Literaturpflaster und Leselust:
Der Bücherherbst in Südwestfalen wird bunt

"Der Funke zwischen Autoren und Publikum springt über."
Rikarde Riedesel, Bad Berleburg, organisiert das Literaturpflaster

Bis zum 5. November werden 21 Veranstaltungen in 31 Terminen angeboten. Dabei sind es zwei Säulen, die das Literaturpflaster so spannend und eigenständig machen. Einerseits unterstützt die Frankfurter Buchmesse die engagierte Reihe und schlägt damit eine Brücke zwischen der internationalen Literaturszene und der Leseförderung in der kleinen Stadt vor Ort. Die Berleburger Termine werden in den Online-Veranstaltungskalender der Buchmesse eingepflegt (buchmesse.de/veranstaltungskalender), "das ist ein super Marketing-Instrument".

Auf der anderen Seite wird das Literaturpflaster in Bad Berleburg von möglichst vielen Schultern getragen. "Unser Prinzip ist es, die Netzwerkstruktur auszubauen. Dabei helfen uns verschiedene Kooperationspartner aus der Wirtschaft. Gleichzeitig arbeiten wir bei den Veranstaltungen mit verschiedenen Organisationen zusammen", so Rikarde Riedesel. In diesem Jahr unterstützt der Jugendförderverein das Literaturpflaster, so dass der Eintritt zum Kinofilm "Ella und das große Rennen" nach dem Roman von Timo Parvela am 6. und 7. Oktober für Kinder frei ist. Auch die Jugendmusikschule ist neuerdings mit von der Partie.

Zum Buchmessen-Schwerpunkt Finnland kommen bekannte finnische Autoren nach Bad Berleburg, "die Messe-Highlights", freut sich Rikarde Riedesel. Kjell Westö zum Beispiel liest am 5. Oktober aus "Das Trugbild", Rosa Liksom ist Autorin und Künstlerin zugleich, sie gestaltet ihre Lesung am 6. Oktober als Performance, und Leena Lehtolainen (10. Oktober) ist als Krimiautorin auch hierzulande geschätzt. Natürlich kommt ebenfalls der berühmte Kinderbuchautor Timo Parvela (9. Oktober), "da darf gelacht werden". Das Literaturpflaster strahlt weit über Bad Berleburg hinaus. "Das Publikum kommt aus einem Umkreis von 60 Kilometern, aus Schmallenberg, Winterberg, vereinzelt auch aus Siegen. Teilweise reisen die Besucher von weiter her an, wenn sie Fans bestimmter Autoren sind."

"Leseförderung ist eine große Herausforderung."
Jürgen Breuer, Hagen, organisiert das Festival "Leselust"

Rikarde Riedesel zieht eine positive Bilanz: "Der Funke springt jedes Mal zwischen Autoren und Publikum über. Es macht einfach Spaß, man entdeckt jedes Jahr etwas Neues und ist einfach neugierig auf das, was kommt. Lesen kann so ansteckend sein."

Breites Netzwerk in der Region

Hagen, Gevelsberg, Iserlohn, Plettenberg, Lüdenscheid und Altena fördern unter dem Dach des gemeinsamen Festivals seit 14 Jahren die Leselust bei Kindern und Jugendlichen. Dabei geht es vom 14. Oktober bis 24. November nicht nur um Bücher im engeren Sinne, auch Theater, Kino und Workshops werden angeboten. Neben den örtlichen Stadtbüchereien beteiligen sich unter der organisatorischen Federführung von Jürgen Breuer, dem Geschäftsführer des Kulturzentrums Pelmke, und Julia Dettmann vom Schloss Hohenlimburg die Hagener Kulturzentren, das Filmrisskino in Gevelsberg sowie das Parktheater Iserlohn und das Theater Hagen.

Ein breites Bündnis also, das unter dem gemeinsamen Dach und mit Landesmitteln gefördert mehr erreichen kann als jeder für sich alleine, wie Charlotte Lehmann, Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung der Stadtbibliothek Hagen bestätigt: "Unsere Veranstaltungen dienen dazu, die Schwellenangst abzubauen." Brigitta Schulte von der Stadtbücherei Plettenberg ergänzt: "Die Kommunikation mit den Schulen funktioniert dadurch besser." Der Autor Martin Baltscheit ist Lesekünstler des Jahres und kommt am 14. Oktober ins Kulturzentrum Pelmke; der Kinderschutzbund bietet das Projekt "Kinder brauchen Frieden" an, bei dem Schüler eigene Geschichten und Gedichte schreiben, und in der Stadtbücherei gibt es am 30. Oktober einen Mangaworkshop, um nur einige Termine zu nennen.

Jürgen Breuer unterstreicht die Notwendigkeit des "Leselust"-Netzwerkes. Denn es wird immer prekärer, in Zeiten des Ganztagsunterrichts Kulturprogramme für Kinder nachmittags an Wochentagen anzubieten. Andererseits wird das aber auch immer wichtiger: "Leseförderung ist eine große Herausforderung. Mädchen lesen noch, bei Jungen ist es schwierig, sie zum Buch zu bewegen. Da wollen wir versuchen, entgegenzuwirken."

Von Monika Willer

Alle Programme stehen im Netz

• Das vollständige Programm des Literaturpflasters Berleburg im Internet: literaturpflaster.com.
• Das vollständige Programm des Festivals Leselust im Internet: pelmke.de/leselust2014. Über das Hagener Kulturzentrum Pelmke können sich auch Schulen aus Hagen und der Region für die Veranstaltungen anmelden.