Bad Berleburg. Laksmi Pamuntjak ist zur zweiten Lesung des 22. Literaturpflasters in der Bad Berleburger Odebornklinik ein ganz besonderer Gast. Ganz aktuell erschien ein Essay in der "Frankfurter Allgemeinen" zum Thema "Wut", das durch das Literatur-Journal "Der Weltempfänger" in Auftrag gegeben wurde. Anfang September stand Laksmi Pamuntjak damit dort auf Platz Nummer eins.
Rikarde Riedesel, Kustodin der Stadt Bad Berleburg und Moderatorin der Lesung, begrüßte neben der Autorin auch ihre deutsche Stimme Marlen Jordan, die aus Laksmi Pamuntjaks Werk "Alle Farben Rot" zunächst den Prolog und später Auszüge.
Genozid an Kommunisten
Ende September jährte sich der grausame Genozid in Indonesien an über einer Million Kommunisten und vermuteten Kommunisten von der damaligen Regierung unter Präsident Soeharto. Der Thematik nahm sich die kluge Essayistin, Lyrikerin und Autorin an.
"Ein sehr empfehlenswertes Werk."
Rikarde Riedesel, Kustodin der Stadt Berleburg und Moderatorin
Laksmi Pamuntjak begann ihren ersten Roman 2004, beschreibt dort die Lebensgeschichte der 62-jährigen Amba und startet die erzählte Zeit des Romans im März 2006. Die Autorin greift Parallelen zum alten indonesischen Epos "Mahabharata" auf und verwebt die Geschichte der Prinzessin Amba mit der Geschichte der neuzeitlichen Amba, stets die furchtbaren Ereignisse des Genozids im Blick. Dabei macht sie auch zeitlich einen Sprung in die Vergangenheit der Frau Amba, die als junge Frau von ihren Eltern einem Mann namens Salva versprochen wurde. Zur Heirat der beiden kommt es allerdings nicht.
Die gebildete und kreative Amba erhält in ihrem dritten Studienjahr an der Universität Jakarta einen Job als Übersetzerin in einem Krankenhaus der Kleinstadt Kediri, wo sie dem jungen Arzt Bishma in der Zeit der Kommunisten-Jagd begegnet. Es entbrennt eine heimliche Liebe, so kommt es zu täglichen Treffen der beiden Liebenden, obwohl dies aufgrund ihrer Geschichten nicht sein darf.
Laksmi Pamuntjak bedient sich auch der Authentizität aus dem eigenen Leben, dem Leben ihres Vaters und lässt Bishma einen Arzt sein, der im niederländischen Leiden und in Leipzig Medizin studiert hat. Allerdings wählt sie hier kleine Ortsabänderungen und ihr Vater ist nicht Mediziner, sondern Architekt.
Politischer Aufklärungsroman
In ihrem Erstlingswerk macht die Autorin riesige Unternehmungen, das Werk mit weitschweifigen Details auszuschmücken. Im Gespräch gesteht sie dann: "Den Fehler habe ich im ersten Roman gemacht, das passiert mir nicht noch einmal. Das hat mich sehr viel Arbeit und Kraft gekostet." Laksmi Pamuntjak habe diesen Roman zur Aufklärung der Welt geschrieben. Die Politik im Land ist heute gemäßigt, dennoch hat es nie eine Entschuldigung bei den Opfern und den Hinterbliebenen gegeben. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag ist in Kenntnis und man ist gespannt, wie hier bezüglich der Gräueltaten weiter argumentiert wird und ob es überhaupt einmal zu Urteilen kommen wird.
"Ein sehr empfehlenswertes Werk", so Rikarde Riedesel – insbesondere im Hinblick auf die historische, politische und literarische Situation des Vielsprachen-Archipels Indonesien. Laksmi Pamuntjak beschreibt ihre mannigfaltige berufliche Tätigkeit – in der Vergangenheit stand sie auch als überaus erfolgreiche Konzertpianistin auf den Bühnen – und erlaubt neugierige Blicke, warum sie in ihrem Roman so viele Beziehungen zu Deutschland herstellt.
Ihr Mann sei als vier Monate altes Baby in den deutschsprachigen Raum mitgenommen worden, er spreche Deutsch – und das sogar mit Wiener Akzent.
Von Christiane Sandkuhl
Die Pianistin, die gleichzeitig eine gefeierte Autorin wurde
Laksmi Pamuntjak ist am 24. Dezember 1971 in Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens, geboren.
Sie wuchs in einer indonesischen Mittelklassefamilie auf, ihr Vater war Architekt, ihre Mutter hat Pharmazie studiert.
Pamuntjak erhielt eine Klavierausbildung und vertrat Indonesien bei internationalen Klavierwettbewerben.
Bereits mit sechs Jahren fing sie an, erste Geschichten zu schreiben. Mit elf Jahren erhielt sie ihren ersten Literaturpreis.
Heute arbeitet sie nicht nur in der Redaktion der Wochenzeitung "Tempo", sondern auch in der Buchhandlung Aksara in Jakarta, die von ihr mitbegründet wurde.
Ihr erster Roman "Alle Farben Rot" erscheint in Deutschland beim Ullstein-Verlag.
Derzeit arbeitet sie an einem zweiten Werk. Das soll allerdings nicht so detail- und umfangreich werden.