Beeindruckender Abschluss
des 22. Literaturpflasters
mit dem Reisefotografen Dirk Bleyer

Eine multimediale Reise von Bali nach Borneo

Dirk Bleyer - ein Weltreisender, der es nicht lassen kann. Er hat die Schönheit des Globus erkannt und trägt sie mit Multivisionsshows in die Welt. (WP-Foto: Christiane Sandkuhl)

Bad Berleburg. Nach acht, gut mit indonesischer Kultur, Kochkunst und vor allen Dingen mit Literatur gefüllten Wochen ging jetzt das 22. Berleburger Literaturpflaster zu Ende. Zum Finale hatten jetzt sehr zahlreich die Besucher der Multivisionshow von Dirk Bleyer in der Aula des Johannes-Althusius-Gymnasiums noch einmal unterhaltsame Gelegenheit ihre Blicke über das riesige Archipel Indonesien wandern zu lassen und vieles zu lernen und zu verstehen, was die Lebensart der Menschen dort ausmacht.

Auf zum Löwen Clarence

Er habe schon als kleiner Junge Reisefieber gehabt, bekennt der in Berlin lebende gebürtige Heidelberger Dirk Bleyer. Mit fünf Jahren sei er daher auch von daheim ausgebüxt und wollte den Löwen Clarence aus der Serie "Daktari" in Afrika besuchen. Allerdings sei er nur zwei Straßenzüge weit gekommen in der Heimatstadt. Die tatsächlich erste große Tour führte ihn erst 15 Jahre später Richtung China. Auf dem Weg dorthin sei er sechs Monate quer durch Indonesien gereist – immerhin 6500 Kilometer. Ein bodenständiges Studium der Luft- und Raumfahrttechnik schloss sich an.

Das Fernweh blieb. "Es ist ein Virus – ist man einmal infiziert, man wird es nie wieder los", freut sich Dirk Bleyer bei der Einführung seines bunten Vortrages. Und so sattelte der "unruhige" Mann kurzerhand beruflich um und wurde Reisefotograf. Ganz besonders reizvoll sei für ihn die bunte Vielfalt der Natur und die pittoresken Blicke auf Landschaften. Bei seiner Präsentation in Berleburg ging es von Bali nach Borneo. Hier zeigte er ein Bilder-Sammelsurium der vergangenen 20 Jahre. Warum aber von Bali nach Borneo? Diese beiden großen Inseln von insgesamt 17 000 sind repräsentierend für Indonesien. Bali ist die Kulturinsel, Borneo gibt Eindrücke der Wildheit des Landes.

20 000 Tempel befinden sich auf Bali, das etwa sechs Mal so groß wie Berlin ist. Die offiziellen und allen zugänglichen Bethäuser sind hinduistischen Ursprungs. Addiert man die privaten und kleinen Tempel hinzu, komme man locker auf über eine Million Kultstätten. "Wir leben alle auf dem Rücken einer riesigen kosmischen Schildkröte, die uns durch das Universum trägt," glauben die Hindus und fühlen sich beschützt von dem Tier, das von ihnen hoch verehrt wird.

Die Insel der Tänze

Quellen und Wasser bilden das Elixier des Lebens, dennoch verspüren die Balinesen im Meer die bösen Geister, die verbannt, weggejagt werden müssen. Bali ist die Insel der Tänze, die immer an mystische Vorgänge gebunden sind. Doch auch ganz irdische Vorgänge finden auf Bali ihren Platz. Der Reisanbau ist eine der wirtschaftlichen Einnahmequellen. Allerdings darf hier keineswegs das Mythisch-Mystische außer acht gelassen werden. Schließlich hat Reis eine Seele, wie alles im hinduistischen Glauben beseelt ist. Die Reisgöttin Sri Dervin sei daher hoch verehrt. Zehntausende Menschen waren ähnlich wie beim Bau der Pyramiden von Gizeh in Ägypten am Bau des gigantischen Borobudur-Tempels beteiligt. Dirk Bleyer führte auch in die Städte Balis, die, so bedauerte er, im Abgas zu kollabieren drohen. Riksha-Fahrer erreichten nur ein Durchschnittsalter von etwa 40 Jahren. Der Stress und die unglaubliche körperliche Belastung lasse sie den frühen Herztod sterben. Es ist ein gnadenloses Geschäft. Auf den Märkten ist der Herzschlag des Landes spürbar und alles käuflich, was die Fantasie hergibt – von gezogenen vergoldeten Zähnen als mystischer Schmuck bis hin zu Allheilmitteln in Form von Pülverchen, Tinkturen und Wässerchen.

Orang-Utan-Station

Auf der Weiterreise nach Borneo bekommen die Zuhörer einen beeindruckenden Blick auf Fauna und Flora. Wofür gibt es hier eigentlich eine Orang-Utan-Rehabilitations-Station? "Ganz einfach", erklärt Dirk Bleyer: "Reiche Japaner nehmen gern mal ein Orang-Utan-Baby zu sich nach Hause mit, bedenken aber weniger, dass aus Kindern Leute werden und wollen die Tiere wegen der Größe wieder loswerden. So haben sich Tierschützer die Einrichtung der Rehabilitation einfallen lassen, um die Tiere im Erwachsenenalter wieder auszuwildern." Ein Orang Utan (Mensch des Waldes) hat den Verstand eines etwa vierjährigen Kindes. Dirk Bleyer berichtet auf seiner Bilderreise, die sehr ansprechend mit landestypischen Klängen untermalt ist, vom deutschen Aussteiger Dieter, der irgendwann mal auf Borneo in der Wildnis "hängengeblieben" ist und sogar die Einheimische Tutti geheiratet hat. Vom islamisch geprägten Matriachat hat er allerdings nicht viel mitbekommen. Die Frauen dieser Kultur sind tonangebend, verwalten den Familienbesitz und sind Bestimmerin der Kindererziehung, was nicht bedeutet, dass Männer rechtlose Geschöpfe sind. Hier gehen die Menschen sehr gelassen mit der Tatsache um. Ganz am Ende seines Vortrages zeigt Dirk Bleyer, warum Urwald auch als grüne Hölle bezeichnet wird. Die Bilder sind aussagekräftig und nicht zu Unrecht fragt er sich dann: "Was habe ich da überhaupt gemacht? Warum habe ich mich den Torturen im Schlamm und den Unwegsamkeiten ausgesetzt?" Die Antwort ist schlicht: "Ich weiß es nicht, aber ich würde es immer wieder tun."

Von Christiane Sandkuhl


Vorfreude auf Flandern und die Niederlande

Für einen farbenreichen Ausblick in die südostasiatische Ferne bedankte sich Bettina Born (Veranstaltergemeinschaft Literaturpflaster) mit dem traditionellen Literaturpflasterstein und lud alle Literaturfreunde für 2016 in die Niederlande und nach Flandern ein.


WESTFALENPOST (04.11.2015)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Christiane Sandkuhl

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