Auf den Spuren Luthers

Literaturpflaster nimmt die Rom-Reise des Reformators in den Blick

Raumland. 1507 wurde Martin Luther von dem gebürtigen Laaspher Johannes Bonemilch in Erfurt zum katholischen Priester geweiht, zehn Jahre später folgte am 31. Oktober 1517 als ein Startschuss für die evangelische Konfession sein legendärer Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche. Irgendwann dazwischen war er in Rom. Genau darum ging es jetzt beim Berleburger Literaturpflaster, das in diesem Jahr Italien unter die Lupe nimmt. Der protestantische Pfarrer Martin Bräuer nahm seine Zuhörer in der Raumländer Kirche mit auf Luthers Reise in die heutige italienische Hauptstadt. Ob die 1510 oder 1511 stattfand, ist nicht mehr zu klären. Insgesamt musste einiges wegen fehlender Informationen im Ungefähren bleiben. Dennoch gelang es dem Referenten in seinem Vortrag, ganz lebenspraktisch ein Bild von dem Menschen Martin Luther zu zeichnen und die damaligen politischen sowie religiösen Zustände zu skizzieren.

Ganz anschaulich war Bräuer mit den Zuhörern auf Luthers Spuren unterwegs, der dafür zunächst einmal rund 1600 Kilometer zu Fuß nach Rom wanderte. Heutige Mutmaßungen, dass ein ohnehin kritischer Luther damals seine schlimmsten Befürchtungen in Rom bestätigt fand oder dass Rom einem sehr frommen jungen Luther von einem Tag auf den anderen die Augen öffnete, sah der Referent skeptisch. Sehr viel wichtiger schien es ihm, dass diese allererste und weiteste Reise ganz einfach Luthers Horizont erweiterte.

Aber Martin Bräuer beließ es nicht allein bei der historischen Dimension, in einer zweiten Runde besuchte er nämlich mit Luther den Vatikan der Gegenwart. Dabei unterstrich Bräuer, dass die Reformation zweifellos auch die römisch-katholische Kirche verändert habe. Nicht erst in der jüngsten Vergangenheit, sondern von Anfang an. Der Experte weckte aber auch Verständnis dafür, wie kompliziert es für die globale römisch-katholische Kirche sei, sich selbst über die unterschiedlichsten Welt-Regionen hinweg einheitlich zu organisieren.

Für die Gegenwart war er sich in Bezug auf die Ökumene sicher, dass theologisch noch mehr erreichbar sei. Und der Protestant, der 1962 in Dillenburg geboren wurde, lobte an dieser Stelle einen Katholiken, der 1961 in Siegen geboren wurde. Der Benediktiner-Pater Dr. Augustinus Sander ist im Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen tätig, Bräuer kennt und schätzt ihn.


Siegener Zeitung (12.11.2024)
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