Zungenbrecher-Übung mit Maori-Märchen
Zahlreiche Zuhörer zum Vortrag der neuseeländischen Märchen
Mit Beginn der christlichen Missionierung kamen Mönche aus Europa in das Land und machten erste Ansätze, die Mythen- und Sagenschätze aufzuschreiben und somit zu archivieren.
Gaby Klotz von der Stadtbücherei weiß, es gibt nur sehr wenig gedruckte Märchenliteratur, auf die Katja Heinzelmann sich einstimmen konnte, um den Märchenvortrag überhaupt stattfinden lassen zu können. Wichtig ist ihr dabei gewesen, den Zuhörern auch im übertragenen Sinne ein Gehör für die Besonderheiten der Namensgebungen in der Maorisprache zu vermitteln.
Sehr schnell merkte der Besucher in der Stadtbücherei, dass die in Massen aneinandergereihten Vokale in den Namen der Märchenfiguren einiges an Konzentration voraussetzten.
Katja Heinzelmann hat in ihrer sehr langen Erfahrung mit Märchen rund um die Welt inzwischen ein gutes Gespür entwickelt für die Aufmerksamkeit der Zuhörer und weiß, was sie dem Publikum anbieten kann. Sie konzentrierte sich nun auf drei Erzählungen, die wie in anderen Ländern des Globus sehr viel mit der Entstehung des Lebens auf dem blauen Planeten zu tun haben, mit der Liebe und mit dem Leben in den Familien.
Alle Naturerscheinungen in der Welt der Maori haben ähnlich wie in anderen Mythologien der Welt Namen und sind personifiziert. Die Götter sind nicht die Verkörperung von Zauberern, sondern ihr geistiger Einfluss ist vom Urvolk sehr ernst genommen. Katja Heinzelmann erzählt von Taranga, einer Maori, die angeblich ein Kind am Strand tot zur Welt bringt. Traditionell wickelt sie dieses Kind, so wie die Maori es verlangen, in einen Haarbüschel ihres Tiki (gebundener Haarknoten in der Schädelmitte) und übergibt das Kind dem Meer. Der kleine, totgeglaubte Maui lebt allerdings, wird durch das Stranden bei einem Ahnen gerettet und gelangt über sagenhafte Umwege zurück zu seiner Ursprungsfamilie mit vier weiteren Brüdern.
In einer ähnlichen Überlieferung berichtet Katja Heinzelmann eindrucksvoll von Mauis „Bändigen der Sonne“, die mit einem Netz eingefangen wird und so für die Menschen gefügig gemacht wird. In den Mythen wird sehr häufig die Kleinheit der Riesenhaftigkeit der Himmelskörper dargestellt und wie der Mensch sich die Welt formt und sie sich auf märchenhafte Weise untertan macht.
Marlen Jourdan von der Volkshochschule Siegen-Wittgenstein und Rikarde Riedesel (Stadt Bad Berleburg) betonten zum Schluss den enormen Arbeitsaufwand, den Katja Heinzelmann mit dem Auffinden und schließlich mit den teils zungenbrecherischen Namen in den Märchen hatte.
Von Christiane Sandkuhl