Mit Katja Heinzelmann ins märchenhafte Indonesien

Literaturpflaster: Die Geschichte eines verliebten Fürsten und der Verrat einer Sklavin

Katja Heinzelmann (links) gestaltet seit vielen Jahren die Märchenlesung zum Gastland des Literaturpflasters. Diesmal stand Indonesien im Mittelpunkt. (WP-Foto: Gautam)

Bad Berleburg. (Art.ur) Im Rahmen des Literaturpflasters ist Katja Heinzelmann beinahe eine Institution. Sie lässt sich immer wieder aufs neue ein, studiert die Märchen der jeweiligen Gastländer und trägt sie dann frei vor, wie auch aktuell im Altenzentrum am Sähling.

Bedauerlich ist, dass sich lediglich 21 Zuhörer einfanden. Auf die Frage, warum Menschen in diesem Alter Märchen hören wollen, kommt spontan die Antwort: "Wir erwarten eine märchenhafte Stunde. Es macht leicht, entführt zu werden in phantastische Welten. Märchen sind nicht nur etwas für Kinder."

Auswahl war schwierig

Das ist auch das Credo von Katja Heinzelmann. Mit wenigen Worten eröffnet Rikarde Riedesel, Kustodin der Stadt, die Erzählstunde, sie will nichts von der Magie, der Spannung vorwegnehmen. Katja Heinzelmann bekundet, dass ihr die Märchenauswahl aufgrund des riesigen Fundus' nicht leicht gefallen ist.

Es wird sagenhaft und sie erklärt den feinen Unterschied zwischen Sage und Märchen. Sagen sind ortsgebunden, Märchen können global, überall stattfinden. Katja Heinzelmann entführt die Zuhörer in den indonesischen Dschungel.

Putritelur, eine aus dem Ei geschlüpfte Prinzessin, lebt auf einem Baum mit einem Brunnen darunter. Ein Radscha (sanskrit: Raja, Fürst, König) trinkt aus ihm, sieht das Spiegelbild der wunderschönen Prinzessin, verliebt sich und will sie heiraten. Putritelur verlangt von ihm ein Opferfest, dann würde sie ihn heiraten.

Er willigt ein, schickt seine Sklavin Jajabi zum Wasserholen an den Brunnen. Die Prinzessin verrät ihr, dass der Radscha sie heiraten will. Die Sklavin überlistet die Prinzessin, ertränkt sie. Jajabi zieht sich die Kleider der Prinzessin an und wird die Frau des Radschas.

Zungenbrecher üben

Mit Putritelur geschehen allerlei Metamorphosen. Schließlich findet sie sich bei einer alten Frau wieder, als sie aus einer Frucht herausspringt. Hier bindet sie wunderschöne Blumenkränze. Der Radscha ist begeistert und will wissen, wer diese herrlichen Kränze bindet. Er erfährt vom Verrat und auf der Stelle wird Jajabi vom Erdboden verschlungen. Der Radscha und Putritelur werden ein Paar. So ähnlich, die Natur einbeziehend, ihre Wandlungen in den Jahreszeiten in all ihren entsprechenden farbenprächtigen Gewändern schildernd, mit phantasievollen Namen für Wald und Geistkönige, Prinzessinen und andere Gestalten, mit Liebe und Verrat, Tugenden sind die indonesischen Märchen ganz nah an all dem, was auch in europäischen Märchen bekannt ist. So sind im Geist immer wieder Brücken baubar zu uns bekannten Märchen und Mythen. Katja Heinzelmann lernt alle Namen auswendig, inklusive der Zungenbrecher, die in unserem Sprachgebrauch exotisch sind.

Von Gautam


WESTFALENPOST (21.09.2015)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Gautam (Art.ur)

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