Steinunn Sigurdardóttirs "Der gute Liebhaber" berauscht mit leisen Tönen
Die Liebe – Geschenk und Tortur
Was, wenn einer mehr liebt als der andere
oder Liebe unerwidert bleibt?
Reinbek. (riri) Mit "Der gute Liebhaber" hat Steinunn Sigurdardóttir ein neues Meisterwerk vorgelegt. Vor 17 Jahren hat Karl Ástuson seine Jugendliebe verloren. Dies ist und bleibt seine einzige Liebe. Allen Frauen, denen er in den folgenden Jahren begegnet, sind nur Liebhaberinnen, wie er sie nennt. Er hat für sich selbst Spielregeln aufgestellt: keine emotionale Nähe, nichts Persönliches, nur flüchtige Begegnungen, denn er kann nur die eine lieben, Una.
Nach 17 Jahren kehrt er, der inzwischen in Amerika lebt, für einen kurzen, ungeplanten Aufenthalt zurück nach Reykjavik. Wie in einem Traum bewegt sich Karl auf den Spuren seiner großen Liebe und erhält durch allerlei Zufälle die Möglichkeit, mit seiner Jugendliebe wieder in Kontakt zu treten. Doch hier zögert Karl. Erst nach dem Telefonat mit einer seiner früheren Bekanntschaften – einer Begegnung mit einer amerikanischen Psychiaterin, die etwas anders verlief, als es eigentlich Karls selbst auferlegten Regeln entsprach – fasst sich Karl ein Herz und nimmt Kontakt zu seiner immer geliebten Una auf. Das Wunder geschieht, und den beiden ist nach Jahren ein neuer Anfang möglich. Ein vorsichtiges Aneinanderherantasten auf der Suche nach Liebe wird von Steinunn Sigurdardóttir in der ihr eigenen poetischen Weise geschildert.
Doch Liebe ist so vielfältig. Was, wenn einer mehr liebt als der andere oder Liebe unerwidert bleibt? Dies sind nicht nur theoretische Fragen, sondern damit setzen sich die Figuren von Steinunn Sigurdardóttir in "Der gute Liebhaber" in den verschiedensten Facetten auseinander, finden ihren Lebensweg. Liebe ist das größte Geschenk, das einem im Leben gemacht werden kann, doch gleichzeitig kann es auch die größte Tortur sein. Karl will sich bei der Frau bedanken, die ihm geholfen hat, seine große Liebe wiederzufinden, doch muss er entdecken, dass er selbst zur einmaligen Liebe dieser Frau geworden ist, die er nicht erwidern kann. Ein Geflecht aus Beziehungen spinnt Steinunn Sigurdardóttir mit sprachlicher Eleganz; nichts ist so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Ein Roman, der mit leisen Tönen berauscht.
Live zu erleben ist die Autorin bei ihrer Literaturpflaster-Lesung am Mittwoch, 28. September, 20 Uhr, in der Cafeteria der Odeborn-Klinik in Bad Berleburg.
Steinunn Sigurdardóttir:
"Der gute Liebhaber"
Rowohlt, Reinbek 2011, 17,95 Euro
Sagenhaft: Buchmessen-Ehrengast Island
Rund 200 Bücher zum Thema Island erscheinen im Zuge des Ehrengastauftrittes "Sagenhaftes Island" bei der Frankfurter Buchmesse vom 12. bis 16. Oktober. Der Katalog "Sagenhafte Bücher aus Island", der unter www.sagenhaftesisland.de als Download zur Verfügung steht, bietet einen Überblick mit Kurzbeschreibungen zu allen neuen Island-Titeln – von den Neuerscheinungen zu den mittelalterlichen Sagas und Eddas, den isländischen Klassikern der Moderne und der Gegenwartsliteratur bis hin zu den Sachbüchern, den Kunstbänden und den Reiseführern.
Island ist natürlich auch Thema beim Berleburger Literaturpflaster, das sich immer mit dem Gastland der Frankfurter Buchmesse beschäftigt. Auf dieser Seite stellen wir einige Autoren und ihre neuen Bücher vor, die live zu entdecken sich lohnt – vom Krimi bis zum Kinderbuch. Weitere Informationen im Internet unter www.literaturpflaster.com.