Yrsa Sigurðardóttir präsentierte gestern
ihren Kinderkrimi im Gymnasium

Von vielen Fragen gelöchert
"Ich habe es als Kind geliebt, zu lesen",
verriet Yrsa Sigurðardóttir, "und wer so gerne liest,
dem fällt das Schreiben leichter."

Einige Autogramme musste die isländische Autorin Yrsa Sigurðardóttir (2. v. r.) gestern Morgen nach der Lesung aus ihrem Kinderkrimi 'Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz' in der Aula des Berleburger Johannes-Althusius-Gymnasiums schreiben. (SZ-Foto: Björn Weyand)
Gebannt hörten sich die Berleburger Viert- und Fünftklässler gestern die Stellen aus dem Kinderkrimi an. Anschließend löcherten sie Yrsa Sigurðardóttir mit Fragen. (SZ-Foto: Björn Weyand)

Bad Berleburg. (bw) Jansohn ist durchaus ein in Wittgenstein bekannter Nachname. Aber Fritztochter? Oder Hanstochter? Eher nicht. Allerdings sähe es ganz anders aus, wenn die deutsche Kultur mehr der isländischen ähneln würde. Echte Nachnamen gebe es auf der Insel im kalten Norden nicht, erklärte Rikarde Riedesel gestern Morgen den gespannt dreinblickenden Jungen und Mädchen in der Aula des Johannes-Althusius-Gymnasiums in Bad Berleburg. Ein isländischer Nachname sei vielmehr eine Kombination aus dem Vornamen des Vaters und dem Zusatz "Sohn" oder "Tochter". Außerdem sei es in Island üblich, sich beim Vornamen anzusprechen und sich zu duzen.

Warum sollte aber die Fünftklässler des JAG und die Viertklässler aus den Grundschulen in Bad Berleburg, Dotzlar sowie Elsoff dies interessieren? Es ist ganz einfach: Die renommierte isländische Autorin Yrsa Sigurðardóttir saß neben Rikarde Riedesel auf der Bühne der Aula und stellte in Bad Berleburg ihren Kinderkrimi "Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz" vor. Weil sie die deutsche Sprache nur einige Jahre auf dem Gymnasium gelernt habe und sie deswegen "wie ein vierjähriges Kind" spreche, wie die Tochter ihres Vaters Sigurðar fand, las Monika Klaffki aus der deutschen Übersetzung vor. Und die Mädchen und Jungen lauschten den Worten gebannt und ruhig - sogar bei der kurzen Passage, die Yrsa Sigurðardóttir aus ihrem isländischen Original wiedergab. Die kleinen Zuhörer erfuhren, dass es in der spannenden Geschichte um Anna Lísa und Raggi geht, die nach einer Verwechslung anstelle der erwarteten blauen Briefe eine Einladung zu einem Ferienkurs für hochbegabte Kinder bekamen - recht schnell wird den cleveren Kindern klar, dass der Leiter des Instituts Bio-Kids, Dr. Gudgeir, etwas im Schilde führt.

Was genau, das müssen die Berleburger Kinder selbst nachlesen. Dafür durften sie aber gestern Morgen die Autorin noch mit vielen Fragen löchern. Yrsa Sigurðardóttir verriet, dass sie als Kind früher selbst sehr gerne und sehr viel gelesen habe. Sie habe sogar mal versucht, in einem Jahr 365 Bücher zu lesen - also ein Buch pro Tag. Das sei zwar nicht ganz gelungen, doch auf die Nachfrage eines Jungen, wie viele Bücher sie denn insgesamt gelesen habe, schätzte die 48-Jährige die Summe auf rund 10.000. "Ich habe es als Kind geliebt, zu lesen", verriet Yrsa Sigurðardóttir, "und wer so gerne liest, dem fällt das Schreiben leichter." Dabei ist sie eigentlich Ingenieurin und Autorin nur im Nebenberuf. Doch ihre erste Geschichte schrieb sie auch nicht für ein großes Publikum, sondern eigentlich für ihren Sohn. Später fand sich ein Verlag, der die Geschichte drucken wollte und inzwischen hat Yrsa Sigurðardóttir fünf Kinderbücher geschrieben und arbeitet derzeit an ihrem siebten Krimi für Erwachsene.

Dass es in "Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz", einem Krimi für Kinder, um so ein schwieriges Thema wie Genmanipulation geht, erklärte Yrsa Sigurðardóttir so: "Kinder verstehen mehr, als man ihnen oft zutraut. Sie sind clever." Die Bad Berleburger Kustodin Rikarde Riedesel freute sich, dass es gelungen war, Yrsa Sigurðardóttir zum Bad Berleburger Literaturpflaster zu locken. "Es ist ihre einzige Lesung in ganz Deutschland", verriet Rikarde Riedesel im Gespräch mit der SZ. Und weil die Autorin schon mal da war, hielt sie gestern Abend noch eine weitere Lesung in der Bad Berleburger Schloss-Schänke. Diesmal aber für erwachsene Zuhörer.

Von Björn Weyand


Siegener Zeitung (11.10.2011)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Fotos (2) von Björn Weyand (bw)

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