Bad Berleburg. Sie falten das bunte Kartonpapier mehrmals in der Mitte; das soll später der Hintergrund werden. Von dem dünneren Bastelpapier nehmen sich die Kinder jeweils zwei DIN-A4-große Blätter – daraus soll später der Charakter ihrer Geschichte entstehen. Bei Mia spielt ein Elefant die Hauptrolle, Finja zeichnet einen Tiger, Lutz entscheidet sich für eine Vogelscheuche. "Kann ich auch mehrere Farben nehmen?", fragt Ben. Kann er. Die Kinder sollen hier ihre Kreativität und Fantasie frei ausleben dürfen. Auch dafür bieten die georgischen Künstlerinnen Ana Chubinidze und Elene Chichashvili den Papier-Workshop an. Am Ende soll jedes Kind sein eigenes, selbst gestaltetes Pop-up-Buch mit nach Hause nehmen.
Der Durchbruch
Ana und Elene gestalten in ihrer Heimat Georgien vor allem Kinderbücher. Oft schreiben sie die Geschichte und entwerfen dazu die Bilder, manchmal gibt es schon eine Geschichte und sie ergänzen sie mit ihren Zeichnungen. Ana sagt, dass sie gerne Pop-Up-Bücher gestaltet, Elene erzählt am liebsten Geschichten von Tieren. Und manchmal entsteht aus einer Skizze, aus einer spontan ausgedachten Geschichte etwas Großes: so wie bei "The Pocket Man". "Als ich damals die Figur gebastelt habe, habe ich mich gefragt, wie dieses Männchen wohl lebt, wie es seine Wohnung einrichtet, was ihm so passiert", erklärt Ana auf Englisch; Rikarde Riedesel, Organisatorin des Literaturpflasters, übersetzt ins Deutsche. Aus dem Papiermännchen ist schließlich ein kleiner Filmstar geworden: Zusammen mit Elene reist Ana in ein französisches Animationsstudio in der Nähe von Lyon, um die Geschichte des Männchens vom Papier auf die Leinwand zu bringen. Das war 2016. Seitdem wurde der Kurzfilm auf vielen internationalen Filmfestivals gezeigt und hat zahlreiche Auszeichnungen gewonnen. Aus einer kleinen Bastelidee ist eine große Erfolgsgeschichte geworden. Und alles hat mit einem Stück Papier angefangen.