spielt, kam es zu dieser Begegnung. Christine Marburger, Tochter von Otto Marburger, Vorsitzender der Kulturgemeinde, sorgte nicht nur für die Idee, sondern auch für die Umsetzung.

Mit Vergnügen sind die Rugbyspieler nach Wittgenstein gereist. "Wir sind gern dort, wo es in Bezug auf Rugby noch weiße Flecken auf der Landkarte gibt", erklärt Jens Hausner. "Denn es ist eine Saat, die schnell Triebe zeigt. Oft ist es so, dass die Initiative dann von Schulen ausgeht." Nachdem am Johannes-Althusius-Gymnasium in Bad Berleburg vor zwei Jahren eine Rugby-AG ins Leben gerufen worden ist, zeigen auch die Schüler des Städtischen Gymnasiums in Bad Laasphe ihr Interesse an der Sportart. Ein Grundkurs beobachtete das Spielgeschehen auf dem Stöppel.

"Die Atmosphäre in der dritten Halbzeit finde ich richtig toll."

Jens Hausner, Trainer des TSV Krofdorf-Gleiberg, über die Faszination Rugby

Das freut Jens Hausner. "Der Deutsche Rugbyverband ist der einzige Verband, der kontinuierlich steigende Mitgliederzahlen hat. Es sind 60 Prozent Zuwachs - auf niedrigem Niveau, aber immerhin." Der besondere Reiz im Rugby liegt für ihn in der Vielfalt. "Der Sport hat so viele verschiedene Spielsituationen, dass jede körperliche Figur ihre Vorteile hat." Ob der lange, dünne oder der kleine, breite Spieler, jede Statur findet ihre passende Position. Geht es auf dem Feld auch hart und aggressiv zur Sache, sei die Stimmung unter Rugbyfans, so Hausner, ausgesprochen friedlich. Auf den Geschmack gekommen ist er bei einem Aufenthalt in Frankreich. Allerdings nach dem Spiel, beim gemeinsamen Biertrinken. "Die Atmosphäre in der dritten Halbzeit fand ich richtig toll."

Von Stefanie August


WESTFALENPOST (26.09.2012)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Fotos (2) von Peter Kehrle (www.fotogeist.com)

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