Tervetuloa, Suomi!

Tervetuloa, Suomi! – Willkommen, Finnland! Mit diesen Worten begrüßt die Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr ihren Ehrengast, der sich schnörkellos, kreativ und auf den Punkt "cool" auf dem Messegelände präsentieren wird.

Frankfurter Buchmesse 2014 - 'Finnland.Cool.' (Foto: Frankfurter Buchmesse 2014 | buch aktuell)

"Finnland.Cool." nennen die Finnen ihren Auftritt, mit dem sie sich vom 8. bis 12. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse als Gastland vorstellen. Dabei ist das Motto zumindest teilweise durchaus wörtlich zu nehmen: Der Messepavillon, den erstmals keine Architekten, sondern drei Designstudenten der Aalto-Universität in Helsinki entworfen haben, wird an eine skandinavische Winterlandschaft mit Eis und Schnee erinnern. Um die richtigen Farbnuancen für den in Schattierungen von Weiß gehaltenen Pavillon zu treffen, ist das Trio sogar extra ins Eis gereist.

Das Programm der Nordländer ist dagegen alles andere als unterkühlt. Entspannt, unkompliziert, kreativ und warmherzig soll es im finnischen Pavillon und bei den vielen Veranstaltungen auf dem Messegelände sowie außerhalb zugehen. Rund 60 Autoren werden am Main erwartet, darunter auch international bekannte Namen wie die Bestsellerautorin Sofi Oksanen und der Krimi-Spezialist Pekka Hiltunen. Darüber hinaus gibt es ein vielfältiges Bühnenprogramm mit Lesungen und Diskussionsrunden, die dem Publikum das nordische Land näherbringen sollen.

Frankfurter Buchmesse 2014 - 'Finnland.Cool.' (Foto: Frankfurter Buchmesse 2014 | buch aktuell)

Poetische Schwitzbäder. Warm ist im Übrigen durchaus wörtlich zu nehmen, denn augenzwinkernd bedient das für den Gastlandauftritt zuständige Organisationskomitee von Finnish Literature Exchange, kurz FILI genannt, auch Klischees. In diesem Fall in Form der weltberühmten finnischen Sauna: Unter dem Motto "Poetische Schwitzbäder" wird es in öffentlichen Saunen der Römerstadt zu literarischen (Kurz-)Begegnungen mit finnischen Autoren kommen. Außerdem wird ein gemeinsam mit dem finnischen Goethe-Institut konzipiertes "Saunamobil" auf Tour gehen, hinter dem sich ein umgebautes Feuerwehrfahrzeug versteckt. "Schweiß & Poesie" nennt sich dieser poetische Roadtrip, auf dem sich die junge finnische Hörbuchszene präsentiert.

Auch der Messepavillon wirkt nur äußerlich unterkühlt. Das innovative Raumkonzept beherbergt in sechs als individuelle Räume gestalteten Rotunden nicht nur Bücher, Autoren und Kultur, sondern es gibt eine große Bühne, ein Café sowie einen Raum speziell für Kinder. Interaktion wird hier großgeschrieben, wiederum mit einem Augenzwinkern: Jeden Tag um 10 Uhr gibt es z. B. einen unterhaltsamen Schnellkurs in Finnisch. "Was mich am finnischen Gastlandauftritt fasziniert, ist die Leichtigkeit und auch die Konsequenz, mit welcher Finnland Bildung und Kultur als unzertrennliche Einheit präsentiert", sagt Buchmessechef Juergen Boos.

Anders als zum Beispiel Neuseeland, das nur wenig mehr als zwölf Monate hatte, um seinen Auftritt in Frankfurt vorzubereiten, hatten die Finnen viel Zeit, um ihre Präsentation im Detail zu planen. Schon 2006 wurden die ersten Gespräche mit der Messeleitung geführt, 2009 wurde der Vertrag unterschrieben und fast gleichzeitig das Übersetzungsförderungsprogramm ausgeschrieben, das jeder Ehrengast für seinen Auftritt bereitstellt. In drei Phasen hat FILI insgesamt 728 000 € bewilligt, rund 130 Bücher wurden in die deutsche Sprache übersetzt, die im Herbst erscheinen; in einem "normalen" Jahr sind es rund 30. Die deutschen Verlage veröffentlichen nicht nur belletristische Titel, auch wenn diese eindeutig den Schwerpunkt bilden. Lyrik, Bildbände, Sachbücher sowie Kinder- und Jugendliteratur werden ebenfalls ihren Weg in die deutsche Sprache finden.

