Gebürtige Argentinierin Daniela Kreher berichtet über Probleme und Alltag der evangelischen Kirche am Rio de la Plata

Tiefen Einblick in die alte Heimat gegeben

Die gebürtige Argentinierin und diplomierte Theologin Daniela Kreher gab Einsichten und Ansichten über die Kirche in der Pampa und am Rio de la Plata. (WP-Foto: Christiane Weinhold)

Bad Berleburg. (cw) Früher versteckte sie sich im fernen Argentinien unter dem Talar des Papas, heute ist Daniela Kreher selbst diplomierte Theologin und weiß über die Vorgänge und Umstände ihrer evangelischen Kirche am Rio de la Plata und in den Weiten der südamerikanischen Pampa zu berichten.

Gastgeberin und Pfarrerin Claudia Latzel-Binder zeigte sich erfreut, eine kompetente Fachfrau in den eigenen Reihen des Kirchenkreises Wittgenstein zur Information parallel zum argentinischen Gastland des Berleburger Literaturpflasters bieten zu können. Der Vortragsraum in der Berleburger Schlossstraße war gut gefüllt. Daniela Kreher referierte in Wort und Bild über die aufstrebende evangelische Kirche in ihrer Heimat.

Sind es doch lediglich zwei Prozent Protestanten, die derzeit das riesige Land bevölkern, gegenüber der großen katholischen Masse von nahezu 90 Prozent Christen. Spanische Einwanderer haben bereits im 16. Jahrhundert den Grundstein für den christlichen Glauben gelegt, weitestgehend die indianische Urbevölkerung missioniert. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts, als viele hunderttausende Deutsche nach Südamerika an den Rio de la Plata strömten, konnte sich - zunächst sehr dünn - die evangelische Kirche dort etablieren.

"Es sind allerdings keine Wege von geringer Distanz, die die Geistlichkeit dort zu bewältigen hat, das sind teils mehrere hundert Kilometer, die abzudecken sind", berichtet die junge Frau. Die La Plata-Staaten bedecken eine Fläche von zwei Dritteln Europas. Die 42 evangelischen Gemeinden reichen von Montevideo im Osten Uruguays bis hin nach Mendoza im Westen Argentiniens, das sind 2.000 km Luftlinie. Insgesamt sind 76 Pfarrer und 13 Diakone für diese Fläche verantwortlich. 35.000 Menschen wollen seelsorgerisch betreut werden. Möglich ist dies nur durch Wanderpredigten. Das Internet hat es heutzutage ermöglicht, dass Andachten und Gedanken der Geistlichkeit heute auch per E-Mail oder Newsletter den Gläubigen zugeleitet werden, sofern ein Computer zur Hand ist.

Die evangelische Kirchengeschichte hat mit der Gründung der ersten Gemeinde in Buenos Aires im Jahr 1843 ihren stabilen Anfang gehabt. Seit 1945 findet eine zunehmende Identifizierung mit Lateinamerika statt und ab 1956 ist die Kirche in der Pampa, was übersetzt baumlose Weite bedeutet, selbstständig und Partnerkirche der EKD.

1959 ging man in Kirchenkreisen zur spanischen Sprache als offizielle Verständigungssprache über. 1965 wurde die Institution zur "Evangelischen Kirche am La Plata" benannt, die heute bekannt ist als einzige evangelische Kirche, die die Achtung der Menschenrechte und der Natur in ihrer Satzung enthält.

Daniela Kreher hat am 1970 gegründeten ISEDET (evangelische Hochschule für theologische Studien) in Buenos Aires studiert und dort auch ihre Verbindung zu Berleburg ausgebaut, indem sie ihre Abschlussarbeit über die Geschichte der Berleburger Bibel schrieb. Nicht zuletzt deshalb konnten die Zuhörer nun einen lockeren, unkonventionellen Vortrag verfolgen über die streckenweise harte Arbeit mit notwendigem Durchsetzungsvermögen gegenüber der breiten Masse der Katholiken und während der Militärdiktaturen am La Plata. 36 Sozialprojekte sind aussagekräftiger Faktor für eine hervorragende Kommunikation unter den Gemeindegliedern trotz der Weiten der Pampa. Mit viel Engagement stützt Daniela Kreher die Kirche dort und weiß, auch ihre noch Theologie studierende Schwester wird in Argentinien ihren Kirchenweg gehen.

Von Christiane Weinhold


WESTFALENPOST (22.09.2010)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Christiane Weinhold (cw)

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