Klaus-Peter Kappest:
Finnland zwischen Mittsommer und Polarnacht

Leidenschaft für den hohen Norden

Eine runde und flüssige Präsentation eines wunderschönen Landes in Europa, so stellte Klaus-Peter Kappest sein geliebtes Finnland dar und wurde mit einem Literaturpflasterstein von Bettina Born belohnt. (WP-Foto: Christiane Sandkuhl)

Bad Berleburg. "Finnland – zwischen Mittsommer und Polarnacht" hat für den Hilchenbacher Klaus-Peter Kappest einen ganz besonderen Reiz. In dem Reisefotograf ist schon vor Jahrzehnten eine Leidenschaft für die nordischen Länder entbrannt. Speziell Norwegen, Schweden, die Arktis und wie aktuell Finnland sind hier bevorzugt. Und genau diese Leidenschaft machte sich nun einmal wieder die Veranstaltergemeinschaft des Berleburger Literaturpflasters zu Nutze und buchte den Mann aus der "Nachbarschaft" für kulturhistorische und naturnahe Vorträge.

Seine Eindrücke über das Land der Extreme schilderte Klaus-Peter Kappest zum Ende der Lesungsund Vortragszeit innerhalb des Literaturpflasters gleich dreimal in Berleburg. Am Vormittag konnten Schüler der Haupt- und Realschule seinen Ausarbeitungen lauschen und sich den außergewöhnlichen Bildpräsentationen hingeben, am Abend strömten die Erwachsenen dann in die Aula des JAG.

Extremes Land

Extrem ist Finnland deshalb, weil Hitze und Kälte sich quasi gern die Klinke in die Hand geben. Im Süden des Landes, es ist nicht so vielen Menschen bekannt, kann der Sonnenhungrige im Sommer von Juni bis Ende August richtig "heiße" Erlebnisse haben: Wozu also an die Strände Floridas flüchten? Die Finnen selbst wissen um die Qualität ihrer Sommer mit teilweise Temperaturen über 30 Grad Celsius und nutzen diese natürlich auch in vollen Zügen aus, denn die Zeit ist kurz fürs Aalen an den Stränden.

Die Hitze ganz anderer Art ist dann die finnische Sauna. Ohne sie geht in diesem Land gar nichts. Saunen ist gesund und gehört wie das tägliche Brot zum Leben. Es ist Sammlungsort, Kultur- und Beziehungspunkt in einem. Fünf Millionen Menschen beheimatet Finnland, die mit sieben Millionen Saunaplätzen verwöhnt sind. Doch nicht nur die Sauna-Oasen sind "Kuschelarenen" für die Finnen, das ganze Land bietet im hauptsächlich recht flachen Regionen fantastische Abwechslung für das Auge und das Erleben. Die Finnen, so scheint es für uns übrige Europäer, sind ein sehr entspanntes Völkchen und erfolgreich was Bildung und Wirtschaft betrifft. Erklärungen werden gern im gesellschaftlichen Wesen der Saunen gesucht. Recht sperrig bezeichnet Kappest hingegen die finnische Sprache, gewöhnungsbedürftig und streckenweise an Tierlaute erinnernd.

100 000 Seen und mehr Mücken

Finnland das Land der 100 000 Seen, bietet auch für den Abenteurer eine Menge, nicht nur Milliarden von Mückenschwärmen "beglücken" den Naturfreund, auch Tierarten, bei denen Mensch immer im Irrglauben ist, hier wird es gefährlich. Der Braunbär ist genauso wenig eine Bestie wie der Wolf. Wir Zweibeiner gehören einfach nicht in ihr Beuteschema. Wichtig ist ihnen die Verteidigung ihrer Reviere und die ihres Nachwuchses.

Kulturell bietet Finnland insbesondere mit Sicht auf Architektur eindrucksvolle Vielfalt. Schwedische Einflüsse im Westen des Landes berühren im Osten die russische Seele der Bauweisen, deutlich sichtbar in der Darstellung der karelischen Kirchen nahe der russischen Grenze. Klaus-Peter Kappest gibt hier deutliche Fingerzeige auf die harten Zeiten der Machtansprüche von Schweden und Russland, von politischer Zugehörigkeit und die heute noch deutlichen Spuren kirchlicher, orthodoxer Lebensweise.

Ins eiskalte Wasser

Auf der kunterbunten Reise durch Finnland, durch die Jahreszeiten und die Temperaturen im Süden bis hinauf nach Lappland und zu den Sami kann ein Außenstehender vermuten, die Menschen müssten ebenso extrem sein. In ihren Gewohnheiten mit der Natur sind sie das sicher auch, wenn sie in eisige Freibäder gehen, Wasser bei Null Grad und Luft unter Minus 40 Grad. Doch hier nimmt es jeder mit Gelassenheit und lebt relativ zufrieden seine Kultur. Schamanisches findet hier ebenso seine Anhänger wie ein rasanter Motorschlitten oder die Rentier-Taxis.

Klaus-Peter Kappest hat hundertprozentig bei Schülern wie bei seinem erwachsenen Publikum Lust auf das Land im hohen Norden gemacht. Er hat Eindrücke vermittelt, die kein Schulbuch und sicher auch keine noch so einfallsreiche Fernsehsendung bringt, bedingt sicher auch durch die sehr menschliche und humorvolle Darstellung von Land, Leuten, Fauna und Flora.

Von Christiane Sandkuhl


Das Ende des 21. Berleburger Literaturpflasters

  • Geschätzte 200 Besucher lauschten der Abend-Multivisionsshow "Finnland" im JAG.
  • Am Vormittag begeisterte Klaus-Peter Kappest ebenfalls im JAG gut 300 Schüler der Haupt- und Realschule und des Gymnasiums.
  • Die Multivisionsschau war die Finalveranstaltung des 21. Berleburger Literaturpflaster, was Vorträge und Lesungen betrifft.

WESTFALENPOST (28.10.2014)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Christiane Sandkuhl

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