Bad Berleburg. Bestseller-Autorin Gisa Pauly in ihrer ultramarinblauen Strickjacke und Bettina Born aus dem Literaturpflaster-Team mit einem rauchblauen Blazer ergänzten sich jetzt bei der Lesung im Berleburger Amtsgericht nicht nur auf diese Art perfekt. Auch die sonnengelbe warmherzige Freundlichkeit der Moderatorin aus Bad Berleburg und die strontium-erzeugte-feuerwerksrote Begeisterung der Krimi-Schriftstellerin aus Münster machten den Abend zu einem ganz besonderen.
Die Sache mit den Farben spielt auch in dem Roman „Lügen haben lange Ohren“ eine wichtige Rolle. Der dritte Band von Gisa Paulys Gaunerkomödien-Serie aus Siena in der Toskana stand im Mittelpunkt des Abends – und deshalb passte der Krimi genau aufs Literaturpflaster „Italien“. Die Hauptperson ist Anna, die nach dem Tod ihres Mannes alle Zelte in Stuttgart abbricht und in einem Alter, in dem andere schon Pläne für ihren Ruhestand machen, ein Hotel in Siena eröffnet. Dabei wird sie stets von der Tatsache eingeholt, dass es in ihrer Familie jede Menge kriminelle Gene gibt, allerdings nicht die ganz schlimmen. Zwischen Esel-Wanderungen und Rauschgift-Schmuggel, Untreue und Korruption geht es hier meistens eher um strafrechtlich relevante Gaunereien als um brutale Verbrechen. Das Ganze mit dem Witz eines Verwechslungs-Theaterstücks – und ohne Tote.
Von daher war hier das Komödien-Format angemessen – anders als bei den Fernsehkrimis mit den Rosenheim-Cops, Hubert ohne Staller oder dem schrägen Tatort-Team Börne und Thiel, in denen zwar Menschen gewaltsam sterben, bei denen der Spaß aber trotzdem nie zu kurz kommen darf.
Womit man wieder in Münster wäre. Als Bühnenprofi hatte die 77-jährige Gisa Pauly nicht nur sehr aussagekräftige Textstellen für die Lesung ausgesucht, sondern auch auf jede Frage von Bettina Born eine passende Antwort parat. Dabei lud sie die rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörer ein, in der echten Via Valdambrino in Siena das Haus zu suchen, aus dem sie Annas Hotel „Albergo Annina“ gemacht hatte. Schließlich lernten die Lesungsgäste noch den Menschen Gisa Pauly kennen, die freimütig erzählte, wie sie vor über 30 Jahren ihrem Leben als Berufsschullehrerin den Rücken kehrte, um sich dem Schreiben zu widmen. Aufgearbeitet in dem aufrüttelnden Schul-Report „Mir langt’s – eine Lehrerin steigt aus“, der 1994 veröffentlicht wurde.