Finnische Malerin Mia Saharla zeigt neue Arbeiten

Wie geht Erinnerung?

Gute Stimmung bei der Ausstellungseröffnung (v. l.): Andreas Droese (Sparkasse Wittgenstein), Kustodin Rikarde Riedesel, Kunsthistorikerin Dr. Andrea Brockmann, Künstlerin Mia Saharla und Otto Marburger (Kulturgemeinde). (SZ-Foto: Anja Helmbrecht)

Bad Berleburg. (ahe) Mit einem Ständchen wurde am Donnerstagabend die Ausstellung "Repeat – Wiederholung" in den Räumen der Sparkasse Wittgenstein eröffnet. Das Ständchen galt aber nicht der jungen finnischen Malerin Mia Saharla, die eigens aus Tampere für die Vernissage angereist war, sondern ihrem Entdecker und Gastgeber Otto Marburger, der just an diesem Tag seinen Geburtstag feierte. Marburger hatte Saharla 2012 im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf kennengelernt, dem ehemaligen Anwesen von Achim und Bettina von Arnim bei Berlin, als sie dort Stipendiatin der Finnish Cultural Foundation war, und so den Kontakt zur Stadt hergestellt.

Schwungvoll griff Andreas Droese von der Sparkasse die Stimmung auf und hieß dann die Künstlerin sowie die anwesenden Gäste willkommen. Er unterstrich, passend zum Titel der Ausstellung, dass die Sparkasse ebenso Wiederholungstäterin sei, weil sie immer wieder ihre Räume den Ausstellungen zur Verfügung stelle. Otto Marburger sprach als Vertreter der Berleburger Kulturgemeinde Grußworte und überreichte die obligaten Pflastersteine an die Organisatoren.

Seit 21 Jahren organisiert die Stadtkustodin Rikarde Riedesel parallel zur Frankfurter Buchmesse erfolgreich das Berleburger Literaturpflaster. Stets legt sie Wert auf ein breit gefächertes Programm, um dem jeweiligen Gastland aus unterschiedlichen Richtungen zu begegnen. Die bildende Kunst weist dem Besucher dabei häufig den Weg.

Mia Saharla zeigt in dieser Einzelausstellung zwei Werkserien aus den vergangenen zwei Jahren, in die die Kunsthistorikerin und Schmallenberger Kulturreferentin Andrea Brockmann sehr kompetent einführte. Im Vordergrund der künstlerischen Auseinandersetzung beider Serien steht die Erinnerung. Was erinnern wir von einem Ereignis und welcher selektive Prozess unseres Gedächtnisses lässt uns Details behalten, andere verlieren? Saharla sagt, dass es nicht nur die visuellen Eindrücke seien, die sie bei der Entwicklung ihrer Bilder führten, sondern eine Mischung aus allen Sinnen sowie die Art, wie wir im Leben stehen und uns berühren lassen. Das gilt für die eher von der Landschaft inspirierte Reihe "The Way Remembering Is" von 2013 wie für die Entstehung der jüngsten Werkgruppe "Über Ida".

Angelehnt an den gleichnamigen Roman von Gertrude Stein, war es die Stimmung des laut gelesenen Originaltextes, die nochmals tiefere Impressionen in ihr weckte als das bloße Für-sich-Lesen. Diesem Ton forscht die junge Malerin in ihren Arbeiten nach. Auffallend ist der zeichnerische Duktus der Ölgemälde, die Farben ähneln Rötel- und Kreidezeichnungen, sind geprägt von einem Hell-Dunkel-Kontrast, die Konturen sind nur angedeutet, und die Gesichter sind wie bei ihrer berühmten Landsfrau Helene Schjerfbeck nie ausgearbeitet, sondern lassen Raum in der Begegnung. Es sind keine Illustrationen zum Text entstanden, sondern eigene Ideen zu "Ida", der Schönheitskönigin, der jungen Frau mit ihren zahlreichen Liebschaften, dem Starlet, dem Zwilling.

Saharla malt entweder in riesengroßem Format oder sehr klein. In Bad Berleburg zeigt sie ausschließlich kleine namenlose Tableaux, die zu Gruppen auf die Wand geklebt sind, nach einem jeweils eigenen Muster. Jedes wirkt für sich und steht gleichzeitig in Beziehung zu den anderen, woraus sich eine neue Form ergibt. So wie Erinnerungsfetzen in sich geschlossen sind, jedoch eine persönliche Annäherung an das tatsächliche Ereignis bleiben. Es ist zu vermuten, dass die Erinnerung einen anderen Stellenwert einnimmt, wenn man in einem Land lebt, das fast so groß wie die Bundesrepublik ist, aber nur anderthalbmal so viele Einwohner wie Berlin zählt. Es bleibt abzuwarten, welche Erinnerungen die Arbeiten von Mia Saharla weiter prägen.

Von Anja Helmbrecht

Mia Saharla: "Repeat – Wiederholung", im Rahmen des Berleburger Literaturpflasters. Bis 31. Oktober, Sparkasse Wittgenstein, Bad Berleburg, während der Öffnungszeiten.


Siegener Zeitung (27.09.2014)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Anja Helmbrecht (ahe)

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