Mord, Meer und Mysterien

Provence-Kenner Cay Rademacher stellte Krimi beim Literaturpflaster vor. "Gefährliche Côte Bleue": Lesung im Amtsgericht.

Rikarde Riedesel hat ihren Studienfreund Cay Rademacher zum Literaturpflaster eingeladen. Der Wahl-Franzose präsentierte in Bad Berleburg seinen neuen Capitaine-Roger-Blanc-Krimi: 'Gefährliche Côte Bleue'. (SZ-Foto: Ann Kathrin Berge)

Bad Berleburg. (aber) Cay Rademacher, deutscher Historiker und leidenschaftlicher Kriminal-Autor, ist innerhalb seines Genres ein wohlbekanntes Gesicht. Mit seiner Hamburg-Trilogie, die den beschwerlichen Alltag in einer vom Zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstörten Metropole beinahe nahtlos mit einer nervenaufreibenden Verbrecherjagd verwebt, hat sich der 52-Jährige einen Namen gemacht und zahlreiche Leser jahrelang in seinen Bann gezogen. Ein Umbruch in seinem persönlichen Umfeld, ein Umzug mit Kind, Katze und Kegel in den südlichsten Süden der französischen Provence, hat den packenden Hamburger Kriminalgeschichten damals vorerst ein Ende gesetzt.

Doch Cay Rademacher juckt es auch weiterhin in den Fingern: In diesem Jahr veröffentlichte er bereits den vierten seiner erfolgreichen Provence-Krimis, "Gefährliche Côte Bleue", mit der lebhaften Figur des Capitaine Roger Blanc in der Hauptrolle. Eben diese gefährliche Küste ist nun auch der Grund, warum Rikarde Riedesel, Organisatorin des Berleburger Literaturpflasters, ihren Studienfreund endlich noch einmal in die Arme schließen kann. Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse (mit dem Gastlandes Frankreich) und somit auch des Berleburger Literaturpflasters präsentierte der Kriminal-Autor am Dienstagabend sein neuestes Werk in passender Atmosphäre – in den Räumlichkeiten des Amtsgerichts.

Trotz einiger Strapazen während der weiten Anreise aus Marseille freute sich der deutsche Schriftsteller ganz besonders auf das anstehende Event, denn was für das Literaturpflaster in diesem Jahr die fünfte und letzte Lesung bedeutete, war für den erfolgreichen Schriftsteller Premiere – die erste offizielle Vorstellung von Capitaine Roger Blanc und seinen Verbrecherjagden auf deutschem Boden.

Cay Rademacher absolvierte zunächst in Köln sein Geschichtsstudium, veröffentlichte einige historische Romane, arbeitete nebenbei als freier Journalist und schrieb regelmäßig Reiseführer. Seinen ersten großen Aufschwung erlebte er dann als verantwortlicher Redakteur des Geschichtsmagazins "GEO Epoche".

Und wie kommt man von da nun zu Kriminalromanen? "Den Journalismus und das Schreiben von Kriminalgeschichten verbinden viele Dinge. Das Spannende an der Polizei ist, dass sie sich durch alle Schichten der Gesellschaft zieht. Als Autor bin ich also genau wie als Journalist auf der Suche nach einer guten Geschichte", erklärte Cay Rademacher.

Und gute Geschichten findet der Autor im Süden der französischen Provence zur Genüge. So setzen sich seine Romane nicht bloß aus einer guten Mischung von lebhaften Landschaftsbeschreibungen und exotischen Geheimnissen zusammen, auch gesellschaftliche Einstellungen und Veränderungen spielen eine bedeutende Rolle: "Ich schreibe einfach auf, was ich sehe."

Bereits seit fünf Jahren fühlt sich Rademacher in der Provence zu Hause und hat ein außerordentlich gutes Gefühl für Land und Leute entwickelt. "Korruption und Reichtum gehen in Südfrankreich Hand in Hand; die Hälfte der Leute dort wählt den Front National, auch ohne schwerwiegenden Problemen gegenüberzustehen. Das ist kein Freilichtmuseum – da ist alles ständig in Bewegung. Für einen Kriminalautor ist das natürlich nahezu perfekt", sagt der Zugezogene schmunzelnd. Auch das illegale Wracktauchen und Plündern, Thema in Rademachers neuestem Roman, ist in der Provence ein echtes Business.

In "Gefährliche Côte Bleue" dreht sich natürlich alles wieder um Capitaine Roger Blanc, zwangsversetzt aus Paris, weil er als Korruptionsermittler einfach zu tief gebohrt hat. Schwierigkeiten erwarten ihn aber nicht nur bei seinen Fällen, sondern auch innerhalb der Familie und im Kreise der Kollegen. So reizt viele Leser nicht bloß das einzelne Fragment eines jeden Buches, sondern vor allem die Zusammensetzung und Weiterentwicklung des Gesamtbildes. Als der Kommissar gemeinsam mit seinem Kollegen Marius an Bord eines Forschungsschiffes plötzlich einen leblosen Taucher mit einer Harpune im rechten Auge im Wasser treiben sieht, weiß Blanc noch gar nicht so recht, auf welch dunkle Geheimnisse und sorgfältige Vertuschungen er da eigentlich gestoßen ist. Doch zu allem Übel bleibt es nicht bei einem Toten.

Umweltsünden, Korruption und eine gehörige Portion Realität – mit seinem einzigartigen Rezept gelingt es Rademacher auch dieses Mal wieder, auf eine humorvolle und gleichzeitig fesselnde Art und Weise seine Leser geradewegs hineinzuholen in seine Welt der Kriminalgeschichten.

Von Ann Kathrin Berge


Siegener Zeitung (13.10.2017)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Ann Kathrin Berge (aber)

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