Filigrane und farbkräftige Graffiti

Bad Berleburg. Das 22. Berleburger Literaturpflaster ist gestartet: Die Fotoaustellung "Graffiti in Yogyakarta" wirft ein Licht auf die aktive Sprayer-Szene in der indonesischen Metropole. Die Schau ist bis zum 2. Oktober in der Volksbank Wittgenstein geöffnet.

Die Augen eines Fotografen machen niemals Urlaub. Als Markus Kirchgessner vor drei Jahren mit seiner Familie nach Indonesien reiste, fiel sein Blick in der 500.000-Einwohner-Metropole Yogyakarta schnell auf ein kunstvolles Graffito. Zwei Straßenecken weiter entdeckte er ein zweites, das eine einst graue Wand in ein farbenfrohes Gemälde verwandelte. Und nach dem dritten Fund wusste der Fotograf, dass er mitten hinein in einen kreativen Ort geraten war.

"Graffiti in Yogyakarta"

Kirchgessner begleitete in den nächsten Tagen die aktive Sprayer-Szene im kulturellen Zentrum der Insel Java, fotografierte die Künstler bei ihrem Schaffen und tauchte tief ein in eine Welt, die Kunst mit dem Alltag verbindet. 28 seiner Fotos, die bedeutend mehr sind als Urlaubsschnappschüsse, hängen nun in der Volksbank Wittgenstein in Bad Berleburg. Die Eröffnung der Ausstellung "Graffiti in Yogyakarta", bei der gestern Abend Kirchgessner und die in Jakarta lebende Journalistin Doris Klein einem kleinen Kreis an Interessierten lebensnahe Einblicke in die indonesische Kultur ermöglichten, war zugleich der Auftakt des 22. Berleburger Literaturpflasters.

Die Sprayer seien in Yogyakarta nicht die bösen Jungs, die Gebäude verunstalteten, stellte Klein klar. "Sie werden von der Bevölkerung als Künstler wahrgenommen." Kirchgessner beeindruckte bei seinem Besuch, "wie sich die Kunst um den Alltag abspielt". Ein Graffito mit Figuren aus dem hinduistischen Ramayana-Epos bildet etwa die ausdrucksstarke Kulisse für eine Suppenküche am Rand einer belebten Straße. "Die Vielfalt der Bildsprache hat mich fasziniert", sagte Kirchgessner: filigran, großflächig und farbkräftig.

Die Sprayer, zumeist Studenten und Dozenten der Universität, machten dem Fotografen das Arbeiten leicht. "Indonesier haben eine angenehme Art der Begegnung, sie sind sehr neugierig – und lassen sich gerne fotografieren", erzählte er. Die Streetart-Künstler seien stolz, dass sie "keine Gefälligkeitskunst machen", ergänzte Klein, die auf dem Rücksitz eines Mopeds auch schon einmal vor der Polizei durch das nächtliche Yogyakarta flüchten musste..

"Keine Gefälligkeitskunst"

Das Berleburger Literaturpflaster eröffnet durch die sehenswerte Fotoausstellung die Chance, den Sprayern über die Schulter zu schauen. Sowohl Kirchgessner als auch Klein lobten das "anspruchsvolle und tolle Programm" der 22. Ausgabe. "Es ist der Knaller", meinte Kirchgessner, der bereits seinen dritten Pflasterstein erhielt.

Von Niklas Preuten

Öffnungszeiten bis zum 2. Oktober

Die Fotoausstellung "Graffiti in Yogyakarta" ist bis zum 2. Oktober in der Volksbank Wittgenstein, Poststraße 30a, zu sehen.

Montags bis freitags hat die Schau von 8.30 bis 12.30 Uhr geöffnet. Zusätzliche Öffnungszeiten sind montags bis mittwochs und freitags von 14 bis 16 Uhr sowie donnerstags von 13.30 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.