Bildhafte Liebeserklärung
an "Mi Argentina" gelungen

Eindrücke mit der Kamera konserviert
Ausstellung von Natascha Senftleben im Museum

Bad Berleburg. (cw) Eigentlich wollte Natascha Senftleben "nur" zum Arbeiten nach Argentinien kommen, doch die ersten Blicke auf Bizarres, Sanftes und Kurioses waren in ihren ersten Tagen dort zu verlockend als lediglich die Zeit für das Auswärtige Amt in Büros zu verbringen.

Sie schnappte ihre Kamera und begann Eindrücke technisch zu konservieren. Welche Verzauberung den von ihr eingefangenen Bildern inne liegt, können Besucher des Museums der Stadt Bad Berleburg ab sofort bis einschließlich 7. November in sich aufsaugen und nach Hause tragen.

Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann konnte es während seiner Begrüßungsrede zur Vernissage kaum treffender formulieren: "Mi Argentina - mein Argentinien - ist eine Bild gewordene Liebeserklärung an das große südamerikanische Land."

Freudestrahlend nimmt Fotografin Natascha Senftleben (Mitte) aus den Händen von Berleburgs Bürgermeister das Dankeschön in Form des 'Literaturpflastersteins' entgegen. Links im Bild, Stadtarchivarin Rikarde Riedesel. (WP-Foto: Christiane Weinhold)

Mit Ehemann und Kindern eroberte sie das Land mit der Kamera, von Feuerland bis hin zu den Grenzen Uruguays und Boliviens. Ihr Blick ist stets geschärft und so mancher bildliche Eindruck entstand spontan, unverfälscht und voller Natürlichkeit. Gerade das ist, was den Betrachter in seinen Bann zieht und die Augen fasziniert.

Die junge Frau erzählt Geschichte, pointiert Kontrastreichtum und mit Teleobjekt schafft sie Impressionen der Vordergründigkeit. Hintergründe verwischt sie und kreiert aus Gesichtern das Spezielle heraus, vermittelt in ein Antlitz Schönheit und gelebtes Leben. Das Differente in ihren Arbeiten, mal Landschaft, mal einzelne Menschen, Stillleben in Buenos Aires oder die gegensätzliche Welt von kindlicher Freude inmitten von Elend und Müll sagt alles über den geschulten, talentierten Blick der Fotokünstlerin aus.

Sie erzählt mit nur einem Foto die Geschichte eines ganzen Landes. Beispielsweise begab sie sich ins Fußballstadion, erhaschte dort den Anblick eines Fans in riesiger Publikumsmasse, er hängt mit seinem rechten Bein, der Unterschenkel ist amputiert und wird durch eine Prothese ersetzt, über einem Absperrungsgitter des Stadions und reißt jubilierend die Arme in die Höhe mit eintätowiertem Diego Maradona auf dem nackten Oberkörper.

Oft nur Sekunden

Es sind oft nur Sekunden, die entscheiden, solche Ansichten festzuhalten. Auch in Natascha Senftlebens Bildern gilt: "Die besten Geschichten schreibt das Leben, oder die schönsten Bilder malt das Leben." Das Ungeplante, gut Durchstrukturierte ist es nicht, was sie sucht.

Sie begibt sich täglich auf den Weg und fängt die Szene ein, ohne dabei den Objekten, seien es Menschen oder Tiere, zu nahe zu treten. Mit Diplomatie betätigt sie ihren Auslöser und weiß, die Fotos sind für den Betrachter eine Einladung, neben der Literatur, die reich in Worte gekleidet ist, Argentinien mit dem Auge in Formen und Farben lesend zu bereisen.

Das Werkstattgespräch zwischen Stadtarchivarin Rikarde Riedesel und der Künstlerin leitete zu mannigfachen Fragen und Randgesprächen des Publikums ein.

Dadurch erfuhr der offizielle Teil des Abends eine intensive Ausarbeitung und Erklärungen zwischen Natascha Senftleben und dem Publikum.

Von Christiane Weinhold


WESTFALENPOST (09.10.2010)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Christiane Weinhold (cw)

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