Brutaler Mord an der blauen Küste

Autor Cay Rademacher stellt beim Literaturpflaster seinen neuen Provence-Krimi vor. Der Fall wird vor dem Berleburger Amtsgericht geklärt

Cay Rademacher (links) lebt seit fünf Jahren mit seiner französischen Frau in der Provence. Organisatorin Rikarde Riedesel kennt er noch aus seinen Studientagen in Köln. (WP-Foto: Irmtraud Treude)

Bad Berleburg. Die Krimilesung im Amtsgericht gehört seit vielen Jahren zu den festen und beliebten Terminen beim Berleburger Literaturpflaster. Dieses Mal wurde der Autor Cay Rademacher geladen. Und obwohl in diesem Jahr das Gastland Frankreich vorgestellt wird, las der Autor auf Deutsch, denn: Cay Rademacher ist Deutscher; seine Frau hingegen stammt aus der Provence. Dort leben Rademachers nun seit etwa fünf Jahren. Genügend Stoff für eine neue Serie der Provence-Krimis.

Die Handlung

Gendarm Captaine Roger Blanc und seine Mitarbeiter ermitteln in Frankreichs Süden und so mancher Unfall entpuppt sich dann doch eher als Mord. Auch im neuen Buch – "Gefährliche Côte Bleue" – wird das Ermittlerteam Roger Blanc und Marius Tonon mit einen zunächst unspektakulären Auftrag betraut.

Eine unterirdische Höhle wurde in der Côte Bleue entdeckt, westlich von Marseille. Um Unfällen vorzubeugen, sollen Taucher die Höhle mit einem Metallgitter verschließen. Blanc und Tonon befinden sich auf dem Forschungsschiff, von dem die Aktion gestartet wird. Sie sollen dafür sorgen, dass es zu keinen Zwischenfällen durch Schaulustige oder übereifrige Sporttaucher kommt. Es ist ein eher langweiliger Job und Blanc beschließt, seinen alten Fotoapparat zu testen. Dabei fällt auf, dass neben einem in der Nachbarschaft ankernden Boot ein dunkler Schatten im Wasser liegt.

Schnell stellt sich heraus, dass der Schatten ein toter Taucher ist – mit einer Harpune in einem Auge. Für Captain Roger Blanc stellt sich sogleich die Frage: Unfall oder Mord?

Der Tauchunfall scheint nach einigen Ermittlungen kein Unfall zu sein. Der Tote war ein erfahrener Profi-Taucher, der auch in schwierigen Gewässern tauchen konnte. Alles weist zunächst darauf hin, dass er in seinem Rentnerleben als Wracktaucher verbrachte.

Literaturpflasterstein

Der Auftritt

Cay Rademacher versteht es gleich zu Beginn des Buches seine Zuhörer mit in den Bann zu ziehen. Viele detaillierten Beschreibungen und bildhafte Umschreibungen versetzen die Zuhörer vom Amtsgericht an die Mittelmeerküste; sie fühlen quasi das Brennen der Sonne auf der Haut, riechen die salzige Seeluft und hören das schwappende Geräusch der Wellen an der Bordwand.

Die französische Mittelmeerküste ist teilweise unterirdisch stark zerklüftet. Über Jahrhunderte sind viele Schiffe gesunken. Deshalb zieht diese Region Wracktaucher magisch an, die auf die Bergung wertvoller Güter hoffen. Natürlich ist das Wracktauchen illegal und geborgene Gegenstände dürfen von Privatpersonen nicht verkauft werden. Allerdings besteht das Verbot eher theoretisch.

"So kann ich auch zukünftig Nachbarn und Bekannte als Vorlage für meine Romanfiguren verwenden."
Cay Rademacher ist froh, dass seine Provence-Krimis bisher nicht auf Französisch erscheinen.

Die Hintergründe

Der Krimi entstand, als noch nicht feststand, dass Paris den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2024 erhielt. Die Spekulationen im Krimi waren also damals reine Fiktion. Wenn Paris den Zuschlag für die Olympiade erhält, werden die nautischen Disziplinen, zum Beispiel Segeln, im Mittelmeer ausgetragen.

Die Côte Bleue wäre einer der Austragungsorte. Und tote Taucher, ein spektakulärer Mordfall oder gar ein Skandal können die Verantwortlichen natürlich gar nicht während der Qualifikationsphase gebrauchen.

Die Inspiration

Cay Rademacher erzählt, dass viele Inspirationen zu den Regionalkrimis durch sein näheres Umfeld kommen; zum Beispiel der wortkarge Ziegenzüchter, der mit seinem Traktor übers Land fährt. Außerdem bewohnen die Rademachers eine alte Ölmühle, ein Erbe seiner Frau, so Rademacher, der die Renovierung als Lebensaufgabe ansieht – genau wie Roger Blanc im Roman.

Die Provence-Krimis werden bisher nicht in französischer Sprache veröffentlicht. Darüber ist der Autor auch ganz froh: "So kann ich auch zukünftig Nachbarn und Bekannte als Vorlage für meine Romanfiguren verwenden."

Für einen Krimi benötigt Rademacher ungefähr ein Jahr; Dreiviertel der Zeit geht für die Recherche drauf, ein Drittel fürs Schreiben. "Wenn alles gut recherchiert ist und ich alle Unterlagen zusammen habe, geht das Schreiben ganz flott."

Der Kontakt

Für den Autor war es zwar seine zweite Lesung in einem Amtsgericht, jedoch die erste Lesung eines seiner Provence-Krimis. Rikarde Riedesel kennt Cay Rademacher bereits seit ihren Studientagen in Köln. "Rikarde hat angerufen und gefragt, ob ich eine Lesung beim Literaturpflaster übernehmen möchte. Erst nachdem ich zugesagt hatte, habe ich festgestellt, dass auch in Frankfurt Buchmesse ist. Das ist ja quasi um die Ecke und ich mache danach noch einen Abstecher nach Frankfurt."

Von Irmtraud Treude

Zur Person Cay Rademacher

  • Cay Rademacher wurde 1965 in Flensburg geboren.
  • Er studierte Geschichte und Philosophie und arbeitet als Journalist für verschiedene Magazine, wie GEO, Merian, Die Zeit und das SZ-Magazin.
  • Ab 1999 war er fester Redakteur bei GEO und baute die Zeitschrift GEO Epoche mit auf.
  • Als Krimiautor wurde Rademacher mit der Figur des Hauptkommissars Frank Stave bekannt. Stave ermittelt in drei Fällen im Hamburg der Nachkriegszeit.
  • Rademacher schreibt immer noch als freiberuflicher Journalist Artikel für das GEO Magazin.
  • Der fünfte Provence-Krimi ist bereits geschrieben und liegt bereits Rademachers Lektorin zur Begutachtung vor.

WESTFALENPOST (13.10.2017)
Internet: www.wp.de/staedte/wittgenstein/
Bildquelle: WP-Foto von Irmtraud Treude

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