Bad Berleburg. (howe) Zugegeben: Eine Weinprobe in der Arfelder Schmiede mag jetzt nicht unbedingt etwas mit dem Bad Berleburger Literaturpflaster zu tun haben. Aber wenn mit Château-Mukhrani-Weinen die Renaissance der georgischen Weinkultur spürbar wird, dann "schmeckt" auch das gute Buch dazu. Das Literaturpflaster vom 14. September bis 9. November feiert in diesem Jahr sein "25-Jähriges". Und: "Wir hätten groß feiern können", betonte Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann bei der gestrigen Pressekonferenz, "aber dem Team ging es um den Inhalt." Da stehe das Programm zum Jubiläum im Vordergrund, nicht aber das Vierteljahrhundert.
Seit sechs Jahren ist der Literaturwissenschaftler, Germanist und ehemalige Rektor der Universität Siegen, Prof. Dr. Ralf Schnell, Schirmherr des Literaturpflasters. Im kommenden Jahr legt er sein Amt nieder – nicht, weil er nicht mehr will, sondern weil fünf Jahre Schirmherrschaft vereinbart waren. "Die habe ich maßlos überzogen", scherzte Prof. Dr. Ralf Schnell. Mit dem Literaturpflaster hätten die Organisatoren etwas auf die Beine gestellt, das "einzigartig ist in Deutschland". Inzwischen habe die Veranstaltung ein Renommee erworben, das weit über die Grenzen von Wittgenstein wahrgenommen werde. Das Literaturpflaster bezeichnete Prof. Dr. Ralf Schnell als ein "Feuerwerk der Ideen, der Gespräche, der Personen, des Austauschs, der Anregungen und der Herausforderungen". So richtig zum Sprühen bringt in diesem Jahr Georgien das Feuerwerk. Da passte das Ambiente mit dem Schmiedefeuer in Arfeld ganz hervorragend, zumal am 21. September zur Weinprobe (19 Uhr in der Schmiede) zwei in Arfeld lebende Frauen aus Georgien für die landestypischen Köstlichkeiten sorgen.
Literarische Höhepunkte sind freilich die Lesungen. Und da holen die Organisatoren einige hochkarätige Autoren des Gastlandes der Frankfurter Buchmesse nach Bad Berleburg. Typisch für die Veranstaltungsreihe sind die wechselnden Orte. "Literatur mit Event-Charakter", nannte Rikarde Riedesel vom Organisationsteam das Pflaster. Den Anfang macht georgische Gegenwartsliteratur unter dem Titel "Das Land, das die Literatur sehr liebte" mit Dr. Zaal Andronikashvili am Freitag, 14. September (19.30 Uhr in der Bad Berleburger Kur-Apotheke). Aka Morchiladze folgt mit der "Reise nach Karabach" am Sonntag, 23. September (19.30 Uhr im Rompel-Fachmarkt am Hilgenacker 46 in Bad Berleburg). Seine Romane gelten als die meistgelesenen in Georgien. Eine zauberhafte Geschichte über die zerrissene georgische Jugend erzählt die Autorin Iunona Guruli. Sie liest am Montag, 1. Oktober (19.30 Uhr im Abenteuerdorf Wittgenstein in Wemlighausen). Nana Ekvtimishvili ist nicht nur Filmemacherin. Sie stellt am Sonntag, 14. Oktober (19.30 Uhr im Ejot-Labor, Unterm Hain 1) ihren Roman "Das Birnenfeld" vor.
Am Mittwoch, 17. Oktober, fragt Anna Kordsaia-Samadaschwili: "Wer hat die Tschaika getötet?" Ihre Lesung findet ab 19.30 Uhr bei Opel Kroh in Bad Berleburg statt. Einer der absoluten Höhepunkte dürfte die Lesung von Nino Haratischwili am Montag, 26. Oktober (19.30 Uhr bei den Berleburger Schaumstoffwerken am Hilgenacker 24), sein. Mit "Das achte Leben" erlangte die Autorin internationale Bekanntheit. Jetzt präsentiert sie ihren neuen Roman: "Die Katze und der General". Neben den Lesungen bieten die Veranstalter Ausstellungen, Workshops für Kinder und Jugendliche, Kochkurse und Multivision-Präsentationen zu Georgien.
Von Holger Weber