Finnland mit seinen 5,4 Mio. Einwohnern ist ein Land der Buchleser. Das hat sicherlich auch viel damit zu tun, dass jede Kommune per Gesetz verpflichtet ist, eine Stadtbücherei zu unterhalten. Im Jahr 2012 wurden pro Einwohner 13 Bücher ausgeliehen; jeder Einwohner der Großstadt Helsinki besuchte elfmal eine Bücherei. Mit ca. 5000 Neuerscheinungen jährlich nur im erzählerischen Bereich hat das Land in puncto publizierte Bücher pro Einwohner europaweit eine Spitzenstellung. Die meisten Bücher erscheinen zweisprachig auf Finnisch und Schwedisch, teils auch auf Samisch, die Sprache, die die Samen im finnischen Lappland sprechen. Und obwohl der Kampf um die Freizeit der Leser auch in Finnland härter geworden ist, geben 16 % aller Finnen an, mehr als zehn Bücher im Jahr zu kaufen.

Kinder werden frühzeitig schon im Elternhaus an das Buch herangeführt. Laut einer Studie des finnischen Statistikamtes lesen rund 70 % aller Eltern ihren Kindern vor. Was wiederum dazu führt, dass finnische Schüler in den PISA-Studien durchweg gut abschneiden. Zu den Lieblingsfiguren der jüngsten Nordländer gehören die Mumin-Trolle von Tove Jansson, die längst überall auf der Welt viele Fans haben. Die fantasievolle Schriftstellerin und Illustratorin, die am 9. August 100 Jahre alt geworden wäre, und ihre Mumins werden daher in Frankfurt einen besonderen Auftritt haben.

Die finnische Literaturszene ist lebhaft und wird auch in Deutschland zunehmend wahrgenommen. Einen literarischen Superstar hat das Land nicht, aber doch eine durchaus stattliche (und wachsende) Anzahl von Schriftstellern, die sich zunehmend auch auf der internationalen Bühne einen Namen machen, für die Frankfurt das ideale Sprungbrett ist. Die schon erwähnten Sofi Oksanen und Pekka Hiltunen zum Beispiel, Arto Paasilinna, der Meister des skurrilen Humors, Leena Lehtolainen oder Ulla-Lena Lundberg. Als Shootingstar der finnischen Literatur wurde Letztere für ihren Roman "Jää" ("Eis"; mareverlag) mit dem renommierten Finlandia-Preis ausgezeichnet; der Titel konnte sich mehr als sechs Monate auf der heimischen Bestsellerliste halten. Eine weitere junge Stimme im Literaturbetrieb ist Katja Kettu, die aus Lappland stammt und ihren sprachgewaltigen Erfolgstitel "Wildauge" (Galiani) dem deutschen Publikum näherbringen möchte.

Mit Spannung wird ganz besonders der Auftritt von Sofi Oksanen erwartet. Die vielfach ausgezeichnete, streitbare Bestsellerautorin mit finnisch-estnischen Wurzeln ist dafür bekannt, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Am 8. Oktober tritt sie im Schauspiel Frankfurt auf. Oksanens historischer Roman "Als die Tauben verschwanden" (Kiepenheuer & Witsch; gleichnamiges Hörbuch bei Hörbuch Hamburg) über die jüngere Geschichte Estlands war mit über 100 000 verkauften Exemplaren vor zwei Jahren der erfolgreichste Belletristiktitel in Finnland.

Das Literaturprogramm der Finnen konzentriert sich nicht nur auf Frankfurt und auch nicht allein auf den Zeitraum der Buchmesse. Finnische Schriftsteller werden sich im Laufe des Herbstes an rund 25 literarischen Events im deutschsprachigen Raum beteiligen. Egal ob das Hamburger Harbour Front Literaturfestival, das internationale Krimifestival "Mord am Hellweg" in Westfalen oder das "Berleburger Literaturpflaster": Es wird finnisch gesprochen.

Das letzte Wort soll Roman Schatz haben, der geistige Vater des Wahlspruchs "Finnland.Cool." Der gebürtige Deutsche, der eigentlich aus der Region um den Bodensee stammt, lebt als Wahlfinne seit 26 Jahren in Helsinki, wo er als Schriftsteller und Journalist arbeitet. Sein Statement lautet: "Das Allercoolste an Finnland sind seine Geschichten. Die werden wir in Frankfurt erzählen."

Finnisch ohne Mühe

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Selbstlernkurs für Deutsche, Lehrbuch mit 100 Lektionen
ASSIMIL Der Sprachverlag, 480 Seiten, geb.
22,- € (D), 22,80 € (A), 31,50 sFr; ISBN: 978-3-89625-017-9


Frankfurter Buchmesse 2014 | buch aktuell (S. 42-44)
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