Bad Berleburg. (schn) Es war ein würdiger Abschluss des Bad Berleburger "Literaturpflasters", Kristof Magnusson lieferte eine "Gebrauchsanweisung für Island" im Sanitätshaus Kienzle. Der 1976 geborene Deutsch-Isländer versteht die Menschen auf dem Kontinent und auch seine Landsleute im Nordatlantik. Und räumte daraufhin im Laufe des Abends in sehr humorvoller Art mit den diversen Vorurteilen der Deutschen über die Isländer auf.
Das Land ist ein "Ding der Unmöglichkeit"
So sollte man nicht davon ausgehen, dass alle Menschen auf der Vulkaninsel fest an Elfen glauben, auch gebe es nicht überall Elfenbeauftragte. Gut, der Isländer an sich wird die Existenz von Elfen nicht gänzlich leugnen, nicht dass man es sich mit den versteckten Wesen gleich von Anfang an verscherzt. Insgesamt sei das Leben mit solchen Wesen respektvoll und distanziert, wie es Magnusson ausdrückte. Ganz nebenbei hoffen Isländer im Ausland wohl ständig, nicht wieder auf Elfen angesprochen zu werden.
Dagegen gibt es Themen, über die die Menschen sehr gern reden. Da wäre zum Beispiel die Frage, wie die Republik Island funktioniert, mit gerade 320 000 Einwohnern. Diese Frage können die Isländer selbst nicht so richtig beantworten und wollen es wohl auch nicht. Dafür kann man dann stolz darauf verweisen, dass der Staat irgendwie funktioniert. Dabei sei dieses Land ja eigentlich "ein Ding der Unmöglichkeit", wie es Kristof Magnusson ausdrückte.
Sagenhaftes und Vulkane
Island, "dieser geologische Teenager" unter den Landmassen der Welt, hat eine wechselvolle Geschichte mit vielen skurrilen Begebenheiten. Mehrfach standen die Isländer kurz vor der Ausrottung. Die dänischen Kolonialherren überlegten zeitweise, die Insel komplett zu evakuieren. Vulkane hatten einen giftigen Niederschlag über das Land verteilt. Aber Isländer wären keine Isländer, wenn sie in dieser Lage aufgegeben hätten. Die Menschen haben dem Land einen Lebensraum abgetrotzt und einen bedeutenden literarischen Schatz geschaffen. Rund 3000 Seiten umfassen die Sagas, die Geschichten des Volkes. "Wenn es diese Geschichten nicht gäbe, dann hätte Island praktisch keine Vergangenheit", so der Autor.
Wortgewandt und humorvoll Einblicke ermöglicht
Wer aber denkt, auf Island leben bis heute naturverbundene Wikinger, der irrt. Naturverbunden sind die Menschen schon, aber bei den Wikingern war sich Magnusson dann nicht mehr sicher: "Das waren eher Wikinger im Ruhestand." Denn wer wolle schon dort siedeln, wo es im Umkreis von 800 Kilometern nichts zu plündern gebe. Außerdem sei Island stets so weit vom Schuss gewesen, dass sich hier Menschen eingefunden hätten, die in der alten Heimat nicht gelitten gewesen wären.
Kristof Magnusson vermittelte viele neue Einblicke, wortgewandt und humorvoll erlebten die Gäste ein anderes Bild Islands. Ein solcher Vortag hätte sich sicher auch sehr gut am Anfang des Bad Berleburger "Literaturpflasters" gemacht, so aber wurde es ein hervorragender Abschluss. Die Liste der oft schrägen Eigenheiten der Isländer ließe sich hier noch fast endlos fortsetzen.
Missverständnisse umschiffen, bitte!
Wer dies alles erfahren will, dem sei die "Gebrauchsanweisung für Island" ans Herz gelegt. Das Buch ist viel mehr als nur ein Reiseführer und soll auch mehr sein. Und vielleicht wird der Leser ja auch ein Island-Fan. Und von denen gibt es jede Menge. Eigentlich gebe es nur zwei Gruppen von Menschen, so Magnusson, zum einen diejenigen, die schon in Island waren, und die, die unbedingt mal nach Island wollen.
Das Island-Bild der Deutschen sei immer noch von Unwissenheit geprägt, allerdings nicht mehr so schlimm wie noch zu seiner Schulzeit, sagte Kristof Magnusson. Allerdings sei das Deutschland-Bild der Isländer auch nicht mit mehr Wissen hinterlegt. Das könne natürlich zu mancherlei Missverständnissen führen. Wie man die umschiffen kann, das erfährt man in der "Gebrauchsanweisung für Island".
Von Guido Schneider