Nie zu alt für ein Puppenspiel
Bewohner des Seniorenheims nahmen Anteil an Ricardos Geschichte aus dem Regenwald
"Es sind mehr die beiläufigen, täglichen Ereignisse, die mich zu den Inhalten meiner Geschichten tragen, da zerbreche ich mir nie den Kopf drüber", berichtet der ausgebildete Schauspieler über die Entstehungsgeschichte seiner Bühnenabenteuer. Sein Stück "Ricardo aus dem Regenwald" entstand an einem Nachmittag ganz in Muße, der Fernseher lief mit einer Infosendung über den südamerikanischen Regenwald und so kam es, dass Ricardo aus Argentinien auch den Weg in das Berleburger Altenheim gefunden hat.
30 Heimbewohner wohnten den spannenden Erlebnissen des kleinen Argentiniers bei. Bernd Linde verzichtete in der Präsentation auf Mitmach- und Mitsinglieder. "Ich weiß nicht, wie die ältere Generation damit umgeht und daher mache ich das respektvoll über den Inhalt der Ereignisse, indem ich nur allein singe", ist er sehr vorsichtig.
50 Minuten vergingen wie im Flug. Entgegen der Erwartungen ging es nicht immer mucksmäuschenstill im Versammlungsraum an der Gontardslust zu. So manche Besucherin konnte sich einer inneren Regung nicht erwehren und kommentierte Bernd Lindes Tun mit eigenen lautstarken Gedanken, was für den Puppenspieler völlig in Ordnung ist. "Denn so weiß ich meine Geschichtsinhalte auf die jeweilige Generation abzustimmen", bekundet er seine in Berleburg gemachte Erfahrung. Den alten Menschen hat die Erzählung von Ricardo, einem armen Jungen fernab der großen Stadt Buenos Aires sehr gut gefallen. Viele erkannten die starken Gegensätze zwischen reicher, exaltierter Lebensweise und spartanischen, primitiven Verhältnissen. Auch in Buenos Aires - wie in vielen Metropolen der Welt - klafft die soziale Schere sehr weit auseinander, und dies hat Bernd Linde mit seiner eindrucksvollen Darstellung hervorragend vermittelt.
Von Christiane Weinhold