Blechbläser reisten musikalisch nach Italien

Die Leichtigkeit des Literaturpflasters zeigte sich im Neuen Capitol

Das Blechbläserquintett 'philSW5' und die Sopranistin Jana Marie Gropp begeisterten ihre Besucherinnen und Besucher auf dem Literaturpflaster mit der unerschrockenen Leichtigkeit Italiens. (Foto: Jens Gesper)

Bad Berleburg. Bei der Frankfurter Buchmesse geht es vor allem um Bücher, und beim Berleburger Literaturpflaster ausschließlich um das Gastland der Buchmesse.

Aber dabei ist der Wittgensteiner Ansatz sehr weit gefasst: Neben einigen wunderbaren Lesungen konnte man in diesem Jahr auf dem italienischen Literaturpflaster bereits landestypische Weine probieren und Käse kosten, bequem sitzend den Geschichten einer Rad-Reise durch den Apennin lauschen und in einer Foto-Ausstellung das Land, wo die Zitronen blühen, kennenlernen. Unterschiedlichste Interessengruppen fanden hier Angebote.

Am Sonntag kam noch Musik dazu. Das Blechbläserquintett „philSW5“ der Philharmonie Südwestfalen spielte vor 120 Zuhörenden in einem komplett ausverkauften Kinosaal des Neuen Capitols in Bad Berleburg einen eigens zusammengestellten Italien-Abend. Neben Freunden der italienischen Musik waren zum Beispiel auch Posaunenchor-Aktive vor Ort.

Das Programm war unbeschwert wie seine Überschrift „Ciao“ und umfasste alles, was zwischen Verdi und „Volare“ unterzubringen war. Die erste Hälfte gestaltete sich eher klassisch, nach der Halbzeit-Pause war der Ansatz zeitgenössischer. Die Komponisten kamen zumeist aus dem sonnigen Süden, aber wenn Georg Friedrich Händel oder Franz Lehár etwas atmosphärisch Italienisches zu bieten hatten, dann fügte sich auch das ganz elegant ins Programm ein. Italienische Pop-Musik von „Marina“ bis „Gloria“ kam genauso vor, wie unvergessliche Film-Melodien aus Mafia-Epen oder Italo-Western.

Den Ton setzten aber Verdi und „Volare“: Der Freiheitschor aus der Oper „Nabucco“ ermutigt „Flieg‘, Gedanke, auf goldenen Schwingen“, auch der Gassenhauer aus den 1950er Jahren lässt den Singenden ins unendliche Blau des Himmels entfliehen. Es geht immer um eine unerschrockene Leichtigkeit, die Italien auch heute noch zum Sehnsuchtsort vieler Deutscher macht.

Genauso leicht wurde das Programm auf die Bühne gebracht, vornehmlich mit Trompete und Tuba, Flügelhorn, Posaune und Horn. Attila Benkö, András Bogács und Grigory Yakubovich von der Philharmonie Südwestfalen hatten jetzt in der Formation „philSW5“ Verstärkung von Patrick Lorbach und Akio Ogawa-Müller, Bläser beim Bundeswehr-Musikkorps in Siegburg, die praktischerweise im Siegerland leben.

Am Schlagzeug arbeitete in des Seungbum Kang, während die Sopranistin Jana Marie Gropp dafür sorgte, dass man die musikalischste aller europäischen Sprachen in diesem besonderen Konzert immer wieder hörte. Damit vervollständigte die Veranstaltung der Berleburger Kulturgemeinde mit dieser spannenden Facette das aktuelle Italien-Mosaik in Wittgenstein.

Und so gab es für Attila Benkö einen der beliebten Literaturpflastersteine aus den Händen von Bettina Born. Die stellvertretende Vorsitzende der Berleburger Kulturgemeinde freute sich als Teil des Veranstaltungsreihe-Planungs-Teams, wie sich das Neue Capitol prominent ins Literaturpflaster einbrachte. Nicht nur an diesem Abend. Bereits ab Mitte September hatte das Kino einen Monat lang verschiedene Filme aus Italien oder mit italienischem Flair gezeigt.

Mit der Zugabe „Bella ciao“ verabschiedeten sich die Musiker jetzt von ihren Wittgensteiner Gästen. Auch das ein leichtes, scheinbar unbeschwertes Lied. In Wirklichkeit begehrte es allerdings schon vor mehr als 100 Jahren gegen die schweren Arbeitsbedingungen norditalienischer Reispflückerinnen auf und im faschistischen Italien war es eine Hymne im Freiheitskampf der Partisanen.

Einige wenige Möglichkeiten gibt es noch, weitere Italien-Facetten zu entdecken, mehr Informationen warten unter www.literaturpflaster.com. Und bis dahin: Arrivederci auf dem Literaturpflaster.

Von Jens Gesper


SWA | DER Anzeiger für Siegerland und Wittgenstein (02.11.2024)
Internet: swa-siegerland.de
Bildquelle: Foto von Jens Gesper

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