Klaus-Werner Friedrich und Marie Lousie Kemsies zeigen Indonesien

Jenseits der Postkartenidylle / Die Fotos und Exponate in der Sparkasse Wittgenstein kommen ohne Erklärungen aus, sie sprechen für sich.

Die Ausstellung zum Literaturpflaster in der Sparkasse Wittgenstein hat viele Überraschungen zu bieten. Davon konnten sich die Besucher bereits bei der Vernissage am Donnerstag überzeugen. (SZ-Foto: Guido Schneider)

Bad Berleburg. (schn) Ohne Zweifel, das Berleburger Literaturpflaster nähert sich seinem Höhepunkt. Wer das für uns so fremde und ferne Land Indonesien verstehen will, der muss einen Eindruck von dem haben, was dort die Menschen umgibt und bewegt. Viel haben die Berleburger und ihre Gäste in den vergangenen Wochen schon gesehen und gehört, mit den Bildern von Klaus-Werner Friedrich und den Exponaten von Marie Lousie Kemsies können sich die Besucher der Ausstellung in den Räumen der Sparkasse einen Eindruck von dem verschaffen, welche Vielfalt Indonesien bietet.

Natürlich können die Bilder, die eine Auswahl von vielen Tausend Motiven sind, nur einen sehr kleinen und bescheidenen Ausschnitt dieses faszinierenden Landes bieten, doch die können die Faszination des Inselreiches an sich wiedergeben. Jenseits von Postkartenidylle und Touristenmotiven zeigen die Aufnahmen Menschen mitten aus und mitten im Leben. Klaus-Werner Friedrich hat in beeindruckender Weise Momente eingefangen, die direkt auf den Betrachter wirken. Den Fotografien ist der große Respekt anzusehen, den Friedrich seinen Modellen entgegen bringt. Er habe Menschen mit all ihrer Würde und mit ihrem Stolz fotografiert, das seien keine Tiere im Zoo und mit diesem Respekt solle man die Bilder auch betrachten, fordert der Fotograf sein Publikum auf. Natürlich sind die Aufnahmen immer auch ein wenig voyeuristisch, das liegt in der Natur der Sache. Doch Friedrich wahrt in allen Bildern immer eine wohltuende Distanz.

So sind den Motiven auch keine Beschreibungen zur Seite gestellt, sie sollen für sich allein stehen, nicht durch Hintergrundinformationen eingeschränkt werden. Ein ungewohntes aber schlüssiges Konzept. Von vorn herein ist klar, dass die Ausstellung Indonesien nicht in der gesamten Vielfalt zeigen kann, also gibt man sich auch gar nicht erst die Mühe, diesen Eindruck zu erwecken. In der Bad Berleburger Sparkasse sind Schlaglichter zu sehen, Bilder mit großer Ästhetik ergänzt durch Exponate, die Prof. Ralf Schnell als Preziosen bezeichnete.

Der Schirmherr des Literaturpflasters gab eine kurze Einführung in die Ausstellung. Er habe in diesem Jahr darauf verzichtet, in die Literatur des Gastlandes einzuführen, denn dort kenne er sich nicht aus und da hätte er erst noch etwas lernen müssen. Daher verlegte er sich auf die Ausstellung. Die Bilder seien sowohl ethnologisch als auch ethnografisch, sie zeigten Religion und Historie, aber vor allem zeige sie die Gesichter, so die kurze und präzise Beschreibung Schnells. Er selbst hätte die Bilder wohl nie ausgestellt, sagte Friedrich. Als die Anfrage des Literaturpflasters kam, habe er gesagt, er wolle mit der Vorbereitung weiter nichts zu tun haben. Also suchten die Helfer des Organistaionskreises die Motive aus und stellten die Ausstellung zusammen.

Doch ganz so groß war die Distanz zur Ausstellung dann doch nicht, wie man merkte. Klaus-Werner Friedrich hatte ein "Talking Piece" – ein Exponat, das eine Geschichte zu erzählen hat, mit dabei. Was von außen aussieht wie ein Speer, ist ein Blasrohr, mit dem Pfeile verschossen werden. Als er das Blasrohr gekauft habe, habe er am ersten Tag, vor dem Kauf, einfach mal einen Pfeil damit verschossen, senkrecht in die Luft, und alle Umstehenden seien sehr nervös geworden. Am nächsten Tag stellte sich heraus, an den Pfeilen war noch das Gift des Pfeilgiftfrosches. Davon getroffen wirkt das Gift garantiert tödlich, die Unruhe der Passanten war also mehr als verständlich.

Von Guido Schneider


Siegener Zeitung (26.09.2015)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Guido Schneider (schn)

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