Lesung mit Musik

Sylvain Prudhomme bei Literaturpflaster

Auch die beiden Musiker Malan Mane (Gesang) und Djon Motta (Gitarre) machten die Lesung zu einem besonderen Ereignis. Ganz links im Bild: Sylvain Prudhomme, dem die Freude über die Musik von Super Mama Djombo anzusehen ist. (SZ-Foto: Guido Schneider)

Bad Berleburg. (schn) Das Berleburger Literaturpflaster ist immer wieder für Überraschungen gut. Am Dienstag gastierte Sylvain Prudhomme mit seinem Buch "Ein Lied für Dulce" in der Aula des Johannes-Althusius-Gymnasiums für eine ganz außergewöhnliche Lesung. An diesem Abend lief so einiges anders ab als bei anderen Lesungen des Literaturpflasters. Gemeinsam mit dem französischen Autor waren die beiden Musiker Malan Mané und Djon Motta in die Odebornstadt gekommen. Beide sind Teil der Band Super Mama Djombo und somit gleichsam Teil des Romans selbst.

Prudhomme, im Jahr 1979 geboren, ist im Leben viel herum gekommen, unter anderem nach Guinea-Bissau. Das Land in Westafrika war einst portugiesische Kolonie und hat sich in einem blutigen Krieg von den Herren in Lissabon befreit. Der Autor hat dem in Deutschland wenig bekannten Land, seinen Menschen und einer Band so etwas wie ein Denkmal gesetzt und mit "Ein Lied für Dulce" ein lesenswertes Buch geschaffen.

Zentrale Figur ist Couto. Der Musiker, den einst Ehrentitel wie "dutur di biola," Doktor der Gitarre, schmückten, schlägt sich gerade so durchs Leben. Ein "ewig müßiger, ewig abgebrannter Grandseigneur". Vom strahlenden Nimbus der späten 70er, als Couto mit Super Mama Djombo den Soundtrack der Unabhängigkeit seiner Heimat schuf, ist wenig geblieben. Als er erfährt, dass Dulce gestorben ist, hält es ihn nicht mehr in der armseligen Wohnung: Dulce – seine große Liebe und als Sängerin umjubelter Star der Gruppe. Rastlos, durchdrungen von Trauer, durchstreift Couto die Hafenmetropole Bissau, sucht die anderen Bandmitglieder auf, um sie über den Tod ihrer Sängerin zu informieren. Von den Freunden erhofft er sich Trost – und: er möchte die Truppe mobilisieren für ein Gedenkkonzert noch am selben Tag, ein Konzert zu Ehren der Sängerin. Doch es ist nicht irgendein Abend. Die Spannung ist mit Händen zu greifen, denn es geht das Gerücht, die Militärs planten in dieser Nacht einen Putsch.

Vor dem Hintergrund dieser authentischen Situation Guinea-Bissaus im Jahr 2012 entspinnt Prudhomme seine Geschichte. Der Roman sei Fiktion, erklärt der Autor, doch viele der Charaktere seien real, so real wie die beiden Musiker Malan und Djon. Die Musik auf der Bühne ist an diesem Abend bewegend, zieht ihr Publikum sofort in ihren Bann und ist zugleich melancholisch und erinnert an den portugiesischen Fado. Die Kolonialzeit hat ihre Spuren hinterlassen. Prudhomme nimmt den Leser in einer von Kreol-Begriffen durchwebten Sprache mit in die melancholische Erinnerungswelt Coutos; in die Zeit des Freiheitskampfes, des ärmlichen Exils, vor allem aber in die rauschhafte Phase des musikalischen Triumphs seiner Band.

Vor allem aber erlebt man, wie sehr Sylvain Prudhomme Guinea-Bissau ins sein Herz geschlossen hat. Er beschreibt Land und Menschen ohne den Blick des Voyeurs, Afrika ist nicht exotisch, es ist normal. Das liest sich ausgesprochen angenehm. In der Art und Weise, wie Christoph Haupt das Buch "Ein Lied für Dulce" auf Deutsch las, wurde daraus ein hörenswerter Genuss. Haupt fiel in den Singsang der Musik, nahm den Rhythmus des Buches und der Band an. Eine außergewöhnliche Art einer Lesung, angenehm und besonders. Dazu die Musik der beiden Musiker, die fein abgestimmt immer wieder den passenden Rahmen für das Buch bildeten.

Von Guido Schneider


Siegener Zeitung (28.09.2017)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Guido Schneider (schn)

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